Gemeinderat Lohberg
Beliebte Hochzeitslocation nicht mehr verfügbar: Pachtvertrag für Schwarzauer Haus läuft aus

18.03.2024 | Stand 18.03.2024, 12:00 Uhr

Ende 2025 läuft der Pachtvertrag der Gemeinde mit der Eigentümerfamilie aus. Foto: Maria Frisch

Bei der letzten Sitzung des Gemeinderats Lohberg (Landkreis Cham) wurde der Dorfstadl zur Durchführung von standesamtlichen Trauungen gewidmet. „Ab 2026 steht uns das Schwarzauer Haus nicht mehr zur Verfügung“, begründete Franz Müller diesen Schritt.



Da die Brautleute immer mehr Wert auf ein ansprechendes Ambiente legen, sah das Gremium eine Eignung des Dorfstadls als gegeben. Der auf 25 Jahre ausgelegte Pachtvertrag der Gemeinde mit den Besitzern läuft am 31. Dezember 2025 aus und wird wegen Eigenbedarf nicht verlängert.

Bauidentität erhalten

Vor mehr als einem Vierteljahrhundert wurde das Waldlerhaus für die Nachwelt gerettet. Die Revitalisierung des Baudenkmals war für Architekt Günter Naumann aus Regensburg eine Herausforderung, weil am Gebäude viel Bauzeitliches erhalten blieb. Diese eigene Identität instandzusetzen, ohne etwas kaputt zu machen, war das primäre Ziel. Als Naumann dem Lohberger Gemeinderat Anfang 1998 das Nutzungskonzept vorstellte, war er geradezu fasziniert, weil sich kein einziger Volksvertreter sträubte.

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Die Sanierung des Schwesterhauses vom Anwesen Jilek war im Frühjahr 2001 abgeschlossen. Die Gunst des Schicksals führte den Kunstsammler Walter Just nach Lohberg. Ab 1999 befasste sich dieser – tatkräftig unterstützt von seiner Lebensgefährtin Anneliese Sedlmayer – mit dem Bestreben, der Kunst des Bayerwalds ein Zuhause zu geben.

Bayerischer Staatsminister war zu Gast

Nachdem der Regener von Theodor Sellner den Hinweis erhalten hatte, kontaktierte er den damaligen Bürgermeister Hans Mühlbauer, mit dem er sehr schnell einig wurde. Beide fanden die Konstellation „revitalisiertes Bauernhaus und Kunstgalerie“ als ideale Lösung. Bei der offiziellen Eröffnung trat erstmals ein Bayerischer Staatsminister über die Schwelle der einstigen Hofstelle. Ab dem 1. Juni 2001 war nicht mehr die Gemeinde Lohberg, sondern der Hoch- und Tiefbauingenieur Hausherr in der Immobilie. Die Exponate stammten nur zum Teil aus seinem Besitz. Die Kontaktaufnahme zu rund 250 Malern, Keramikern und Bildhauern des Bayerwalds stieß auf derart reges Ausstellungsinteresse, dass der Betreibe nicht alle Bewerber unterbringen konnte.

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Im Februar und März 2001 parkten die letzten Handwerkerfirmen vor dem Schwarzauer Haus, um ihre erteilten Aufträge zur Restaurierung des Objektes auszuführen. Das geschäftige Treiben kam aber damit im Baudenkmal am Weideweg nicht zum Stillstand. Vielmehr trat dann der Betreiber in Aktion. Just erledigte im April 2001 seinen Part der vertraglichen Abmachung, die Installation der Beleuchtungskörper und die „Möblierung“ mit Stellwänden und Vitrinen.

Kopf einziehen ist hier wichtig

Der designierte Galerist hatte genaue Vorstellungen über die Anordnung der Einrichtungsteile. Dementsprechend hat sich der Architekt bereits Planvorlagen für die einzelnen Räume erstellt und die Ausschreibungen für die Schaukästen und das flexible Stromschienensystem nebst Spots veranlasst. Der Bauingenieur hatte sich mit seinen damals 63 Jahren erst teilweise aus seinem Berufsleben zurückgezogen. Seine Tätigkeit als Bausachverständiger behielt er noch bei. Der mittlerweile knapp 200 Jahre alte Baustil erfordert an den jeweiligen Schwellen das Einziehen des Kopfes. Der Grund dafür liegt in den für damalige Verhältnisse typischen niedrigen Türen, die größtenteils restauriert werden konnten.

Eine unerwartet große Fläche im Inneren

Nach dem Betreten des großzügigen Hausflezes im Erdgeschoss gelangten die Besucher in der Zeit des Pachtverhältnisses in die obere Foyerzone in der Alt- und Neubau markant aufeinandertreffen. Im westlichen Obergeschoss entstand im Zuge der Errichtung eines Ersatzbaus für den vormals einsturzgefährdeten Schuppen ein lichtdurchflutetes und geräumiges Atelier.

Die Außenansicht des denkmalgeschützten Waldlerhauses lässt kaum erahnen, welche unerwartet große Nutzfläche sich darin verbirgt. Dies war auch ganz im Sinne des Galeristen, der jeden Quadratmeter ausschöpfte. Selbst dem geräumigen Dachboden, der durch die Galerie erreichbar ist, hat der Pächter eine andere Funktion, als die eines Speichers zugedacht, sondern ebenfalls als Schauraum einbezogen.

Der Neubauteil beherbergt die Toiletten und die Heiztechnik. Für den längst verschwundenen Backofen wurde ein Nachfolgewerk in Anlehnung an den Urzustand geschaffen. Abgesehen von einem Stellplatz gibt es vor dem Baudenkmal keine Parkplätze. Man ging davon aus, dass die Besucher so viel Muße mitbringen, dass sie den kurzen Fußmarsch ab der nächsten Parkmöglichkeit in Kauf nehmen.

Die Widmung des Schwarzauer Hauses als zusätzliches Standesamt der Gemeinde legte den Grundstein für die erste Trauung im Mai 2011 in dem altehrwürdigen Gebäude. Viele weitere folgten.

Da Just mit Herzblut an dem Waldlerhaus hing, blieb die Bitte von Bürgermeister Franz Müller nicht unerhört, die Galeristenlaufbahn in dem Baudenkmal nach seinem Zehn-Jahresvertrag um eine Übergangszeit mit „Open End“ zu verlängern. Der Kompromiss sah einen Rückzug auf Raten vor, der dazu diente, dass das „Juwel“ nicht verwaiste. Zudem wurde Just seit Beginn des Jahres 2013 von Co-Galeristin Gabi Moser unterstützt.

Plattform für Künstler

Zurückblickend auf die 25 Jahre seit der grundlegenden Instandsetzung kann das Resümee gezogen werden, dass viele das Waldlerhaus ins Herz geschlossen haben. Viele Jahre hat in der nachweislich 1827 errichteten Hofstelle ein florierender Malkreis sein Zuhause gefunden. Mit Wunschbrunnen, Flohmarkt und Kunstversteigerungen erlöste der Hausherr etliche Tausend Euro, die wohltätigen Zwecken zugutekamen. Lange Zeit war der Wahllohberger Galerist und die „gute Seele“ des Schwarzauer Hauses, in dem er Bayerwaldkünstlern eine Plattform zur Präsentation ihrer Bilder und Kunstobjekte bot. In den letzten Jahren verspürte er sogar einen Drang, sich selbst als Ideenschmied und Kunsthandwerker zu betätigen. Mit seinen Werken bestückte er den Skulpturenhang vor dem Baudenkmal, der viel Bewunderung hervorrief.

Illustres Publikum

Bekannte Persönlichkeiten: Über die Schwelle gingen namhafte Politiker, Professoren und sonstige Persönlichkeiten.

Ein Aushängeschild Lohbergs: Die Besucher sahen die Galerie stets als eines der Aushängeschilder Lohbergs. Es sei schon gar nicht mehr nachzuvollziehen, wie viele Sonderausstellungen im Schwarzauer Haus abgehalten wurden. Malerinnen aus der Region, wie Hanne Witlatschil, Hildegard Lemberger oder Edda Bogner, Keramikerinnen wie Linde Kroher, Roswitha Runkel oder Eva Preisinger waren allesamt in Sonderpräsentationen vertreten.

Viele Ausstellungen: Hermann Eller zeigte hier eine Auswahl seiner Werke zum 80. Geburtstag, Hugo Steininger sogar zum 85. Wiegenfest. Die ehemalige Hofstelle am Weideweg demonstrierte auch eindrucksvoll, dass Kunst keine Grenzen kennt, beispielsweise mit der Einzelausstellung von Anna Halasova sowie weiteren Präsentationen tschechischer Künstler.

Holzbildhauer-Symposien: Zweimal führte der Galerist Holzbildhauersymposien durch.

kfl