Von Josef Eder
Auch im zweiten Anlauf erklärte sich bei einer außerordentlichen Jahresversammlung im Sportheim des SV Hagelstadt wie schon vor drei Wochen keiner der 44 Anwesenden bereit, für das Amt des ersten Vorsitzenden des SV zu kandieren. Vorsitzender Markus Bernhuber will sein Amt nach zwölf Jahren abgeben.
Der Sportverein zählt in neun Abteilungen 485 Mitglieder und ist nach der Feuerwehr mit 489 Mitgliedern der zweitgrößte Verein in Hagelstadt. In den letzten drei Wochen fanden viele Gespräche statt, so Bürgermeister Thomas Scheuerer, der zusammen mit seiner Stellvertreterin Theresa Flotzinger erneut die Wahlleitung übernahm. Er appellierte an die Versammlung, dass sich jemand zur Verfügung stellen solle.
Seine Bitte fand auch kein Gehör, als er und Bernhuber mitteilten, dass es Interessenten für alle weiteren Ämter ab dem zweiten Vorsitzenden gibt. Nach einer Beratungspause von rund 45 Minuten, in der alle infrage kommenden weiteren Mitglieder zusammen mit Bernhuber diskutierten, fand sich erneut niemand.
Finale Versammlung am Sonntag
Händeringend suchten die Verantwortlichen nach einer Lösung. Markus Bernhuber ermöglichte letztmals eine Frist: bis zum Sonntag. Um 18 Uhr ist die finale Jahresversammlung. Sollte sich dann keine Person zur Verfügung stellen, wird er am Montag das Registergericht am Amtsgericht Regensburg benachrichtigen. Dieses wird einen kostenpflichtigen Notvorstand bestellen. Er wird den Verein abwickeln, um ihn dann als letzten Schritt aufzulösen, wenn bis dahin immer noch kein handlungsfähiger Vorstand an der Spitze des SV stehen sollte.
Alle Ämter in den neun Abteilungen sind besetzt. Diese fallen dann auch weg. Die Abteilungskassen werden in aller Regel wie die des Hauptvereins juristisch abgewickelt. Das Sportheim, das für viele Versammlungen genutzt wird, stünde nicht mehr zur Verfügung. Das gesamte Vereinsvermögen mit dem der Abteilungen falle laut Satzung der Gemeinde zu.
Satzungsänderung wäre erforderlich
Scheuerer hob hervor, dass die Kinder und alle Vereinsmitglieder das Nachsehen hätten. Wollen die Abteilungen weiter bestehen, müssten sie sich als Verein mit einer eigenen Vorstandschaft gründen. Heidi Schiller gab zu bedenken, dass der SV vor sehr langer Zeit schon einmal vor einer ähnlichen Situation gestanden sei. Der damalige Bürgermeister übernahm den Vorsitz, damit der Verein überlebte.
Gemeinderat und Jurist Markus Riedhammer wies wie Bernhuber auf die Möglichkeit eines Präsidiums (drei Gleichberechtigte) hin. Dafür müsste jedoch eine Satzungsänderung erfolgen. Diese könnte ein etwaiger neuer Vorstand bei einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung beantragen.
Nach circa einer Stunde, als sich immer noch niemand gefunden war, schloss Bernhuber die Versammlung schweren Herzens mit dem Hinweis: „Vielleicht macht es ein Abteilungsleiter“.
Für alle Ämter außer dem des Vorsitzenden gab es bei den außerordentlichen Neuwahlen ein „Schattenkabinett“, das übernehmen wollte. 2027 würde der Hagelstädter Sportverein seinen 80. Geburtstag feiern.
