Wegen drohender Herabstufung
Brandbrief an Söder: Feuerwehrler aus Mainburg kämpfen für ihr Krankenhaus

21.02.2024 | Stand 22.02.2024, 7:41 Uhr
Patrik Stäbler

Der Kommandant der FFW Mainburg, Gerhard Müller (rechts), und der Vorsitzende des FFW-Vereins Mainburg, Wolfgang Schöll, übergaben einen Brandbrief der Hallertauer Feuerwehren in der Staatskanzlei. Foto: Patrik Stäbler

Mainburger Feuerwehrleute haben sich mit einem Brandbrief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegen die drohende Herabstufung des Krankenhauses Mainburg gewehrt. Bei der Übergabe in der Münchner Staatskanzlei bekommen sie den bayerischen Regierungschef nicht zu Gesicht.



Es ist ein beeindruckendes Aufgebot an Feuerwehrleuten, das sich an diesem Vormittag vor der Bayerischen Staatskanzlei in München versammelt hat. An der Zufahrtsstraße parken drei rote Einsatzwagen, einige Schritte entfernt stehen gut 40 Männer in Uniform – und doch sind sie nicht etwa hier, um einen Brand zu löschen oder einen Menschen zu retten.

Mainburger Feuerwehr übergibt Brandbrief an Söder


Wobei es durchaus ein Notfall sei, deretwegen die Spitzen von zahllosen Wehren aus der Hallertau heute zur Staatskanzlei ausgerückt sind, versichert Gerhard Müller, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Mainburg. Denn seine Kollegen und er wollen dort einen Brandbrief an Markus Söder (CSU) übergeben. Das Ziel: Der Ministerpräsident soll sich gegen die geplante Herabstufung des Mainburger Krankenhauses zu einem medizinischen Versorgungszentrum einsetzen.

Bald keine Intensivstation mehr in Mainburg?



Dieser Schritt würde ein Ende der Notaufnahme mit Schockraum und Intensivstation an dem Standort bedeuten. Und das wiederum hätte schwerwiegende Folgen für die gut 40.000 Menschen im Einzugsgebiet sowie die Insassen der circa 60.000 Fahrzeuge, die täglich an diesem Verkehrsknotenpunkt unterwegs seien, warnt Wolfgang Schöll, der Vereinsvorsitzende der Mainburger Feuerwehr. „Durch die Herabstufung würde ein weißer Fleck in der medizinischen Notfallversorgung entstehen.“ Mit diesen Sorgen – formuliert in jenem Brandbrief – wollen die Feuerwehrleute nun also zum Ministerpräsidenten vordringen.

In Münchner Staatskanzlei: Fotos und Videos untersagt

Um kurz nach 10 Uhr werden sie in die Staatskanzlei eingelassen, wo die Hausherren jedoch jegliche Foto- und Videoaufnahmen der Übergabe untersagen. Nach knapp einer halben Stunde ist der Besuch auch schon wieder vorbei.

Zwei Beamte aus dem Gesundheits- und dem Finanzministerium hätten ihren Brandbrief entgegengenommen, berichtet Wolfgang Schöll. „Sie haben uns jedoch gesagt, dass der Einfluss der Staatskanzlei auf die Ebene der Landkreise eher gering ist.“
Genau dort fällt jedoch die Entscheidung darüber, was mit dem knapp 100 Betten zählenden Krankenhaus Mainburg geschieht. Es wird vom Landkreis Kelheim im Verbund mit der Ilmtalklinik Pfaffenhofen betrieben und belastet dessen Haushalt schon seit Jahren mit einem hohen Defizit.

Sorge: Notaufnahme Mainburg könnte entfallen



Daher soll das Krankenhaus künftig enger mit den Kliniken in den umliegenden Landkreisen zusammenarbeiten und in diesem Zuge zu einem Gesundheitszentrum herabgestuft werden.
Dabei sei die Notfallversorgung in der Region „bereits heute am Anschlag“, mahnt Feuerwehrkommandant Gerhard Müller. Ihm zufolge kommt es regelmäßig vor, dass seine Kameraden und er bei einem Unfall um jede Minute ringen, „und danach steht der Rettungswagen eine halbe Stunde, weil er nicht weiß, wo er hinfahren soll“.

Ein Wegfall der Notaufnahme in Mainburg würde diese Situation drastisch verschärfen, ist Müller überzeugt. „Ich habe auch Angst um meine Kollegen“, betont der Kommandant. „Bei einem Einsatz kann immer etwas passieren. Und wenn es dann 45 Minuten bis ins nächste Krankenhaus dauert, geht womöglich wertvolle Zeit verloren.“

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In dem Brandbrief der Feuerwehren heißt es dazu: „Gesundheitsversorgung darf kein Privileg der großstädtischen Bevölkerung sein.“ Die Herabstufung des Mainburger Krankenhauses führe zu längeren Transportwegen, „die über Leben und Tod entscheiden können“. So ließen sich beispielsweise ein Herzinfarkt, eine Lungenembolie oder traumatische Verletzungen nicht mehr zeitnah vor Ort versorgen, warnen die Feuerwehren. „Somit werden gesundheitliche Schäden von politischer Seite bewusst in Kauf genommen und das Leben der betroffenen Bevölkerung vorsätzlich gefährdet.“

„Besser als eine E-Mail“

Nach gut einer Stunde vor und in der Staatskanzlei treten die Feuerwehrleute aus dem Raum Mainburg schließlich wieder die Heimreise an. „Es war auf jeden Fall gut, dass wir hierhergekommen sind und den Brief persönlich überreicht haben, anstatt nur eine Mail zu schicken“, gibt sich Wolfgang Schöll überzeugt. „Ich denke, dass unsere Botschaft angekommen ist.“