Klinikerhalt „standortkritisch“
Offene Briefe an die Politik: Mainburger Unternehmen stellen sich hinter Krankenhaus

IHK, Unternehmen und Landwirte appellieren an Politik: Mainburger Krankenhaus „standortkritisch“

23.02.2024 | Stand 23.02.2024, 19:18 Uhr |

Das Krankenhaus Mainburg Foto: Stephan Satzl

Eine Rettung des Mainburger Krankenhauses (Landkreis Kelheim) fordern nun auch Vertreter der regionalen Wirtschaft. Mehrere offene Briefe an Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker liegen unserer Redaktion vor: von der IHK Regensburg, zuständig für die Oberpfalz und den Kreis Kelheim, Vertretern des BBV und von Mainburger Unternehmen.



Wie zuvor schon Vertreter aus dem Rettungswesen sorgen Wirtschaftsvertreter sich, dass die Qualität der Notfallversorgung im Raum Mainburg leiden könne. 97 Mainburger Unternehmen mit über 4200 Beschäftigten haben den IHK-Brief unterzeichnet, der Hopfenpflanzerverband Hallertau hat sich diesem angeschlossen. Fünf Unternehmen (Wolf, Haix, Bachner Group, Pinsker, Hopsteiner, Schwarz & Sohn) und die BBV-Kreisverbände Kelheim und Landshut haben jeweils eigene offene Briefe geschrieben.

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Das Krankenhaus sei wichtig für den Wirtschaftsstandort Mainburg, so der Tenor. „Das Mainburger Krankenhaus ist für unserer Betriebe von enormer Bedeutung und damit standortkritisch“, schreibt Klaus Sperling, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kelheim.

Mainburger Krankenhaus wichtig bei Betriebsunfällen

Ähnlich äußern sich Vertreter der Mainburger Unternehmen Wolf, Haix, Bachner, Pinsker, Hopsteiner sowie Schwarz und Sohn: „Als Mainburger Unternehmen brauchen wir eine Standortpolitik, die es uns erlaubt, langfristig am Standort Mainburg zu investieren und unsere Aktivitäten in der Region und im Landkreis Kelheim weiter auszubauen.“

Sperling schreibt weiter, das Krankenhaus sei für den Wirtschaftsstandort Mainburg nicht nur Arbeitgeber und Kunde, sondern vor allem eine nahe Anlaufstelle für Betriebsunfälle. 2023 seien rund 1700 berufsgenossenschaftliche Neuaufnahmen in insgesamt rund 4000 Terminen behandelt worden.

Vertreter der BBV-Kreisverbände Kelheim und Landshut sorgen sich ebenfalls um die medizinische Versorgung: „Insbesondere während der Saison, wenn zahlreiche Saisonarbeitskräfte in den Betrieben der Hopfen- und Gemüseanbauregionen tätig sind, muss die Möglichkeit einer ärztlichen Notfallversorgung innerhalb von 12 bis 15 Minuten gewährleistet sein.“

Vertreter der großen Mainburger Unternehmen verweisen auf die Bedeutung des Krankenhauses für die Attraktivität des Standortes für Arbeitnehmer. Wegen des Fachkräftemangels sei ihnen ein Standort wichtig, an dem sich „unsere Belegschaft wohlfühlt, an dem alle Rahmenbedingungen passen, um sich für Arbeiten und Leben in unserer Stadt und Umgebung zu entscheiden“. Sie fordern Politiker im Kreis Kelheim und Mainburger Stadtrat auf, „gegen die Umwidmung und Abwertung des Mainburger Krankenhauses zu stimmen“. Es müsse vielmehr „massiv investiert werden, um den Standort konkurrenzfähig und für Ärzte und medizinisches Personal attraktiv zu gestalten“.

Man sei sich durchaus bewusst, dass das Krankenhaus für die Allgemeinheit Kosten bedeute, schreibt Sperling von der IHK: „Die aktuelle Diskussion um eine Abkehr vom Status Quo erachten wir daher als richtig und wichtig.“ Jedoch hätte die Schließung der Notaufnahme „weitreichende negative Folgen“.

Nachhaltige Lösung für Klinik Mainburg finden

IHK und BBV bitten Politiker, von der Schließung der Notaufnahme abzusehen „und sich mit all Ihrer politischen Kraft für eine verträgliche Weiterentwicklung der Ilmtalklinik einzusetzen“.

Die Mainburger Unternehmen verweisen in ihrem Statement auf die Kreisumlage: Jährlich flössen zweistellige Millionenbeträge von Mainburg nach Kelheim. „Diese Beträge werden von unseren Unternehmen erwirtschaftet und deshalb fordern wir, dass diese Finanzmittel auch verstärkt im Mainburger Raum investiert werden“, um den Wirtschaftsstandort und die Heimat der Mitarbeiter attraktiv zu machen.

Weiter: „Wir Mainburger Unternehmen fordern hiermit ein Umdenken und eine Neuausrichtung der Sozial- und Gesundheitspolitik im Landkreis Kelheim mit einer zukunftsweisenden Strategie für den Standort Mainburg.“ Man fordere Politiker im Kreis und auf Landesebene auf, eine nachhaltige Lösung für das Krankenhaus Mainburg zu finden, so die Unternehmensvertreter mit Verweis auf Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der sich jüngst gegen Klinkschließungen ausgesprochen hatte.

Diese Anträge zur Zukunft der Klinik gibt es aus der Politik

Anträge: Diese Vorschläge für eine mögliche Zukunft des Klinikstandortes sind aktuell bekannt: Laut einem Antrag der Freien Wähler sollen vor einer Abstimmung im Kreistag mögliche Kooperationen eruiert werden, mit St. Lukas Kelheim/Caritas oder anderen Kliniken im Raum Regensburg etwa. Zum Vorschlag von PwC (Abstufung zum „Erweiterten regionalen Gesundheitszentrum“) wollen die FW einen Detail-Vergleich mit dem „Status Quo“ hören. Zudem wolle man eine Überprüfung und Begründung, weshalb die Klinik Mainburg nicht selbstständig betrieben werden könne.

Die CSU schlägt ein erweitertes Gesundheitszentrum mit rund um die Uhr besetzter Notfallpraxis vor, die ÖDP spricht sich per Antrag für eine stationäre 24/7-Notaufnahme vor.

Sitzung: „Zukunft der Klinik Mainburg – Standortübergreifende Medizinstrategie für die Region 10“ lautet der Tagesordnungspunkt auf der Sitzung des Kreistags am Freitag, 1. März um 9 Uhr im Landratsamt. Die Sitzung ist öffentlich. Vor drei Wochen hatte der Kreistag eine Entscheidung vertagt.

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