Es war ein imposantes Bild, das sich am Sonntag auf dem Bayerwaldkönig bot: Tausende Besucher, unter die sich die Repräsentanten des Bayerischen Waldvereins, des Waldgaus, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und weitere politische Prominenz bei der traditionellen Arberkirchweih im Landkreis Cham mischten.
Eine Premiere hatte auch der neue „Arberpfarrer“, Alexander Kohl, dem als Konzelebrant der Ortspfarrer von Lam und Lohberg, Ambros Trummer, zur Seite stand. Der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten war ein besonderes Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für die traditionsreiche Veranstaltung an einem besonderen Ort.
Die älteste Bergfeier des Bayerischen Waldes liege den Waidlern besonders am Herzen, attestierte der Präsident des Bayerischen Waldvereins, Sebastian Gruber. „Sind wir am heutigen Tag dankbar, demütig, freudvoll und auch stolz auf unsere Heimat.“ Es gehe bei der Arberkirchweih nicht um Volkstümelei, sondern um Bodenhaftung, ein Gespür für Kultur, Brauchtum, Natur, und alles, was sich an Innovationskraft daraus ableite. Die Staatsregierung unterstütze den Bayerischen Wald maßgeblich bei vielerlei Maßnahmen. „Was man mit Geld nicht bezahlen könne, ist der Zusammenhalt der Menschen“, betonte Gruber. „Möge von dieser Arberkirchweih Kraft, Zuversicht, Selbstbewusstsein, Stolz und Dankbarkeit ausgehen“, wünschte er sich.
Nachdenkliche Predigt
Gauvorstand Andreas Tax empfand es als besondere Ehre, dass sich der Ministerpräsident Zeit genommen habe. Er bedankte sich bei Betriebsleiter Thomas Liebl. „Ohne große Worte – immer auf dem kurzen Weg“, beschrieb Tax die großartige Zusammenarbeit.
„Bei herrlichem Wetter haben wir uns heute auf dem Gipfel des Großen Arbers versammelt“, sagte Pfarrer Alexander Kohl. Viele Menschen fühlten sich hoch oben auf dem Gipfel der Berge Gott ganz besonders nahe. Beim Gottesdienst dürfe man erfahren, wie sich Himmel und Erde berühren. „Auf den Bergen wohnt die Freiheit, und dort ist es schön“, zitierte Pfarrer Kohl aus dem König-Ludwig-Lied. Bei König Ludwig sei die Rede von der Freiheit, ein Wort, das seit ein paar Jahren stark strapaziert werde. „Freiheit bedeute für manche, sich nichts vorschreiben zu lassen.
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Die Folgen davon spüren die Menschen manchmal am eigenen Leib. Das ist nichts anderes als Egoismus! Ich, ich, ich ist das neue Glaubensbekenntnis vieler Zeitgenossen“, so der Seelsorger. Hasskommentare in den sozialen Medien enden oft in Tragödien. Freiheit heiße für den Priester, das Herz weit zu machen. Schönheit sei für ihn verbunden mit einem Stück Dankbarkeit, der allerdings die schwarzen Gewitterwolken des Anspruchsdenkens und der Schwarzseherei in die Quere kommen.
Sorge und Angst stehen bei vielen an der Tagesordnung. Für ein gelingendes Leben sei dies ein Klotz am Bein. „Wer keine Dankbarkeit spürt, wird anecken, weil er mit der Welt und sich selber nie zufrieden ist“, so Kohl.
Viel Engagement im Glaube
Markus Söder war ergriffen vom Berg-Gottesdienst. „Ich weiß nicht, ob einst die Könige am Großen Arber waren, ein Ministerpräsident war es jedenfalls noch nie“, hatte sich der gut gelaunte Gast in der Staatskanzlei schlau gemacht. Der Kirchweih-Sonntag gebe Halt und Kraft in schwerer Zeit. „Klappt das eigentlich noch: Diejenigen, die unsicher im Glauben geworden sind, zurückzuführen? Wird nicht überall von Krise geredet – besonders in der Kirche?“, hinterfragte er.
Manche denken sogar, die Zeit der Kirche sei vorbei. Es gebe jedoch auch unheimlich viel Engagement im Glauben. „Jede Woche gehen mehr Menschen in die Gottesdienste, als in die Fußballstadien“, sagte der Ministerpräsident. Als er ein junger Mann war, dachte er, er könne die Welt alleine aus den Angeln heben. Durch den Tod seiner Mutter drei Wochen vor seiner ersten Landtagswahl merkte er, dass es Dinge gebe, die er nicht beeinflussen könne. Er fand über einen kleinen Gebetskreis engagierter Christen wieder zum Glauben zurück und habe gelernt, dass sich Gott für jeden Menschen interessiere.
„Gipfelkreuze bleiben“
Man spreche nicht umsonst von der frohen Botschaft. Die Predigt des Arberpfarrers beinhaltete auch froh machende Akzente und war nicht nur voller Sorge erfüllt. Sie habe Mut gemacht. Jeder könne immer und jederzeit umkehren. Es gebe viel Licht, selbst in der allerschwierigsten Zeit. Unglaublich viele Menschen helfen einander. „Wir brauchen eigentlich Mission daheim“, machte Söder bewusst.
Der Glaube brauche Gemeinschaft, darum sei auch der Gottesdienst so wichtig. Manche Leute überlegen, Gipfelkreuze abzuschaffen. „Wir in Bayern werden dies nicht tun“, versprach der Ministerpräsident. Sicherlich sei auch in Bayern und Deutschland vieles nicht einfach, aber den Bürgern gehe es besser als 90 Prozent der Menschen auf der Welt.
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