Konzert
Publikum in Neumarkt spendet Interpreten von Händels Messias minutenlangen Applaus

08.10.2023 | Stand 08.10.2023, 17:16 Uhr
Michael David

Die Evangelische Kantorei Neumarkt harmonierte ausgezeichnet mit den Solisten. Foto: Lothar Röhrl

Nicht zu übersehen waren die Plakate mit dem Schriftzug „Georg Friedrich Händel – Messias“ an den Eingangstüren zum Kloster und der Klosterkirche St. Josef in Neumarkt.

Am vergangenen Samstag führten unter der Leitung von KMD Beatrice Höhn die evangelische Kantorei Neumarkt, das Barockorchester „Neue Nürnberger Ratsmusik“ sowie die Solisten und Solistinnen Corinna Schreiter (Sopran), Vera Semieniuk (Alt), Tilman Lichdi (Tenor) und Markus Simon (Bass) eines der wohl populärsten Beispiele geistlicher Musik des christlichen Abendlandes auf.

Leben, Sterben, Auferstehen

In drei Teilen vertonte Händel in seinem Oratorium Geburt, Leben, Sterben und Auferstehung des Heilands. Der ganze Reichtum dieser Komposition liegt in der melodischen, harmonischen und rhythmischer Gestaltung. In der Instrumentierung und auf klangliche Effekten blieb Händel weitgehend zurückhaltend und konzentrierte sich auf ein reines Streicherensemble mit gelegentlicher Hinzunahme von Trompeten. Die Musik lebt vom natürlichen Kontrast des Lyrischen und Ereignisreichen.

Da ist der bewegende, getragene Tonfall, der beginnend von Tilman Lichdi im ersten Tenor Accompagnato an immer wieder angeschlagen wird, sich in ernsten, würdevollen wie besorgten Arienpassagen des Alt sowie in zärtlich, reinen, schwebenden Arien des Sopran konsequent durch das Konzert zieht.

Die andere Seite der Musik wird gleich im ersten Accompagnato des Basses von Markus Simon deutlich, massiv, bedeutungsvoll und durchaus dramatisch. Der stark eingesetzte Chor trägt solche kontrastreichen Seiten ständig mit.

Unterschiedliche Emotionen

Mystisch, mit leisen Tönen leitete das Orchester den ersten Teil des Vorspiels ein, steigerte sich mit einem gefühlvollen Crescendo im zweiten Teil und nahm vom ersten Ton an das Publikum mit zu einer Reise der unterschiedlichsten Emotionen.

Einer der vielen Höhepunkte war das von Chor und Orchester vorgetragene „For unto us a Child is born“. Getragen von dezent rhythmischer instrumentaler Streichmusik entwickelte der Chor eine Gänsehaut erzeugende Dynamik.

Mit „Halleluja“, diesem wohl populärsten Stück der geistlichen Musik, wird der zweite Teil abgeschlossen. Orchester und Chor entwickelten hier eine schier unfassbare Energie. Selbst die ruhig und souverän leitende Beatrice Höhn lies sich davon mitreißen. Der Applaus ist fast schon mit komponiert.

Zum Staunen verführte das Air „The trumpet shall sound“, vorgetragen von Markus Simon. Es entwickelte sich zu einem Spannung aufbauenden Dialog mit dem Trompeter Michael Lindner. Auf seiner ventillosen Trompete begeisterte er durch seine technischen und musikalischen Fähigkeiten.

Mit „Worthy is the Lamb“ verherrlicht der Chor am Ende des Messias das Opferlamm. Diese Nummer ist in ihrer Steigerdungswirkung bemerkenswert. Die Schlussfuge besteht nur aus einem Wort „Amen“ und ist ein dramaturgisches Meisterwerk.

Beatrice Höhn formte Chor, Orchester und Solisten zu einem harmonischen Organismus, der durch angenehmen, stimmigen Klang und durch sauberes Zusammenspiel vom ersten bis zum letzten Ton überzeugte.

Der Lohn dafür war minutenlanger Applaus, begeisternde Bravo-Rufe und durch die Bank stehende Ovationen vom Publikum.

nmd