Vom Flüchtling zum Azubi
Zum Beispiel Ahmad: Jobcenter im Kreis Schwandorf und Krones sehen positive Effekte der Migration

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 19:00 Uhr
Gerd Otto

Ausbildung sichert Zukunft (v. l.): Markus Bauer, Ahmad Moatee, Christine Feicht, Dominique Gottwald, die Geschäftsführerin des Jobcenters im Landkreis Schwandorf, und Björn Brendemühl. Foto: Park

„Warum werden nicht die positiven Beispiele stärker hervorgehoben?“ Ahmad Moatee (20) selbst, vor zwölf Jahren mit seiner Familie aus dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Syrien in Schwandorf gelandet, ist jedenfalls ein solch positives Beispiel für eine gelungene Integration.

Er versteht sich, obwohl inzwischen deutscher Staatsangehöriger, durchaus als „Gast“ im Sinne gegenseitigen Respekts und spricht auch für seine Brüder, die es offenbar ebenso geschafft haben, dem Slogan „Ausbildung sichert Zukunft“ zu folgen.

Integration hilft der ganzen Oberpfalz



Ahmad Moatee wurde von seinem Arbeitgeber, der Krones AG in Neutraubling, sowie dem Jobcenter im Landkreis Schwandorf im Rahmen eines Pressegesprächs als ein Beispiel dafür präsentiert, wie wichtig eine gute Ausbildung sei und wie Integration ausländischer Arbeitnehmer nicht zuletzt die Wirtschaft einer Region zu stützen vermag. Aktuell sind im Landkreis Schwandorf von den über 61 000 Beschäftigten rund 600 Personen aus den acht klassischen Asylherkunftsländern von außerhalb Europas sozialversicherungspflichtig sowie 145 Personen geringfügig beschäftigt.

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Von den 2366 Auszubildenden stammen exakt 52 Lehrlingen aus den Ländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und aus Syrien. Wie Ahmad Moatee bei einem Gespräch in Neutraubling, dem Sitz der Krones AG und im Ausbildungszentrum am größten Standort des weltweit agierenden Herstellers von Abfüll- und Verpackungsmaschinen im Bereich Getränke und Nahrungsmittel, erzählt, müsse man die Herausforderungen annehmen: „Und die sind nicht gering.“

Auf dem Weg zur Ausbildung ist Kämpfen angesagt



Hier sei „Kämpfen“ angesagt, da müsse man durch, betont Moatee und schildert seinen persönlichen Werdegang von der Schule und dem Sprachkurs über eine Vollzeitarbeit bei BMW Logistik, bis er sich für eine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker bei Krones entschieden habe. Bereits in diesen dreieinhalb Jahren der Ausbildung, so betont Björn Brendemühl als der gewerblich-technische Ausbildungsleiter, werde die Aufmerksamkeit der Azubis auf Weiterbildung und Qualifizierung gelenkt. Allein am Standort Neutraubling werden 300 junge Leute ausgebildet. In Nittenau sind es knapp 40 Azubis in den Bereichen Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker sowie für den Bachelor „Produktions- und Automatisierungstechnik“ – und dies bei einer Belegschaft von über 800 Mitarbeitern. In der Region ist Krones aber auch mit der Tochtergesellschaft Evoguard (100 Mitarbeiter) vertreten, wo unter anderem Produktdesigner und Industriemechaniker ausgebildet werden.

Von den insgesamt über 18500 Mitarbeitern der Krones Group sind in den deutschen Werken Neutraubling, Nittenau, Flensburg und Rosenheim rund 10 000 Personen tätig. Die Internationalität des Unternehmens kommt nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass knapp 90 Prozent des Gesamtumsatzes im Ausland getätigt werden. Gerade die jungen Mitarbeiter zeigen sich von diesem internationalen Auftritt ihres Unternehmens durchaus beeindruckt, gibt auch Ahmad Moatee zu verstehen, nicht zuletzt hinsichtlich der eigenen beruflichen Chancen.

Aber auch aus Sicht des Unternehmens ist es nach Auffassung von Björn Brendemühl durchaus von Bedeutung, dass sogar zu Hause, also allein am Standort Neutraubling, 50 verschiedene Nationalitäten zusammenarbeiten.

Hilfe und Förderung ist unentbehrlich



Damit Integration auf diesem Niveau auch tatsächlich klappt, verweist Ahmad Moatee auf die Rolle der vielfältigen „Schubse“, Hilfen und Förderungen, die man als Asylant und Geflüchteter benötige. Dafür bedankt er sich bei seiner Familie, der Schule und seinem aktuellen Ausbilder Markus Bauer ebenso wie bei Institutionen wie dem Jobcenter oder der Arbeitsagentur. Hier verwies die Betreuerin der Bewerber beim Jobcenter, Christine Feicht, auch auf die Nachhilfe rund um den Berufsschulunterricht. Wie Dominique Gottwald, die Geschäftsführerin des Jobcenters, ganz grundsätzlich betont, sei der Anstieg der Beschäftigung in der mittleren Oberpfalz nicht zuletzt auf die Migration zurückzuführen.

Ahmad Moatee jedenfalls zeigte sich dankbar dafür, dass man seine Familie als Kriegsflüchtlinge in Deutschland aufgenommen habe: „Wir haben die Situation angenommen und hoffen auf eine gute, gemeinsame Zukunft.“