Hirnforscher fesselte Arbeitgeber
Auf dem Unternehmerabend in Ursensollen wurde Gesundheit am Arbeitsplatz neu gedacht

23.03.2024 | Stand 23.03.2024, 5:00 Uhr

Beim Unternehmerabend in Ursensollen referierte Professor Stephan Gronwald. Foto: Karlheinz Brandelik

Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit neu denken – so hieß das Thema des Fachvortrages von Professor Stephan Gronwald beim Unternehmerabend der Gemeinde Ursensollen.

Bürgermeister Albert Geitner hatte die Gewerbetreibenden der Gemeinde Ursensollen zum ersten Mal zu einem Unternehmerabend in den Kubus eingeladen, so die Pressemitteilung der Gemeinde. Diese Veranstaltung sei als Wertschätzung und Dank für ihre tägliche Arbeit gedacht, die maßgeblich sei für den wirtschaftlichen Erfolg in der Gemeinde Ursensollen, so Geitner.

Die wirtschaftspolitische Verunsicherung ist groß



Den Einstieg in den Abend gestalteten Matthias Segerer von der Industrie- und Handelskammer und Josef Vogl von der Handwerkskammer. Sie zeigten auf, dass die wirtschaftspolitische Verunsicherung in Deutschland so groß wie nie und die höchste in ganz Europa sei. Dies sei sowohl der außenpolitischen Situation geschuldet, als auch der Energiekrise und dem Fachkräftemangel. Ein positives Fazit wurde trotzdem gezogen: „Die aktuelle Geschäftslage ist weitaus besser als das Gefühl“, attestierte Segerer.

Region gemeinsam weiterentwickeln



Karl-Heinz Brandelik, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Amberg, gab einen Überblick über den Wirtschaftsraum Amberg. Da man an der globalen politischen Situation nichts ändern könne, haben sich die Stadt Amberg und die umliegenden Gemeinden zusammengeschlossen, um die lebens- und liebenswerte Region gemeinsam weiter zu entwickeln. Seit 2018 gebe es dafür eine interkommunale Zweckvereinbarung, die dem Ganzen eine formelle Struktur verleihe und somit nicht nur eine „lose Kaffeerunde“ darstelle. Für 2024 ist die Vorstellung eines gemeinsam erarbeiteten Masterplans vorgesehen, so die Mitteilung.

Geitner informierte über die Unterstützungsmöglichkeiten von Seiten der Kommune: Die Jobbörse auf der Gemeindehomepage, die Ausbildungstage, die positive Bilanz an regenerativer elektrischer Energie im Gemeindegebiet sowie die Verfügbarkeit sowohl von Gewerbe- als auch von Wohnflächen und Kinderbetreuungsplätzen sei ein Beitrag, die Gemeinde Ursensollen als Unternehmensstandort attraktiv zu machen.

Hirnforscher fesselte mit seiner Rede die Zuhörer



Was dann kam, werden wohl die Wenigsten erwartet haben: Prof. Gronwald von der TU Deggendorf fesselte mit einem Vortrag zum Thema „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit neu denken“. Sein Anliegen war es, ein Umdenken in den Köpfen der Unternehmer zu erreichen, sich von starren Modellen zu lösen und ein individuelles Eingehen auf jeden einzelnen Mitarbeiter. „Glück und Zuversicht sind die Grundlagen für den Erfolg, nicht umgekehrt“, so Gronwald.

Emotionen der Mitarbeiter verstehen



Der aus dem Bereich der Hirnforschung stammende Dozent zeigte den starken Trend auf, dass immer mehr Krankschreibungen wegen psychischer Probleme ausgestellt würden, so die Mitteilung weiter. Die wenigsten gesunden Lebensjahre habe man in Deutschland. Dabei stehen die meisten chronischen Erkrankungen in Zusammenhang mit Stress. Eine große, notwendige Herausforderung für Unternehmer sei es, die Emotionen der Mitarbeiter zu erkennen und zu verstehen.

So kann Zufriedenheit bei der Arbeit geschaffen werden



Die 55- bis 64-jährige Generation und deren Erfahrungs- und Wissensschatz müsse man halten und Modelle anpassen, die dem Alter entsprechen. Die junge Generation zwischen 15 und 24 Jahren jedoch müsse man versuchen zu verstehen. „Die wollen uns nicht verstehen, das können Sie vergessen! Also muss es umgekehrt passieren“, so Gronwald. Teamarbeit auf Vertrauensbasis, Motivation durch Entfaltungsmöglichkeiten, aber auch die soziale Integration sieht Gronwald als wichtige Instrumente an, um Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu schaffen.

Zum Schluss appellierte der Vortragende laut Mitteilung noch einmal: „Wer sagt das, dass jeder Mensch 40 Stunden in der Woche arbeiten kann? Wer hat sich diese Zahl ausgedacht? Es kann ja schließlich auch nicht jeder die hundert Meter in zehn Sekunden laufen.“