Erfahrung und Fachwissen
Pflege-Mama Claudia Schuh päppelt im Tierpark Lohberg einen Uhu wieder auf

25.12.2023 | Stand 25.12.2023, 17:00 Uhr

Claudia Schuh mit ihrem „Pflegekind“, das bereits wieder Kräfte gesammelt hat Foto: Maria Frisch

Wenn es im Winter kalt wird, dann schrumpft das Nahrungsangebot für Tiere. Dies wäre bei den starken Schneefällen Anfang des Monats beinahe einem erwachsenen Uhumännchen zum Verhängnis geworden.

Eigentlich war der Eulenvogel bereits so entkräftet, dass sein Schicksal besiegelt schien. Sein großes Glück war, dass er in die Obhut der fachlichen Leiterin des Bayerwald-Tierparks, Claudia Schuh, kam, die ihn langsam wieder ins Leben zurückholt. Aber zurück zum Anfang:

Der letzte Zufluchtsort des stattlichen Vogels war ein Garten in Zwiesel. Als er nicht mehr wegflog, verständigten die Besitzer die dortige Polizei, die den Fund bei der Naturschutzbehörde am Landratsamt in Regen meldete. „Wenn sich ein Wildtier anfassen und mitnehmen lässt, ist es in der Regel so entkräftet, dass Hilfe geboten ist“, so die Faustregel von Claudia Schuh, wann man eingreifen oder es lieber bleiben lassen sollte. Soweit so gut.

Man kann viel falsch machen

Nun brauchte man eine Pflegestelle, damit der arme Kerl überhaupt eine Chance hatte. Grundsätzlich sollte es keine Privatperson ohne Vorkenntnisse auf eigene Faust versuchen, ein Wildtier aufzupäppeln, weil man einfach zu viel falsch machen kann. Es ist wohl dem guten Ruf von Claudia Schuh über die Landkreisgrenze hinweg geschuldet, dass sie ins Spiel kam. Die Tierärztin hat die entsprechende Erfahrung und das Fachwissen, wie mit einem entkräfteten Fundtier zu verfahren sei.

Lesen Sie hier: Johannes Berzl aus Rimbach auf allen Kanälen

So gelangte der Gefiederte von Zwiesel nach Furth im Wald, wo ihn Claudia Schuh erst einmal untersuchte, aber keine äußere Verletzung feststellen konnte. Der Grund für den desolaten Zustand war wohl, dass er aufgrund der Schneefälle kein Beutetier erwischte. „Bei Frost laufen die Mäuse unter der Schneedecke“, weiß Claudia Schuh. Bei der Anstrengung, bei der binnen einiger Tage gewachsenen Schneehöhe, etwas zu Fressen aufzutreiben, hat der Uhu wohl zu viel Energie verbraucht. Die Tatsache, dass er nach vergeblichen Mühen in einem Garten gelandet ist, hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. „Er hatte einfach Glück, dass er gefunden wurde. Ansonsten wäre es ziemlich schnell sein Ende gewesen“, sagt die Leiterin des Bayerwald-Tierparks. Da sie sich vermehrt um ihren gefiederten Gast kümmern musste, ließ sie ihn an ihrem Wohnort in Furth im Wald.

Lebensgeister kehren zurück

Die Veterinärin hat durch ihre Tierliebe, gepaart mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl, schon etlichen Tieren ein zweites Leben geschenkt. Im Fall des Uhus, der am Nikolaustag bei ihr eintraf, kehrten die Lebensgeister nur langsam zurück. Sie muss ihn zwar immer noch füttern, aber die Verdauung funktioniert wieder. „Er wird langsam kecker und ich sehe, dass er sich ab und an über mich ärgert. Das ist ein gutes Zeichen“, freut sich die Tierärztin über diese normalen Reaktionen. Mittlerweile hat auch bereits das Landratsamt Regen über das Befinden nachgefragt. Natürlich war die Naturschutzbehörde erfreut über die Aufwärtsentwicklung.

Wie es mit der gefiederten Spezies weitergeht, hänge von der vollständigen Genesung ab. „Vorrangiges Ziel wäre die Auswilderung in dem Gebiet, aus dem er kommt“, so seine Pflege-Mama. Aber dafür muss erst die weitere Entwicklung abgewartet werden. „Im Moment ist er noch nicht soweit“, sagt Schuh. Ihr war von Anfang an klar, dass sie ihren Zögling vorsichtig anfüttern muss, um den Stoffwechsel wieder zu normalisieren. Zuviel Futter wäre der sichere Tod gewesen, weil der Körper dies nicht hätte verdauen können.

kfl