Wirtschaft in Cham
Gebhardt Logistic ist wegen neuer EU-Verordnung besorgt: Kommt das Aus für Holzpaletten?

17.02.2024 | Stand 17.02.2024, 15:00 Uhr |

Bei der Gebhardt Solutions GmbH: (v. l.) MdEP Christian Doleschal, der Inhaber der Firma Gebhardt Logistic, Franz Lesch, Chams Bürgermeister Martin Stoiber und der Geschäftsführer des Verbands für Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackungen (HPE), Marcus Kirschner Fotos: Gebhardt

Eine hochrangige Delegation mit Vertretern aus Politik und Industrie, darunter der Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Christian Doleschal, der Bürgermeister der Stadt Cham, Martin Stoiber, der Europa-Listenkandidat Jonas Strasser und Marcus Kirschner vom Verband für Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackungen (HPE), besuchte kürzlich das Logistikunternehmen Gebhardt.



Ziel des Besuchs war es, über die Zukunft von Holzpackmitteln zu diskutieren. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden europäischen Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation – PPWR) war dieser Besuch für das Chamer Unternehmen von großer Wichtigkeit.

Die Umsetzung dieser Verordnung hätte tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Holzverpackungsindustrie und speziell auf die Produktion von Systempaletten bei Gebhardt. Seit über 190 Jahren steht das Unternehmen für Qualität und Innovation in der Herstellung von Holzpaletten und ist damit ein zentrales Glied in den Lieferketten zahlreicher Industriezweige.

Die neue EU-Verordnung könnte jedoch die Existenzgrundlage des Unternehmens gefährden, indem sie die Verwendung von Holz als Packmittel stark reglementiert. Das darin geforderte „High Qualitiy Recycling“, welches vorsieht, dass z.B. aus einer Holzpalette nach dem Recyclingvorgang wieder eine neuwertige Holzpalette entstehen muss, ist technisch völlig unmöglich, informiert Gebhardt in seiner Pressemitteilung.

Potenziell desaströse Folgen

„Die Holzpackmittelindustrie und ihre Zulieferer aus der Säge- und Holzwerkstoffindus-trie warnen vor den potenziell desaströsen Folgen der PPWR für Wirtschaft, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft. Die Verordnung, die in erster Linie auf eine Reduzierung von Kunststoffabfällen abzielt, berücksichtigt nicht die spezifischen Eigenschaften und den ökologischen Nutzen von Holzverpackungen“, heißt es in der Firmenmitteilung.

Und weiter: „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und dient als wichtiger Kohlenstoffspeicher, dessen Einsatz in der Verpackungsindustrie eine lange Tradition im Recycling und in der Kreislaufwirtschaft hat. Die Branche appelliert daher an die Europäische Kommission, eine klare Unterscheidung zwischen erneuerbaren Materialien wie Holz und solchen auf fossiler Basis in der neuen Verordnung zu treffen. Es wird gefordert, Holzverpackungen aus dem Geltungsbereich der PPWR auszunehmen, um deren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu wahren und sinnwidrige Konsequenzen für die Industrie zu vermeiden.“
Gebhardt nahm den Besuch der Delegation zum Anlass, um den Besuchern die Bedeutung der Holzpackmittelindustrie für die regionale Wirtschaft sowie für die nationalen und internationalen Lieferketten zu vermitteln. Als Hersteller von Systempaletten aus Hartholz beliefert das Unternehmen Kunden in aller Welt, welche die Gebhardt-Paletten vor allem in Hochregallagern zur Unterstützung der Intralogistik verwenden.

In einer Podiumsdiskussion beleuchteten die Teilnehmenden die Auswirkungen der PPWR-Verordnung. Dieser Austausch sollte dazu beitragen, die praktischen Auswirkungen der geplanten Verordnung zu verdeutlichen und die Notwendigkeit von Anpassungen im Sinne des Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit zu unterstreichen.

Für eine nachhaltige Zukunft

Gebhardt setzt sich für eine nachhaltige Zukunft ein, in der Holzverpackungen weiterhin eine zentrale Rolle in einer umweltfreundlichen und effizienten Logistik spielen. Dies unterstreichen kontinuierliche Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit, wie etwa der Neubau eines Biomassekraftwerks mit rund 1 MW am Standort Cham, das unter Normalbetrieb zu einem 100-prozentig fossilfreien Kreislauf beiträgt“, so das Unternehmen.

„Der Besuch der EU-Delegation war ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für die spezifischen Herausforderungen der Branche zu schärfen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Anforderungen gerecht werden.“

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