Von Dietfurt nach Paris und zurück
Anton Bachhuber besitzt 70 Jahre alte Schallplatte von erster Kaiserkrönung in Bayrisch-China

05.04.2024 | Stand 05.04.2024, 19:24 Uhr

Stolzer Besitzer: Die Origina-Schellackplatte von der ersten Kaiserkrönung in Dietfurt gibt Anton Bachhuber nicht aus der Hand. Foto: Patzelt

Der Dietfurter Chinesenfasching ist seit Kurzem Immaterielles Kulturerbe in Bayern. Mit ihm eng verbunden ist seit Jahrzehnten Anton Bachhuber. Er besitzt eine 70 Jahre alte Schallplatte vom Fasching.





Er hatte im Chinesenfasching schon verschiedene Funktionen. So regierte er zusammen mit Elfriede Pöselt 1970 und Gisela Pfefferler 1972 als Prinzenpaar über das Reich der Mitte – 1975 sogar war er sogar Kaiser.

Ganz besonders stolz ist der Dietfurter auf eine absolute Rarität, eine Dokumentar-Tonaufnahme vom 25. Februar 1954 vom Chinesenfasching. Für ihn ist sie ein Stück kulturelles Erbe. Die Schallplatte gelangte über München, Hamburg und Paris auf vielen Umwegen zu ihm und stellt ein wertvolles Zeitdokument dar. Berichtet wird darauf von der „Krönung des Kaisers von China“, die zum ersten Mal stattfand.

Tonträger noch aus Schellack



Der Tonträger besteht noch aus Schellack. Schellack wurde als Oberflächenversiegelung oder Bindemittel in der Masse bei Schallplatte bis um das Jahr 1961 verwendet. Die Platte von Anton Bachhuber hat eine lange Odyssee hinter sich. Den ersten Hinweis auf den Tonträger gab es von Gerd Borchert. Borchert war 30 Jahre Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und wohnte in Mühlbach.

Er galt als leidenschaftlicher Sammler von Schallplatten. „Er hat mich eines Tages angerufen und mir gesagt, dass er etwas für mich hätte, das mich interessieren könnte“, erinnert sich Bachhuber. Im Flyer eines Pariser Floh- und Antiquitätenmarkt wurde eine Schellackplatte über eine „Kaiserkrönung in Bayern“ angeboten. „Und da Bayern ja noch nie einen Kaiser, sondern lediglich einen König hatte, konnte da wohl nur Dietfurt damit gemeint sein“, dachte sich Borchert. Er erwarb den Tonträger und übergab ihn an den Dietfurter.

Wie kam Schallplatte nach Paris?



Aber wie kam die Schallplatte nun nach Paris? Auch dafür gibt es eine Erklärung. Bei der Aussortierung des Archivs des Bayerischen Rundfunks in München kaufte ein Liebhaber aus Hamburg die Platte aus dem Fundus auf und bot sie später auf dem Flohmarkt in Paris an. „Da sich schon vor 70 Jahren der Bayerische Rundfunk für den Dietfurter Chinesenfasching interessierte schickte der Sender einen namhaften Reporter, um über das große Ereignis im Altmühltal zu berichten. Aus diesem Grund kann man annehmen, dass das ganze Geschehen bereits damals etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches war, das es wert ist, darüber zu berichten“, so Bachhuber. Nachdem die Qualität des 70 Jahre alten Tonträgers immer schlechter wurde, ließ der „Bachhuber Toni“ das Zeitdokument vom Riedenburger Max Krieger auf CD brennen. Auch der Stadt Dietfurt überließ er eine Kopie für das Archiv. „Das Original gebe ich allerdings nicht aus der Hand. Das ist mir zu wertvoll“, so Bachhuber im Gespräch mit unserer Zeitung.

Im Jahr der Herstellung der Platte im Jahr 1954 begann auch die Kaiserzeit in Dietfurt. Der erste Herrscher über Bayrisch-China war kein Geringerer als seine Hoheit Egidiamus (Egid Prock). In den Jahren 1951 und 1952 noch Prinz, gelang ihm nun dieser famose Aufstieg. Von Prinz Carolus II. (Karl Werner) wurde ihm die Kaiserkrone aufs Haupt gesetzt, man gab ihm den Namen Ma-Ler-Gie. Damit wies man nicht nur auf den Maler-Beruf von Prock hin, sondern dass man ihn im Allgemeinen nicht Egid sondern Gidl oder Gi nannte. Auf dem Tonträger sind auch Worte von Prinz Carolus zu hören. Bei der Krönungszeremonie mit dabei war seine Lieblichkeit Prinzessin Lisbeth (Elisabeth Mühlbauer).

Chinesisch angehauchtes Kinderprinzenpaar



Der Huldigungszug bot ein buntes und abwechslungsreiches Bild. Reitenden Herolden und der einheimischen Tam-Tam-Kapelle folgten der Elferrat und die Prinzengarde. Zum ersten Mal zeigte sich auch das chinesisch angehauchte Kinderprinzenpaar. Nach der Auflösung des Festzuges vereinigten sich die Ehrengäste auf der aufgebauten großen Tribüne. „Böllerschüsse krachten über die Stadt, als sich die riesige Krone auf das Haupt seiner Majestät senkte“, heißt es. Der gekrönte Kaiser stellte dann sein Regierungsprogramm vor, das dem Reich eine große Blüte in Aussicht stellte. Ma-Ler-Gie herrschte insgesamt zehnmal über das Dietfurter Chinesenreich. Unterbrochen wurde seine Amtszeit von 1954 bis 1970 durch Jakob Meier (1959), Gustav Zerull (1963), Karl Werner und Ria Linz als Kaiserpaar (1967) sowie Werner Maier.

pa