Wandelndes Geschichtsbuch
Stadt Furth im Wald würdigt seine Lebensleistung: Bürgermedaille für Werner Perlinger

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 11:00 Uhr

Frieda Perlinger erhielt von Sandro Bauer einen Blumenstrauß. Mit ihrer Geduld habe sie die Lebensleistung von Werner Perlinger erst ermöglicht. Fotos: Frimberger

Bei seiner Dankesrede wird schnell klar, warum Werner Perlinger die Bürgermedaille der Stadt Furth im Wald mehr als verdient hat. Was die Historie der Region angeht, ist er ein wandelndes Geschichtsbuch.

Der große Rathaussaal ist am Samstagvormittag bis zum letzten Platz gefüllt. Die Bestuhlung reicht nicht aus, Nachschub muss geholt werden, Freunde, Verwandte, Wegbegleiter, Stadträte und Vertreter der Verwaltung sind gekommen, um einen Mann für seine Lebensleistung zu ehren. Zu Recht, wie Bürgermeister Sandro Bauer in seiner Laudatio später deutlich machen wird.

Viele gratulieren zur Ehrung

Zunächst nestelt er aber noch an seiner Bürgermeisterkette herum. „Ich trage die Amtskette nur zu ganz ausgewählten Anlässen, wie dem Leonhardiritt oder bei den Hofrechten während des Drachenstichs“, sagt er zu Erklärung, warum er mit den Insignien der Macht ein wenig fremdelt.

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Damit macht er aber auch die Bedeutung des Augenblicks klar. Viele gratulieren Werner Perlinger, der zusammen mit seiner Frau Frieda natürlich in der ersten Reihe sitzt, schon bevor Bauer seine Laudatio beginnt. Der tritt dann ans Rednerpult: „Es ist mir eine große Ehre, Sie heute begrüßen zu dürfen zu einem Festakt und zur Ehre eines Mannes, dessen Leidenschaft für die Geschichte unserer Stadt Furth im Wald uns alle tief beeindruckt.“ Einstimmig hat der Stadtrat demnach in seiner Sitzung vom 7. Dezember 2023 beschlossen, Perlinger die Bürgermedaille „als Anerkennung seiner her-ausragenden Verdienste um die Dokumentation und Präsentation der Stadtgeschichte von der ersten urkundlichen Erwähnung bis zur Gegenwart“ zu verleihen. Drei Geschichtsbände hat Perlinger verfasst und ist dabei den Anfängen der Drachenstichstadt ebenso auf den Grund gegangen, wie ihrem weiteren Verlauf bis in die Neuzeit. Ebenso eine Quelle des Wissens ist sein Werk über die Geschichte der Further Bürgerhäuser.

„Werner Perlinger dokumentiert die Geschichte der Stadt Furth im Wald mit einer bemerkenswerten, auch wissenschaftlichen Gründlichkeit und einem besonderen histografischen Umstand.“ Große Auszeichnungen hat der 81-Jährige, der am 5. Oktober 1942 in Chammünster geboren wurde und seit seinem achten Lebensjahr in Furth wohnt, bereits einige erhalten. Dazu gehören das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt und der Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz. Auch wenn ihn das Thema seit seiner Kindheit gefesselt hat, Geschichte studiert hat der Geehrte allerdings nie. Stattdessen wurde er Journalist und wechselte im Jahr 1985 in die Stadtverwaltung, ließ sich zum Archivar ausbilden. Im Archivwar er auch nach seiner Pensionierung im Jahr 2007 noch geringfügig beschäftigt.

„Werner Perlinger hat sein Wissen und seine Expertise weit über die Grenzen unserer Stadt hinausgetragen. Er hat uns gezeigt, dass Geschichte mehr ist als Jahreszahlen – sie ist das Echo unserer Vorfahren. Sein Beitrag zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes wird noch lange nachwirken.“

Die Bedeutung der Stadt

In seiner Dankesrede stellte der frisch gebackene Bürgermedaillienträger eindrucksvoll sein Wissen unter Beweis. Ohne Manuskript gab er einen Abriss über die Further Stadtgeschichte, der Staunen macht. Auch ganze lateinische Textpassagen sagt er aus dem Gedächtnis auf und macht mit seinen launigen Ausführungen Lust darauf, selbst tiefer in die Geschichtsforschung einzutreten. Als er von Bauer über die Ehrung informiert und nach einem Termin gefragt wurde, wünschte er sich den April, denn: „Der 9. April ist ein historisches Datum, an diesem Tag im Jahr 1086 wurde Furth erstmals urkundlich erwähnt.“

Perlinger wusste über die Zusammenhänge und Persönlichkeiten der Zeit ebenso detailliert zu berichten wie über die Entstehung des Namens Furth im Wald und seine zentrale Bedeutung am Wegesrand bedeutender Handelsrouten. Eine besondere Rolle habe dabei die Kalte Pastritz gespielt, an der sich seiner Meinung nach die Handelsrouten getroffen haben. Daher war sein Wunsch an Bauer, dem Stadtbach während der Gartenschau die Bedeutung zukommen zu lassen, die ihm zusteht. Bauer nahm es mit Lächeln zur Kenntnis.