Winklarn
Blaskapelle Kunschir blickte auf 92 Jahre zurück – mit einem Festspiel, das begeisterte

04.10.2023 | Stand 04.10.2023, 19:00 Uhr
Lothar Prechtl

Zu den Liedern der fünfköpfigen Tanzlmusi bewegten sich Landrat Thomas Ebeling und Bürgermeisterin Sonja Meier. Foto: Lothar Prechtl

Die Winklarner Blaskapelle Kunschir ist mehr als nur eine Musikgruppe – sie ist ein lebendiges Zeugnis für fast ein Jahrhundert musikalischer Hingabe. Mit ihrer 92-jährigen Geschichte hat sie Spuren hinterlassen. Am Samstag blickte der Musikverein mit einem Festspiel auf die Reise dieser Musikkapelle.

Zur Uraufführung „Am Anfang war die Tuba“ in der Winklarner Bauhofscheune konnte Vorsitzender Eduard Kunschir eine Vielzahl an Gästen begrüßen. Unter den Anwesenden befanden sich Bürgermeisterin Sonja Meier, Landrat Thomas Ebeling, Bezirksvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes Gerhard Engel, zusammen mit dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden Lothar Prechtl sowie den Drehbuchautor des Festspiels, Fabian Borkner. Entschuldigt war der Humorist und Kabarettist Toni Lauerer.

Die auf der Bühne stehende Originaltuba aus dem Jahr 1930 stand Pate für das Festspiel. Den Anstoß für die Gründung gab der damalige Ortspfarrer Gottfried Schmalzl, der mehr Kultur in das Ortsleben bringen wollte. Er ermutigte die Burschen am Ort, eine Blaskapelle zu gründen. Es fehlte jedoch ein entscheidendes Instrument: ein Bass. Diese Lücke wurde schließlich 1930 geschlossen, als Josef Kunschir, der Vater von Eduard Kunschir, eine Tuba erwarb und mit seinem Wissen als Militärmusiker die Ausbildung einer Gruppe von elf Musikern leitete.

Einschnitt durch 2. Weltkrieg

Die Herausforderungen und den Beginn dieser musikalischen Reise brachten die Darsteller auf der Bühne zum Leben. Während des Winters probten sie täglich in der Kunschir-Stube, sodass im Jahr 1931 der erste Auftritt im Wirtshaussaal von Winklarn stattfinden konnte.

Der Start wurde abrupt durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs unterbrochen, als die Machthaber das Tanzen in den Wirtshäusern verboten. Dieser düstere Abschnitt in der Geschichte der Blaskapelle wurde in der vierten Szene des Festspiels auf einer Leinwand beleuchtet. Es wurden die Gründungsmitglieder gezeigt, von denen drei während des Krieges nicht zurückkehrten.

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Erst im Jahr 1948, anlässlich der Einweihung einer neuen Kirchenglocke, fand sich die Musikkapelle wieder zusammen. Dies markierte einen Aufbruch in eine neue Zeit. Es bildete sich zusätzlich eine fünfköpfige Tanzlmusi, die auf der Festspielbühne in ihrer Originalbesetzung auftrat, teilweise sogar mit Originalinstrumenten. Ein von Sebastian Kunschir arrangiertes Medley beliebter Tanzmelodien sorgte für beste Unterhaltung. Landrat Ebeling ließ sich nicht lange bitten und legte mit Bürgermeisterin Meier eine Tanzeinlage auf das Parkett.

In den 1970er Jahren stand die Blaskapelle nach einer Christbaumversteigerung vor der Gefahr der Auflösung. Doch in dieser kritischen Phase ergriff Josef Kunschir die Initiative und begann mit der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses. Die jungen Musiker, und ab 1975 auch Musikerinnen, wurden sukzessiv in die Blaskapelle integriert. Diese Entwicklung wurde symbolisiert durch die eindrucksvolle Hochzeitsszene des „SeppenMichlSchorsch“.

Nachwuchsorchester zeigte, was es kann

Es gelang die Gründung eines Nachwuchsorchesters. Hier zeigte das aktuelle Jugendorchester unter der Leitung von Susanne Hutzler mit „Smoke on the water“ ihr Können. Viel zu lachen für das Publikum gab es beim Auftritt des „Altweibergesangsvereins“ mit ihrem Titel „Mit einer Weißwurst in der Hand“.

Die gegenwärtige Besetzung der Blaskapelle repräsentierte die jüngere musikalische Vergangenheit der Gruppe. Speziell dafür hat Dirigent Sebastian Kunschir und sein Bruder Thomas ein Medley von beliebten Bierzeltklassikern arrangiert.

Der Höhepunkt, der zugleich die zentrale Botschaft des Festspiels unterstrich, war das von den Brüdern Kunschir eigens für die Blaskapelle arrangierte Stück „Lass die Musik an“ der deutschen Band Madsen. Die Bühne füllte sich mit den Nachwuchsmusikern. Mit stehendem Applaus würdigten die Zuschauer die großartige Leistung aller Akteure.

Entwicklung der Blaskapelle Kunschir



Beginn: Nach langen Proben in der Kunschir-Stube fand der erste Auftritt der Blaskapelle 1931 im Wirtshaussaal von Winklarn statt.

Ausbildung: Josef Kunschir ergriff nach einer kritischen Phase in den 1970er Jahren die Initiative und führte die Ausbildung von Nachwuchsmusikern ein. Ab 1975 wurden auch Musikerinnen integriert.