Wachsendes Problem
Klinikum Neumarkt informierte über Präventions- und Therapiemöglichkeiten bei Darmkrebs

20.03.2024 | Stand 20.03.2024, 12:50 Uhr

Die Infoveranstaltung des Klinikums Neumarkt zum Darmkrebstag am Landratsamt fand großes Interesse. Foto: Julia Scherer

Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung des Klinikums Neumarkt zum Thema „Darmkrebs“, teilt das Klinikum mit. Die verschiedenen Beiträge und eine anschließende Diskussions- und Fragerunde im Landratsamt Neumarkt behandelten Vorsorge, Früherkennung und Therapiemöglichkeiten.

Landrat Willibald Gailler wies im Grußwort auf die hohen Investitionen in Deutschlands Gesundheitswesen hin. „Der Landkreis Neumarkt mit dem Klinikum Neumarkt als größtes kommunales Unternehmen ist hier sehr gut aufgestellt.“

Zu „Strategien zur Darmkrebsvorsorge und endoskopische Therapieverfahren“ informierte Claus Schäfer, dass Darmkrebs bei Frauen die Krebserkrankung Nummer zwei nach Brustkrebs, bei Männern die Nummer drei nach Prostata- und Lungenkrebs sei. Jeder zwölfte Mensch erleide im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung des Verdauungstraktes.

Krebserkrankungen vor dem 55. Lebensjahr seien stark steigend, wofür vor allem industriell verarbeitete Lebensmittel und krebserzeugende kleinste Stoffe in unserer Nahrungskette als Ursache vermutet werden. Man rechne mit einem weiteren Anstieg der Krebserkrankungen um circa 22 Prozent bis zum Jahr 2032. Schäfer zufolge ist die Ernährung der wichtigste Teil der Primärprävention.

Wichtiger Faktor ist die Ernährung

Etwa 30 Prozent aller Krebsfälle seien auf eine ungünstige Ernährung zurückzuführen. Als weitere Risikofaktoren nannte er familiäre Krebsbelastungen, vermehrte Polypen, genetische Störungen, Tabakkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel und regelmäßigen Alkoholkonsum.

Darmkrebsvorsoge per Darmspiegelung komme eine besondere Bedeutung zu. „Je früher die Krebserkrankung erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen“, so Schäfer. „Männer ab 50 haben Anspruch auf eine Koloskopie, da sie ein höheres Risiko als Frauen haben, an Darmkrebs zu erkranken.“ Bei Frauen werde eine Koloskopie ab 55 Jahren angeraten. Schäfer meinte, dass das Eintrittsalter für die Vorsorgekoloskopie bei Männern auf 40 Jahre gesenkt werden sollte, da bereits ab diesem Alter ein erhöhtes Risiko bestehe, vor allem für familiär Belastete.

Im Vortrag „Chirurgische Therapieoptionen bei Darmkrebs“ erläuterte Bettina Rau, dass auch in fortgeschrittenen Stadien bei Darmkrebs effektive Therapiemaßnahmen zur Verfügung stünden. „Hierbei stellt die operative Entfernung des befallenen Darmabschnittes den zentralen Faktor der Behandlung dar“, so Rau. Die zunehmende Einführung minimal invasiver Operationstechniken habe sehr dazu beigetragen, das Komplikationsrisiko und die Krankenhausliegezeit im Vergleich zur offenen Chirurgie bei gleicher Ergebnisqualität deutlich zu senken.

OP-Roboter am Klinikum Neumarkt im Einsatz

Mit dem OP-Roboter DaVinci lassen sich Rau zufolge diese Operationen mit höchster Präzision und mit weit unter dem deutschlandweiten Durchschnitt liegenden Komplikationsraten sowie mit kurzer Krankenhausliegezeit durchführen. Seit Etablierung der robotischen Chirurgie 2022 seien bereits 230 Darmresektionen und über 370 viszeralchirurgische Operationen durchgeführt worden.

Anschließend stellte Jürgen Dreier, Oberarzt der Medizinischen Klinik II in seinem Vortrag „Heilung ohne Operation? Für wen und wie geht das?“ nichtoperative Behandlungsmöglichkeiten vor. Eine Diskussions- und Fragerunde schloss sich den Vorträgen an.

Gut zu wissen:

Darmzentrum: Die Medizinische Klinik II und die Chirurgische Klinik sind als Darmzentrum zertifiziert.

Früherkennung: Im Jahr 2022 wurden in der Medizinischen Klinik II insgesamt 1538 Koloskopien ambulant und stationär durchgeführt. Dabei wurden mehr als 654 Polypen und Frühkarzinome endoskopisch entfernt. Seit Kurzem kommt am Klinikum Neumarkt auch künstliche Intelligenz zur Früherkennung von Polypen und Karzinomen in der Endoskopie zum Einsatz.

Kleine Eingriffe: Die Chirurgische Klinik ist als „Referenzzentrum für Minimal Invasive Chirurgie“ zertifiziert und führt circa 80 Prozent der Darmresektionen aller Schwierigkeitsgrade minimal invasiv durch.