Umstände ungeklärt
Bei Teeladen und Bäckerei: Buchstabendiebe schlagen in der Regensburger Altstadt wieder zu

15.04.2024 | Stand 16.04.2024, 11:44 Uhr

Die Gesandtenstraße scheint Letter-Langfinger in der Regensburger Altstadt anzuziehen. Zwei Geschäfte, nur wenige Meter voneinander entfernt, vermissen Buchstaben an ihrer Fassade. Aufgrund fehlender Zeugenhinweise tappt die Polizei im Dunkeln.



Traurige Routine kehrt ein bei Tee Gschwendner. „Das ist das dritte Mal, dass ein Buchstabe gestohlen wird“, berichtet Silvia Baier. Seit September ist sie Inhaberin des Teeladens in der Gesandtenstraße. Zuvor war sie bereits dort angestellt und weiß zu berichten, dass das nun fehlende „G“ bereits zum zweiten Mal gestohlen wurde. Einmal kam zudem das „s“ weg. Die Gesandtenstraße scheint Langfinger, die es auf Lettern abgesehen haben, anzuziehen. Nur wenige Meter weiter fehlt bei der Bäckerei Biendl & Weber ein „L“ im Schriftzug.

Kommt ein ganz neues Bäckerei-Schild?

Auch dort herrscht Fatalismus hinter der Theke. Die Chefin wisse Bescheid, sagt eine Angestellte, es werde sicherlich bald ein neues Schild kommen. Vielleicht gibt hier der Diebstahl Anlass für eine ganz neue Optik vor dem Laden. „Wir heißen nicht mehr Biendl & Weber“, informiert die Verkäuferin, „wir sind jetzt die Bäckerei Weber“.

Lesen Sie auch: Graffiti am Bayernmuseum entfernt – Schmierereien kosten die Stadt Tausende Euro

Bei Tee Gschwendner ist der Buchstabe Ende Februar bereits gestohlen worden. Es müsse in einer Nacht von Samstag auf Sonntag gewesen sein, sagt Baier. Sie wundert sich: „Es ist so viel Trubel in der Gesandtenstraße. Dass das keiner der Anwohner mitbekommen hat...“ Schließlich sei der Schriftzug nicht leicht zu erreichen. Man brauche eine Leiter oder müsse eine Räuberleiter oder ähnliches bilden. Eine Aktion im Übermut einer Partynacht hält Baier für möglich. „Es ist halt ärgerlich, es muss dann immer die Polizei eingeschaltet werden.“

Polizei tappt im Dunkeln

Die kann zu den Diebstählen wenig Auskunft geben. Vom Café Weichmann’s, ebenfalls in der Gesandtenstraße, wurden zwei Mal Buchstaben von der Fassade gestohlen. Ansonsten ist in den zurückliegenden Jahren nur ein weiterer Fall bekannt geworden. „Hier wurde der Schriftzug eines Geschäfts am St. Kassiansplatz angegangen“, informiert Kerstin Stolze, Sprecherin der Polizeiinspektion Regensburg Süd. Von Biendl & Weber liege derzeit keine Anzeige vor. Gefasst konnten die Täter in den zur Anzeige gebrachten Fällen nicht werden. Stolze begründet: „Die Aufklärung solcher Taten ist schwierig, wenn keine Tatzeugen oder Bilder einer Überwachungskamera vorliegen.“

Buchstaben blieben verschwunden

Das Café Weichmann’s hatte Glück, die abmontierten Buchstaben tauchten Monate später wieder auf. Bei Tee Gschwendner blieben die beiden bisher gestohlenen Lettern dagegen verschwunden und mussten ersetzt werden. Zur Mutmaßung, Partyvolk könnte hinter den mutwillig erscheinenden Diebstählen stecken, hält sich die Polizei bedeckt: „Da die vorliegenden Taten nicht geklärt wurden, kann auch keine fundierte Aussage über das mögliche Täterprofile getroffen werden“, sagt Stolze auf Nachfrage der MZ.

Wie das „L“ des Bäckereischriftzuges ist auch das Tee-Gschwendner-G nicht sonderlich kunstvoll gearbeitet, eher schlicht. Die Buchstaben haben keinen besonderen materiellen Wert. Bei der Frage nach dem Warum zuckt Baier mit den Schultern und lacht schicksalsergeben: „Ich weiß nicht, ob das jemand als romantisches Geschenk für eine Gisela oder eine Gertrud gebraucht hat.“