Furth im Wald
Kreisverband für Gartenbau und Landespflege ist Mahner und Werber für eine „grüne“ Zukunft

16.11.2023 | Stand 16.11.2023, 16:47 Uhr

Volles Haus im ATT. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt, das Interesse an der Sitzung im Jubiläumsjahr groß.

Obst- und Gartenbauvereine sind weit mehr als Schrebergärtner auf der gemeinsamen Jagd nach Schnecken und dem größten Kürbis. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege schnell klar.

50 Jahre hat der Kreisverband auf dem Buckel. In dieser Zeit hat sich die Mitgliederzahl versechsfacht, führte Susanne Deutschländer, Geschäftsführerin des Verbandes, in ihrem Vortrag aus. Am 11. Februar 1973 war man mit rund 2000 Mitgliedern gestartet, heute sind 12000 Mitglieder in 66 Ortsvereinen organisiert. „Das heißt, jeder zehnte Landkreisbürger ist in einem Obst- und Gartenbauverein (OGV). Ich finde das ist eine beeindruckende Zahl.“

Nachdenkliche Worte

Das sieht auch der 1. Vorsitzende so, Landrat Franz Löffler. In seiner Ansprache zur Lage im Verband, sagte er: „Da sieht man, welch hohen Stellenwert das Thema in unserer Gesellschaft hat.“ Trotzdem forderte er die zahlreichen Anwesenden dazu auf, nicht locker zu lassen und weiter Werbung für die Sache zu machen.

Das Geheimnis des Erfolgs gehe dabei auf die Zeit der Gründerväter zurück. Löffler dankte insbesondere auch seinen beiden Vorgängern, den Altlandräten Ernst Girmindl und Theo Zellner. Das Vereinsziel war demnach nie der Eigenzweck, dazu muss man sich nicht organisieren. „Von Anfang an war klar, dass in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die Belange der Natur geschaffen werden soll.“

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In der ersten Zeit sei es vor allem darum gegangen, den Anbau von Obst und Gemüse zu forcieren. Später rückte der Ziergarten in den Vordergrund. „Auch wenn der Wert von selbst angebautem Obst und Gemüse heute wieder ein Stück weit mehr geschätzt wird, so hat das Gefühl für eigenes Obst und Gemüse nachgelassen.“ In der Folge richtete Löffler einen leidenschaftlichen Appell an die Anwesenden: „Wie kann es sein, dass an den Bäumen entlang der Straßen Äpfel hängen, die nicht gepflückt werden?“ Das habe es früher nicht gegeben. Hier seien auch die Mitglieder gefordert das Bewusstsein der Menschen zu schärfen. Er plädierte für mehr regionalen und vor allem saisonalen Konsum. Es müsse nicht zwingend das ganze Jahr alles in den Supermarktregalen geben. „In meiner Kinderzeit wurde noch eingeweckt.“ Ob aus Bequemlichkeit, Zeitmangel und Wohlstand und „weil alles immer im Überfluss vorhanden ist, muss man sich darum nicht kümmern.“

Die Mitglieder der OGVs seien der Gegenentwurf zu diesem Verhalten. Und das tut seiner Ansicht nach bitter Not: „In einer Zeit, in der der Igel auf die Liste der bedrohten Arten gerutscht ist, in der die Artenvielfalt sinkt, wird es immer wichtiger, sich dem naturnahen Garten zu widmen.“ Aber das ist nur ein Teilbereich der modernes Vereinsleben im OGV ausmacht. Altes Wissen wird bewahrt und weitergegeben, man stellt sich dem Klimawandel und kümmert sich um die Jugend: „Wie sollen Kinder später ein Bewusstsein für die Natur entwickeln, wenn es ihnen in der Jugend nicht beigebracht wird?“, so Löffler.

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Schon lange fragt man sich seitens des Verbandes und des Kreistags, was man zur Verbesserung beitragen kann. So gibt es das Hausbauprogramm: „In den Jahren 2020 bis 2023 konnten insgesamt 1739 Obstbäume und 307 Laubbäume ausgegeben werden.“

Pflanz-, Pflege- und Säuberungsaktionen entlasten die Kommune, Naturgärten mit Verzicht unter anderem auf chemischen Pflanzenschutz sorgen für den Erhalt der ökologischen Vielfalt. „Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es in manchen Gemeinden aussähe, wenn es den OGV nicht gäbe.“

Großen Raum nahm in seiner Rede die „über dreißigjährige, grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn, dem tschechischen Kleingärtnerverband“ein. Viele gemeinsame Treffen und Lehrfahrten hätten aus Kollegen Freunde gemacht.

Dank von den Nachbarn

Das konnte Jan Hinterholzinger, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Domaazlice, nur bestätigen. In einer kurzen Ansprache bedankte er sich bei den Anwesenden für die Freundschaft und kündigte gleichzeitig an, sich aus Altersgründen aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er erhielt aus Dankbarkeit für die gute Zusammenarbeit einen Apfelbaum.

Weitere Ehrungen gingen an die Familien Skinner, Kulzer und Kiener, die am „Tag der offenen Gartentür“ viele Menschen in ihre Naturparadiese blicken ließen. Auch die Stadt Roding wurde für eine Aktion an diesem Tag geehrt. Schließlich gingen Urkunden und Prämien an Sieger des Kreisentscheids „Unser Dorf hat Zukunft“: Hiltenbach (Kategorie: Dörfer bis 600 Einwohner) unter anderem für hervorragende Durchgrünung und intaktes Dorfleben, Walderbach (601 bis 3000) für das breitgefächerte Angebot für junge Familien wie Kinder- und Naturkindergarten sowie Verbesserung der Spielplätze. Sonderpreise gingen an Gleißenberg für die extensive Beweidung der landwirtschaftlichen Flächen sowie an Ried bei Gleißenberg für die Gemeinschaftsleistung der Vereine für das Dorfzentrum.