Osternacht
Zeugen der Auferstehung gibt es heute noch: Christen feiern in Neumarkt das Osterfest

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 11:00 Uhr
Josef Wittmann
Michael Schrafl

"Die Fastenzeit ist vorbei. Jetzt kommt das Happy End", munterte Pfarrer Roland Seger vor der Pfarrkirche St. Willibald die Osterkerze entzündeten. Foto: Josef Wittmann

In der Osternacht waren auch in Neumarkt die meisten Kirchen voll besetzt . „Es ist ein erhebender Augenblick, wenn beim Gloria das Licht angeht und der Pfarrer sieht, wie viele Leute tatsächlich in der Nacht der Auferstehung in unserer Kirche sind“, begann Hofpfarrer Stefan Wingen seine Predigt.

„Aber so richtig in Jubelstimmung bin ich nicht“, fügte er hinzu. Mitunter kämen schlechte Nachrichten Schlag auf Schlag, so dass auch er sich frage, „Herr wo bist Du?“. Aber wenn die kleine Flamme der Osterkerze, die der Wind draußen am Residenzplatz eben fast noch ausblies, dann die Hofkirche erfülle, spüre nicht allein der Pfarrer, dass Osterfreude kein lauter Jubel sein müsse.

„Osterfreude heißt, dass ich dem einen traue, der den Felsen weggewälzt hat, Jesus Christus.“ Pfarrer Stefan Wingen, Hofkirche



Da passe das Motiv der neuen Osterkerze der Hofpfarrei gut. Es erinnert an die Frage von Maria Magdalena und ihrer Begleiterinnen auf dem Weg zum Grab. „Wer rollt uns den Felsen weg. Osterfreude heißt, dass ich dem einen traue, der den Felsen weggewälzt hat, Jesus Christus.“

Ostern aus den Augen von Maria Magdalena

Einen Steinwurf weiter in der Christuskirche betrachtete die evangelische Dekanin Christiane Murner das Osterevangelium mit den Augen eben dieser Maria Magdalena. „Sie kämpft am Grab wie manche Witwe, mancher Witwer, wie manche Verlassene mit dem Sinn des Lebens überhaupt“. Erst als Christus, den Sie für den Gärtner hält und verzweifelt nach dem Verbleib des toten Jesus fragt, ihren Namen sagt, „werden Maria plötzlich die Augen geöffnet und sie sieht, wer vor ihr steht, und was jetzt wirklich zählt. Aber Ostererfahrungen sind rar gesät. Nicht jeder macht sie und nicht zu jeder Zeit“.



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In der Christuskirche hatten Posaunenchor und Kamerata unter der Leitung von Dekanatskantorin Beatrice Höhn die Ostergottesdienste festlich gestaltet. Sehr gut besucht war der Gottesdienst zur Osternacht am frühen Ostermorgen mit stellvertretenden Dekan Andreas Grell. In der Dunkelheit wurde die Osterkerze entzündet und dann das Osterlicht von einem zum anderen weitergegeben, ein Zeichen: Die Osterbotschaft breitet sich aus.

Die Frage, an der der Glaube der Christen hängt

Von der Schwierigkeit zu glauben spricht in der Osternacht auch im katholischen Münster Domkapitular Norbert Winner. Er erinnert sich an die Osterpredigt eines längst gestorbenen Pfarrers, die lautete: „Christus ist von den Toten auferstanden. Er ist wirklich auferstanden. Aber Ihr glaubt es ja doch nicht.“ Und der Münsterpfarrer fährt fort: „Was wäre, wenn das Grab gar nicht leer gewesen wäre, sondern ein großer genialer Betrug? Für uns ist das die Frage, an der unser Glauben hängt.“

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Mehr als zwei Drittel der getauften Christen seien da laut einer Befragung skeptisch. Für den Glauben der Jüngerinnen und Jünger Jesu seien damals die Begegnungen mit dem auferstandenen Christus entscheidend gewesen. „Wenn wir es glauben, dann müssen wir uns für eine neue und bessere Welt einsetzen“.

Woffenbach: Eine Rasur vor der Predigt

In seiner Pfarrkirche St. Willibald in Woffenbach predigte Pfarrer Roland Seger in die gleiche Kerbe – wenn auch mit einem ungewöhnlichen Einstieg. Wortlos holte er am Ambo seinen Elektrorasierer aus der Tasche und rasierte sich unter dem verlegenen Kichern der Gläubigen in den Bänken. „Das glaube ich nicht, das kann nicht sein, dass der Pfarrer das getan hat, werden alle sagen, denen Sie es zu Hause erzählen“, erklärte der frisch rasierte Pfarrer.

„Auferstehungszeugen finden sich auch heute noch. Christen, die nicht im Rampenlicht stehen. In Krankenhäusern, der Mission, den Armenvierteln der Welt oder es sind pflegende Angehörige.“ Pfarrer Roland Seger, Woffenbach



„Das glaube ich nicht, das kann nicht sein“, hätten auch die Leute in Jerusalem gesagt, als es hieß, Jesus sei vom Tod auferstanden. „Wir haben ihn gesehen“, hätten damals Jesu Jüngerinnen und Jünger bezeugt. „Auferstehungszeugen finden sich auch heute noch. Christen, die nicht im Rampenlicht stehen. In Krankenhäusern, der Mission, den Armenvierteln der Welt oder es sind pflegende Angehörige. Sie zeigen uns dass Christus lebt und er auch in unserer Zeit seine Jünger hat.“