Stimmung
Starkbierfest in Siegenburg: Viel Beifall für den ausgebüxten Bürgermeister

18.03.2024 | Stand 18.03.2024, 11:00 Uhr

Stefanie Kortstock alias Kathi Prücklmayer weiß, was sie alles erledigt haben möchte. Franz Kellner als stellvertretender Bürgermeister (links) und Lukas Huber als Marktrat Matthias Mohr haben so ihre Probleme damit. Foto: Sibylle Böhm

David Dichtl bot mit seinem Singspiel bei der CSU-Veranstaltung amüsante und nicht immer ernst gemeinte Einblicke in die Arbeit der Marktgemeindeverwaltung.

Da hatte Stückeschreiber David Dichtl heuer geradezu hellseherische Kräfte. „Ein Bürgermeister büxt aus“, hatte er das diesjährige Stück, das anlässlich des Siegenburger CSU-Starkbierfestes aufgeführt wurde, betitelt. Und während das Gemeindeoberhaupt ab dem zweiten Akt auf der Bühne erst einmal verschwunden blieb, war auch der im Saal für Dr. Johann Bergermeier vorgesehene Stuhl in der ersten Reihe leer. Im Gegensatz zum Verlauf des Stückes änderte sich daran jedoch auch bis zum Ende der Veranstaltung nichts.

Das „Engerl“, dargestellt von Stefanie Kratzl, kam wenigstens nur zu spät, schuld daran war der Umstand, dass es mit dem Rufbus „Kexi“ alle neuen Siegenburger Stationen abgeklappert hatte – „und man fast überall nur noch 30 fahren darf“.

Zahlreiche Gäste im Saal

Einmal im Jahr soll alles gesagt werden dürfen, das ist die Meinung der Veranstalter des Siegenburger Starkbierfestes. Auch heuer war der Wittmannsaal wieder gut gefüllt. In ihrer Fastenrede als „Engerl und Teufel“ ließen Stefanie und Thomas Kratzl das Jahr Revue passieren, erinnerten an Missgeschicke der Mandatsträger und Markträte sowie Auswüchse des Landtagswahlkampfes, und mahnten ein weiteres Mal das Aufstellen der Marienstatue auf dem Marktplatz an. Schon längst haben die Siegenburger hier die Geduld verloren, im vergangenen Jahr, zum Bürgerfestwochenende, schmückten gar pinkfarbene Flamingos die Basis der Mariensäule. „Aber die haben dem Bürgermeister sogar noch gefallen“, wunderte sich am Samstagabend das Engerl. Noch so manches gab es aufzuarbeiten, etwa die Schulerweiterung bei der „die Schule auch eine größere Turnhalle vertragen hätte“, der Rathausneubau, der eigentlich keiner ist, der „Schandplatz“, wie viele den Marienplatz lieber nennen würden, der „Glockenstreit“ und vieles mehr.

Beim Singspiel gab es wieder amüsante und nicht immer ernst gemeinte Einblicke in die Arbeit der Marktgemeindeverwaltung. Pfarrer Franz X. Becher, MdB Florian Oßner, Kreisrätin Hannelore Langwieser, Landrat Martin Neumeyer, viele Markträte und Vertreter der CSU-Verbände und Siegenburger Vereine verfolgten im Publikum die gelungene Darbietung.

Chaos im Rathaus

In drei Akten ging es vor allem um die Frage: Wer kümmert sich, wenn sich das Gemeindeoberhaupt nicht kümmert? Denn im Stück hat Bürgermeister Dr. Johann Bergermeier keine Lust mehr. Irgendwie ist ihm alles zu viel geworden. 90 geschaffene Bauplätze, eine aufwendige Schulerweiterung, der Neubau des „bunten“ Kindergartens, Industrieansiedlung – und noch immer soll es nicht genug sein? Bergermeier, dargestellt von Martin Ettengruber, ist von einem Moment auf den anderen nicht mehr an seinem Schreibtisch aufzufinden.

David Dichtl als Geschäftsführer Georg startet den „Notfallplan“. Der Aufgaben-Ordner von Kathi Prücklmayer – eine Aufgabe pro Buchstabe des Alphabets – ist abzuarbeiten und zahlreiche neue Anfragen, Anrufe und Probleme kommen minütlich dazu. Franz Kellner als Zweiter Bürgermeister Dr. Siegfried Gehrmann übernimmt, doch Prücklmayer heizt ihm ordentlich ein. Stefanie Kortstock spielt voller Energie die resolute Markträtin und gönnt fortan keinem mehr eine Pause. „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“, ist daher die musikalische Vorlage für eine der gesungenen Einlagen. Markus Schlittenbauer hatte die Texte geschrieben und trug die Lieder mit Lukas Huber vor. Nichts geht der umtriebigen Markträtin schnell genug, das ist auch dem Stellvertreter schnell zu viel. Eigentlich wollte er als Zweiter Bürgermeister eher „ab und zu auf einen runden Geburtstag“ gehen.

Heinz Ziegler als Bauhofmitarbeiter wehrt die Zusatzaufgaben ab. „Wir sind durchgetaktet“ – spontan kann er da nichts einschieben. Ein ziemliches Durcheinander also. Einer meint, er kann es beherrschen: Marktrat Matthias Mohr, dargestellt von Lukas Huber, liebäugelt mit der Aufgabe und probiert schon mal den Chefsessel aus.

Doch daraus wird nichts, denn Bürgermeister Bergermeier taucht unvermittelt wieder auf. Eine Gemeinde braucht ihren Bürgermeister – und weiß, trotz Kritik und Ungeduld auch, was sie an ihm hat. Ein versöhnliches Ende, denn alle wissen: Besser geht‘s wohl immer, doch schlimmer auch. Viel Applaus zeigte, dass hier der richtige Ton gefunden worden war.

Anita Mayer bedankte sich bei allen Mitwirkenden des Stückes und den beiden Rednern, sowie allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hatten, auch bei der Kapelle „Schwarzes Blech“.