Klimawandel beschäftigt die Jäger
Bei Hegeschau der Kreisgruppe Neunburg des Landesjagdverbandes wurde das Thema Wolf diskutiert

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 11:00 Uhr
Ralf Gohlke

Die Jagdhornbläser begleiteten die Veranstaltung im Panorama-Hotel Greiner in Gütenland. Mit den entsprechenden Signalen wurde dem erlegten Wild die letzte Ehre erwiesen. Foto: Ralf Gohlke

„Wenn die Regulierung der Wolfspopulation aus rein ideologischen Gründen weiterhin abgelehnt wird, bedeutet dies das Ende der Kulturlandschaft, wie wir sie heute kennen“.

Diese deutlichen Worte fand Ulrich Maushake, noch bis vor kurzem Leiter des Bundesforstbetriebes Grafenwöhr, als Gastredner bei der Hegeschau der Kreisgruppe Neunburg des Bayerischen Landesjagdverbandes. Neben der Präsentation der Jagdergebnisse der örtlichen Jägerschaft umfasst die Schau auch eine Bilanz der vorgegebenen Abschusszahlen zum Schutz des Jungwaldes. Sie ist gleichzeitig ein Spiegelbild des Wildbestandes in den Hegegemeinschaften.

Ein „saugutes Verhältnis“ bescheinigte Jürgen Donhauser, Vorsitzender der Kreisgruppe Neunburg der örtlichen Jägerschaft, den Wald- und Grundbesitzern sowie der Forstverwaltung. Dennoch sei die Jägerschaft ständig gefordert, um als Ansprechpartner für Wild, Wald und Flur zur Verfügung zu stehen. Alwin Kleber, Leiter der Abteilung Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schwandorf/Regensburg, setzte den Schwerpunkt seines Grußwortes auf das aktuell wieder laufende Vegetationsgutachten als Basis für die künftigen Abschusszahlen beim Schalenwild.

Massive Hitzeschäden an Kiefern



Besonders wies er auf verschiedene Neuerungen hin, die es jetzt auch ermöglichten, gezielt Daten in Einzelrevieren zu erfassen. Dabei stellte er massive Schäden an Kieferbeständen durch Hitzeschäden heraus. Markus Gregori, neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossen im BBV, gab unter anderem im Hinblick auf den Waldumbau zu bedenken, das Rehe naturgemäß Laub lieber als Nadeln zu sich nehmen würden. Ein Anstieg der Populationen sei sicher auch der verstärkten Kitz-Rettung zuzuschreiben, was zu berücksichtigen sei.

Bürgermeister Martin Birner und der Landtagsabgeordnete und BJV Bezirksvorsitzende Alexander Flierl (beide CSU) wiesen auf die generationenübergreifende Verpflichtung zum Erhalt der Natur und die Artenvielfalt hin. Flierl richtete seinen Blick dabei nicht nur auf den Wald sondern besonders auch die offene Flur. Umfangreich war das Zahlenwerk, dass der Kreisjagdberater Günther Hoffmann für die drei Hegegemeinschaften vortrug.

Mehr Fallwild durch Straßenverkehr



Die geforderten Abschusszahlen konnten im wesentlichen erreicht werden. Den relativ hohen Anteil von 20 Prozent „Fallwild“, was nicht durch Jäger erlegt wurde sondern vornehmlich durch den Straßenverkehr, sah Hoffmann sowohl in einem allgemein dichteren Verkehr aber auch in der Zeitumstellung begründet.

Einige rechtliche Hinweise, unter anderem zu verstärkten Kontrollen zur Aufbewahrung von Schusswaffen, vermittelte Sebastian Kienast von der Unteren Jagdbehörde beim Landratsamt. Bevor Forstdirektor Ulrich Maushake auf das Thema Wolf einging, vermittelte er, wie es gelungen sei, den besonderen Anforderungen bei der Gestaltung von Wald uns Natur auf dem Truppenübungsplatz gerecht zu werden und welche Erfolge mit Naturverjüngung dabei erzielt werden konnten.

Besonders betonte er die Bedeutung von Ruhezonen für das Wild. Bereits 2016 seien dort mit „Herrmann und Susanne“ die ersten Wölfe eingezogen. Er stellte fest: „Nur wenn der Wolf kein Wild findet, frisst er Haustiere.“

Ihn aus rein ideologischen Gründen nicht zu bejagen, sei allerdings in keinem Fall gerechtfertigt. Sich gegebenenfalls auf teure „Wolfszäune“ zu beschränken, bezeichnete der Experte als „volkswirtschaftliche Fehlentscheidung“. Nach einer kurzen Diskussion, ließen die Jagdhornbläser der Kreisgruppe die Hegeschau ausklingen.

Wölfe in der Region



Ansiedlung:
Maushake erinnerte daran, dass es in der Region derzeit zwei Rudel und einige Einzelgänger gibt. Bundesweit seien die Bestände geradezu explodiert.

Versorgung: Rund zehn Tonnen Fleisch pro Jahr benötige ein Rudel. Das Verhalten werde erforscht, die Ergebnisse seien aber derzeit noch zu gering für handlungsfähige Aussagen.