Fluthelfer ausgezeichnet
Fuhrpark des BRK im Landkreis Cham ist um drei Anschaffungen reicher

21.04.2024 | Stand 21.04.2024, 20:00 Uhr

Furths Stadtpfarrer Karl-Heinz Seidl (re.) und der evangelische Geistliche Michael Rummel baten um den Schutz Gottes für die neuen Fahrzeuge.

Theo Zellner sprach „von den Folgen einer Friedenseuphorie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989“: Nach Jahren, in denen dem Thema Katastrophenschutz auf Bundesebene nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt worden sei, brauche es dringend ein Umdenken, forderte der BRK-Kreisvorsitzende bei einer Feierstunde im Rettungszentrum in Furth im Wald.
Der BRK-Kreisverband Cham ließ dort am Samstag zwei Fahrzeuge segnen, mit denen die Katastrophenschutz-Einheiten in der Region eine kräftige Aufwertung erfahren: einen vom Freistaat Bayern finanzierten Mannschaftstransportwagen CBRN(E) samt Gerätehänger für die Heißwasserdampf-Desinfektion und einen vom Bund beschafften Krankentransportwagen Typ B für den Zivilschutz.

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Der langjährige BRK-Präsident Theo Zellner ging auf die seit dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts immer wieder zitierte Zeitenwende ein. „Es braucht ein Gefühl der Sicherheit in der Bevölkerung, es braucht moderne Ausstattung. Und wir müssen uns dem stellen. Wir als BRK sowieso, aber natürlich immer auch in der Gemeinschaft mit den anderen Organisationen“, forderte Zellner ein entschlossenes Eintreten für den Zivil- und den Katastrophenschutz, für den seit Jahren immer wieder um Mittel gerungen werden müsse.
Die Pandemie und der Krieg in Europa hätten Staaten und Gesellschaften vor besondere Situationen gestellt. „Die Zeitenwende ist nicht etwas, was allein das Militär betrifft, sondern auch uns im Zivil- und Katastrophenschutz“, meinte der frühere Landrat. „Ich bin sehr froh darüber, dass man mit der Anschaffung solcher Fahrzeuge auf Bundesebene erkennt, wie notwendig das ist.“

Schlüssel übergeben

Zellner skizzierte dabei so etwas wie die Idealvorstellung aus Sicht der Hilfsorganisationen. Sie stellten die Menschen, die leidenschaftlich bei der Sache seien und viel mehr leisteten, als es ihre Pflicht sei. „Das Material dazu muss aber von den staatlichen Behörden kommen“, befand der Kreisvorsitzende, der den Verantwortlichen der zuständigen Rot-Kreuz-Einheiten, Fritz Korherr für die Bereitschaft Furth im Wald und Patrick Schwarz für die Schnelleinsatzgruppe CBRN(E), die Schlüssel für die neuen Fahrzeuge übergab.
Während der Krankentransportwagen in der Drachenstichstadt stationiert sein wird, hat der Mannschaftstransporter – CBRN(E) steht für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren sowie explosive Stoffe – seinen Standort am Rettungszentrum in der Chamer Tiergartenstraße.
Auf die genannten Bedrohungslagen und aktuelle Sicherheitsfragen ging auch Landrat Franz Löffler ein. Die Zeiten seien sehr bewegt. „Da tut es gut, dass Bund und Länder Verantwortung übernehmen und einen ganz wesentlichen Teil durch solche Sondereinsatzmittel anschaffen und zur Verfügung stellen“, meinte das Landkreis-Oberhaupt.
Diese Mittel seien jedoch nur etwas wert, wenn es Kräfte gebe, die sich – „zumeist auf ehrenamtlicher Basis, aber dennoch hochprofessionell“ – mit Einsatzlagen auseinandersetzten. „Das ist der Wert, der Kern dieses ganzen Systems! Die genauen Gefahren kennen wir nicht, aber bestmöglich vorbereitet zu sein – das ist die andere Sache. Und da wissen wir uns in der Region in allerbesten Händen“, betonte Löffler und dankte dem BRK sowie anderen Hilfsorganisationen wie der Feuerwehr oder dem THW für die Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl.
„Wir haben in puncto Sicherheit tatsächlich eine relativ stabile Situation. Auch deswegen, weil wir gut organisiert sind“, meinte der CSU-Politiker mit Blick auf die Region und „die gute Vereinbarkeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen“. Wenngleich er nachdenklich anmerkte, dass die Gesellschaft seit 2020 und dem Ausbruch der Pandemie gemerkt habe, dass längst nicht alles so selbstverständlich sei, wie gerne angenommen.
„Das hat sich keiner ausmalen können, was das für eine Dimension annimmt. Ich habe mir das nie vorstellen können, dass ein Katastrophenfall Wochen und Monate andauert“, sagte der Landrat, der Zellner für die beiden neuen Fahrzeuge Rosenkränze aus Neukirchen b. Hl. Blut als Schutzgegenstände überreichte.
Gottes Schutz für alle, die mit dem Krankentransport- und dem Mannschaftstransportwagen unterwegs sind, erbaten Karl-Heinz Seidl und Michael Rummel. „Jeder Einsatz ist ein Aufbruch, ein Aufbruch ins Ungewisse. So routiniert die Mitarbeiter im Rettungsdienst, die Notärzte und die Feuerwehren auch sind: Was sie erwartet, wissen sie nicht“, sagte Seidl in seinen Segensgedanken.
Immer wieder seien die BRK-Kräfte mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Da brauche es neben aller Routine Mut, gute Vorbereitung, gutes Material und Fahrzeuge – und es brauche Gottvertrauen. „Eure Einsätze sind ganz im Sinne Jesu, eure Einsätze sind Werke der Barmherzigkeit, dienen dem Leben und dem Lebensschutz. Das ist wahre Diakonie“, sagte der Further Stadtpfarrer.
Martin Ibrom, der BRK-Katastrophenschutzbeauftragte der Landesgeschäftsstelle in München, würdigte das ehren- und hauptamtliche Engagement innerhalb der Rot-Kreuz-Familie, aber auch das Zusammenwirken mit den anderen Organisationen vor Ort.
An die Politik – zu der Feierstunde waren die Bundestagsabgeordnete Martina Engl-hardt-Kopf (CSU) sowie die Landtagsabgeordneten Gerhard Hopp (CSU) und Julian Preidl (Freie Wähler) gekommen – appellierte Ibrom, weiter gemeinsam an Netzwerken zu stricken. In den Blaulicht-Organisationen fänden sich jede Menge Experten und Expertise.

Gelebte Zusammenarbeit

BRK-Katastrophenschutzlei- ter Tobias Muhr stellte das Miteinander der Blautlicht-Familie heraus. „Der Katastrophenschutz – das ist nicht ein Haus. Das ist nicht eine Organisation und das ist nicht eine Einsatzeinheit“, erklärte er. Im Sinne des Gesetzes sei er die Zusammenarbeit aller Organisationen, die unter der Koordination der Kreisverwaltungsbehörde zur Hilfe verpflichtet, aber auch zur Hilfe bereit seien. Und genau so werde es im Landkreis gelebt.
Der Politik gab Muhr zwei Bitten mit auf den Weg – einmal die, „das Thema Helferfreistellung im Bereich der Aus- und Fortbildung nicht aus den Augen zu verlieren“. Muhrs zweites Anliegen: die Hilfsorganisationen in Infrastrukturfragen nicht zu vergessen.
Ehe es für die Ehrengäste und Angehörigen der beteiligten Rot-Kreuz-Einheiten ein vom BRK-Betreuungsdienst zubereitetes Weißwurstfrühstück gab, bekundeten Zellner und Löffler den Fluthelfern des Kreisverbands ihren Respekt, die 2021 „in selbstloser, mutiger Weise“ im Ahrtal gefordert gewesen seien.So freuten sich 17 Aktive – nicht alle waren am Samstag anwesend – über die rheinland-pfälzische Fluthilfemedaille 2021 und eine von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Michael Ebling unterzeichnete Urkunde.
• Die Geehrten, die zudem eine BRK-Hochwassernadel erhielten, waren: Erich Müller, Maria Gmach, Andreas Liebert, Florian Scherr, Markus Hausladen, Michael Wagner, Manuel Mainka, Patrick Schwarz, Claudia Schönberger, Matthias Heimann, Tobias Muhr, Anita Freimuth-Zangl, Joseph Kraus, Siegfried Iglhaut, Sophia Fischer, Michael Hilpl und Katrin Zollner.