Zeitalter der Astronomie
LMU-Professor referierte in Wettzell: Kosmische Reise vom Urknall zum Sternenstaub

04.05.2024 | Stand 04.05.2024, 13:00 Uhr

Prof. Burkert bei seinem Vortrag im Benedikt-Stattler-Gymnasium Foto: Niklas Klügel

„Wir leben im goldenen Zeitalter der Astronomie“, so die Worte von Prof. Andreas Burkert von der Ludwig-Maximilians-Universität München, der am vergangenen Donnerstag einen fesselnden Vortrag über den Urknall und das Universum in der Aula des Benedikt-Stattler-Gymnasiums hielt.

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Denn die technologischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, von leistungsstarken Teleskopen und Satelliten bis hin zu Supercomputern, ermöglichen es den Menschen, immer wieder Neues im Kosmos zu entdecken. Mit dem erklärten Ziel, die „Schönheit des Verstehens“ zu vermitteln, führte er das zahlreich erschienene Publikum auf eine faszinierende Reise, vom kleinsten Atom bis zu den Galaxienhaufen und kosmologischen Filamenten, den größten Strukturen, die es im Universum gibt.

Galaxie erklärt

Ausgangspunkt der Reise war unser Sonnensystem. Burkert erläuterte, dass das Sonnensystem, wie alle Sterne der Galaxie, das Zentrum der Milchstraße umkreist und etwa zehn Millionen Kilometer in acht Stunden zurücklegt. Die Sonne und die großen Gasplaneten wie Jupiter und Saturn bestehen größtenteils aus Wasserstoff und Helium, während die inneren Planeten hauptsächlich aus schwereren Elementen wie Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff bestehen. Doch woher kommen diese Elemente? Die leichtesten Moleküle, Wasserstoff und Helium, entstanden kurz nach dem Urknall, dem „Tag ohne Gestern“, vor 13,82 Milliarden Jahren.

Die größeren Atome von Lithium bis Eisen entstanden hingegen nicht beim Urknall, sondern in den Sternen durch Kernfusionsprozesse. In diesem Sinne besteht die Erde und alles Leben darauf, insbesondere auch wir Menschen, aus „Sternenstaub“. Atome, die schwerer sind als Eisen, entstehen nur in Supernovae, den gewaltigen Explosionen, in denen riesige Sterne ihr Dasein dramatisch beenden. Diese Riesensterne verbrennen ihre Masse so schnell in ihren Kernprozessen, dass sie „nur“ einige zehn Millionen Jahre bestehen. Rote Zwerge hingegen, Sterne die deutlich kleiner sind als unsere Sonne, können mit bloßem Auge nicht von der Erde aus erkannt werden. Dafür verbrennen sie ihr Kernmaterial extrem langsam, über einen Zeitraum bis zu einer Billion Jahre hinweg, so dass seit Beginn des Universums noch kein einziger Roter Zwerg erloschen ist.

Der Vortrag behandelte nicht nur das Ende der Sterne, sondern vor allem auch ihre Entstehung, die Burkert und seine Kolleginnen und Kollegen erforschen. Anhand wissenschaftlicher Simulationen zeigte Burkert, wie Sterne in riesigen interstellaren Gaswolken entstehen. Er präsentierte reale Aufnahmen solcher Gaswolken, wie die berühmten „Säulen der Schöpfung“, und unterstrich damit eindrucksvoll seine Ausgangsthese von der „Schönheit des Verstehens“.

Außerirdisches Leben?

Auch zur Frage nach außerirdischem Leben im Universum äußerte sich Prof. Burkert. Im sichtbaren Universum gibt es rund 100 Milliarden Galaxien, wobei jede Galaxie im Schnitt 100 Milliarden Sterne enthält. „Das sind so viele, dass ein Sandkorn, das man auf Armeslänge auf den Finger legt, 6000 Galaxien verdeckt, die im Sichtfeld dahinter liegen“, erklärte Burkert, der stets anschauliche Beispiele für die kaum vorstellbaren Größendimensionen, von den Atomen bis hin zu kosmischen Strukturen, fand. Die Wissenschaft geht mittlerweile stark davon aus, dass fast jeder Stern ein oder mehrere Planeten hat, so dass es wohl mehr Planeten als Sterne im Universum gibt. „Dass wir bei dieser Anzahl von Planeten der einzige mit Leben im Universum sein sollten, ist kaum vorstellbar“, resümierte Prof. Burkert.