Ein Tag auf der Rettungswache
Schülerinnen der Mädchenrealschule Neumarkt beleuchten den Beruf des Rettungssanitäters

12.04.2024 | Stand 12.04.2024, 17:00 Uhr

Björn Schülke (r.) und sein Stellvertreter Oliver Finsterer leiten die Rettungswache des BRK in Neumarkt. Foto: Lupita Brandt

Rund 20.000 Einsätze hat das BRK Neumarkt jedes Jahr. Im Rahmen des Schul-Medienprojekts „Klasse informiert“ der Mediengruppe Bayern informierte der Leiter der Rettungswache Schülerinnen der Mädchenrealschule Neumarkt über die Arbeit in der Leitstelle und den Beruf des Rettungssanitäters.

Auf dem Gelände von der BRK Bereitschaft herrscht angespannte Ruhe. Ungewöhnlich für die Zeit rund um Neujahr. Wie Björn Schülke, der Leiter der BRK-Rettungswache in Neumarkt, und sein Stellvertreter, Oliver Finsterer, erklären, sei es in diesen Wochen „nur“ zu etwa 1000 Einsätzen gekommen.

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Zu den Aufgaben des BRK gehören nicht nur Notfälle. Auch Krankentransporte sind in die große Anzahl von 20000 Einsätzen im Jahr mit eingerechnet. Was an diesen Einsätzen am meisten nervt, wollen die Schülerinnen wissen. „Bei Notfällen passiert es oft, dass keine Rettungsgasse gebildet wird“, sagt Finsterer. „Manchmal stehen wir dann selbst im Stau.“ In so einem Fall suche die Rettungsleitstelle dann andere Wege, um schnell zum Geschehen zu kommen – im schlimmsten Fall auf der falschen Straßenseite oder zu Fuß.

Schwierige Patienten

Wie die Rettungssanitäter mit schlimmen Erlebnissen auf im Einsatz umgehen, sei den Angaben ihrer Vorgesetzten zufolge sehr individuell. Jeder Einsatz sei in der Regel eine Extremsituation und jeder Sanitäter gehe anders damit um. Deswegen werde eine Nachbesprechung der Einsätze angeboten, wo jeder aus seiner Sicht das Geschehen beschreiben könne. Besonders schlimm sei es natürlich, wenn Kinder oder sogar eigene Bekannte betroffen seien.

Schlimm sei auch, wenn Sanitäter und Notärzte immer wieder beleidigt, bedroht oder sogar angespuckt würden. „Es ist schwierig, wenn der Patient betrunken oder drogenabhängig ist, da ist er oft nicht bei klarem Verstand“, sagt Finsterer. Und unter Demenz leidende Personen ließen oft keine Hilfe zu, da sie kein Vertrauen zu den Rettungskräften hatten. Dass Rettungskräfte dabei selbst verletzt werden, komme vor – Finsterer spricht von ein bis zwei Fällen im Jahr. Das sei dann aber in der Regel nichts Schlimmes.

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Rettungssanitäter arbeiten 45 Stunden in der Woche – in der Regel zwölf Stunden am Stück – wie die Schülerinnen erfahren. Finsterer berichtet von unterschiedlichen Tagesabläufen: An manchen Tagen sei man ständig unterwegs, andere Tage verbringe man in der Rettungswache und warte auf einen Einsatz. „Wenn es zu vielen Einsätzen kommt, bleibt schon mal nicht viel Zeit zum Essen“.

Eine Schicht beginne beispielsweise um sechs Uhr in der Früh. Bis dahin müsse bereits alles vorbereitet sein: Die eigene Dienstkleidung mit Funkmelder muss angezogen sein, im Rettungswagen muss kontrolliert sein, ob alle Medikamente und Verbände da sind – gegebenenfalls muss aufgefüllt werden. Wenn es dann losgeht, wird die Route zum Notfall auf dem Navigationsgerät von der Leitstelle angepinnt. Nach einem Einsatz würden dann die Maschinen geprüft, das dauere ungefähr 20 Minuten. Jeder Sanitäter sei für sein eigenes Fahrzeug verantwortlich und im besten Fall reiche das Material für zwei Einsätze.

Schnuppern empfohlen

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter dauert Schülke und Finsterer zufolge insgesamt drei Jahre. Diese sei bundesweit einheitlich. „Jeder, der sich dafür entscheidet, Sanitäter zu werden, muss diese kompletten drei Jahre Ausbildung durchziehen, die Zeit kann nicht verkürzt werden“, sagt Finsterer. Der Ablauf der Ausbildung sei immer anders – man könne in der Rettungswache, einer Schule oder einer Klinik ausgebildet werden. Am Ende der Ausbildung stünde die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst, die mit einer staatlichen Abschlussprüfung beendet werden muss.

Sinnvoll sei es vor dem Start der Ausbildung, sich schon vorher den Beruf einmal anzuschauen. „Man könnte zum Beispiel ein freiwilliges soziales Jahr machen oder sich beim Bundesfreiwilligendienst im Rettungsdienst engagieren“, schlägt Finsterer vor. Als die Schülerinnen die Rettungswache wieder verlassen, ist es weiterhin ruhig – ganz ohne schlimme Notfälle.

Die MZ engagiert sich in der Schule



Nachrichten: Die Mediengruppe Bayern engagiert sich im gesamten Verbreitungsgebiet – auch im Landkreis Neumarkt – mit dem Projekt „Klasse informiert“ an Schulen dafür, dass Kinder und Jugendliche lernen, gut informiert und mit einer gesunden Portion Skepsis mit Nachrichten umzugehen.

Besuch: Redakteure besuchen Schulklassen und helfen Lehrkräften dabei, im Rahmen des Deutschunterrichts journalistische Textformen kennenzulernen und zu unterscheiden. So können Schüler selbst Berichte oder Reportagen verfassen, die dann in Absprache mit der Redaktion auch veröffentlicht werden. Gleichzeitig nehmen sie an einem Wettbewerb teil, bei dem sie Geld für ihre Klassenkasse gewinnen können.

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