Dritter gegen Erster
Das erste von sieben „Endspielen“: SSV Jahn Regensburg freut sich auf ein „cooles“ Duell mit Münster

05.04.2024 | Stand 05.04.2024, 12:23 Uhr

So enthusiastisch bejubelten die Jahn-Spieler (links Konrad Faber) am 28. Oktober den 2:1-Heimsieg gegen Münster in der Hinrunde. Foto: Andreas Nickl

SSV Jahn bei Preußen Münster: Der formstarke Tabellendritte (55 Punkte) trifft nach sieben Siegen am Stück auf den Spitzenreiter aus Regensburg (57), der mit dem 2:0-Sieg gegen Halle seine sechs Spiele währende Sieglos-Serie gestoppt hat: Alleine schon diese Konstellation verheißt im Saisonendspurt Brisanz.



Es gibt gewiss unzählige Orte, an denen Joe Enochs ein gerne gesehener Gast ist. Auf Münster trifft das indes nicht zu. Das liegt an seiner sportlichen Vergangenheit. Als Rekordspieler und langjähriger Coach des benachbarten Erzrivalen VfL Osnabrück fühlte sich der US-Amerikaner im Preußenstadion „nicht immer herzlich willkommen“, wie er lächelnd berichtet. Aber das ist natürlich nur ein Randaspekt, wenn Enochs an diesem Samstag (14 Uhr/WDR und BR live) mit dem Regensburger Fußball-Drittligisten SSV Jahn zum Spitzenspiel in Münster antritt.

Der formstarke Tabellendritte (55 Punkte) trifft nach sieben Siegen am Stück auf den Spitzenreiter (57), der mit dem 2:0-Sieg gegen Halle seine sechs Spiele währende Sieglos-Serie gestoppt hat: Alleine schon diese Konstellation verheißt im Saisonendspurt Brisanz.

„Wir haben jetzt – beginnend mit Münster – absolute Do-or-die-Spiele vor der Brust. Wir können die restlichen sieben Partien fast wie Endspiele angehen. Jede kann entscheidend sein“, verdeutlicht Benedikt Saller. Der Jahn-Routinier betont aber auch: „Fehler werden das Spiel entscheiden. Wir müssen in den entscheidenden Momenten voll da sein. Umso stabiler wir stehen, umso größer wird die Chance, dass wir als Sieger vom Platz gehen. Ich glaube, wir haben eine gute Chance, in Münster etwas mitzunehmen und wollen die restlichen sieben Spiele oben mitschwimmen.“

Happiges Restprogramm für den Jahn

Nach Münster stehen für den Jahn unter anderem noch Duelle mit den Aufstiegskonkurrenten Dresden und Ulm auf dem happigen Restprogramm.

Saller war wie Kapitän Andreas Geipl schon im Mai 2017 mit von der Partie, als die Regensburger unter Trainer Heiko Herrlich mit einem 1:0-Sieg in Münster in die Relegation einzogen und in den zwei Begegnungen mit 1860 München den Zweitliga-Aufstieg perfekt machten. „Es war für mich eines der emotionalsten Spiele in meiner Zeit beim Jahn. Wir wollten unbedingt den dritten Platz behaupten und in die Relegation, deswegen war da schon ein bisschen Druck auf dem Kessel. Es war eine knappe Nummer – mit einem tollen Ende für uns“, blickt der Außenverteidiger zurück. Die Erinnerung stimmt ihn zuversichtlich: „Man nimmt auf jeden Fall das gute Gefühl von damals mit nach Münster.“

Enochs zollt derweil dem Gegner im Vorfeld großen Respekt. „Münster hat eine sehr stabile Mannschaft, die im Moment im Flow ist. Für uns wird es darum gehen, diesen Flow zu brechen“, sagt der 52-Jährige, der viel individuelle Klasse und Erfahrung im Preußen-Kader versammelt sieht.

Besonders auf der Hut muss am Samstag die Jahn-Abwehr sein. „Brandgefährlich“, so Enochs, sei das Münsteraner Sturmduo, was die jeweils 15 Saisontore von Malik Batmaz und Joel Grodowski unterstreichen. Der Jahn-Trainer ordnet den beiden Offensivkräften neben der Treffsicherheit unterschiedliche Qualitäten zu. Während Grodowski „Geschwindigkeit ohne Ende“ auszeichne, finde Batmaz „immer wieder die Lücken“ in der Defensive.

Bei der Frage, wer diese geballte Offensivpower bändigen soll, hat Enochs die Qual der Wahl. Bis auf die Langzeitverletzten Erik Tallig und Eric Hottmann steht ihm voraussichtlich sein gesamtes Personal zur Verfügung, also auch Abwehrchef Florian Ballas, der gegen Halle mit Kniebeschwerden pausiert hatte. Robin Ziegele, der in der Saison 2021/22 ein Gastspiel beim SC Preußen hatte, hat sich als Ballas-Vertreter gegen den HFC für weitere Einsätze in der Innenverteidigung empfohlen. Enochs ließ offen, wem er letztlich den Vorzug geben wird.

„Aufgerüttelt und zusammengeschweißt“

Der US-Amerikaner freut sich auf „ein cooles Spiel für uns" vor ausverkauftem Haus. Rechtzeitig vor dem Topspiel hatte sein Team gegen Halle einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen lassen. „Nach dem Lübeck-Spiel (0:1/d. Red.) waren wir bei den enttäuschten Jahnfans zusammen im Block. Das hat uns sicherlich aufgerüttelt und noch mehr zusammengeschweißt. Die zwei Wochen Pause anschließend haben geholfen, den Fokus wieder komplett scharfzustellen. Jeder hatte den Willen, jetzt weiter Punkte zu sammeln“, berichtet Saller, der aller Voraussicht nach erneut hinter Konrad Faber auf der rechten Außenbahn agieren wird. „Der größte Unterschied ist, dass ich mit meinem starken Fuß direkt im Spiel bin. Ich glaube, ich kann mich rechts noch ein bisschen mehr für die Mannschaft einbringen als auf der linken Seite, auch wenn ich dort natürlich auch meine Leistung auf den Platz bringen kann“, kommentiert Saller seinen Seitenwechsel auf die angestammte Position.

Dem Bundesliga-Gründungsmitglied Münster droht derweil im Falle eines möglichen Durchmarsches von der Regionalliga ins Fußball-Unterhaus, wie er auch dem Jahn 2016/17 geglückt war, Ungemacht. Das altehrwürdige Preußenstadion verfügt nur über eine Kapazität von 11744 Zuschauern, in der 2. Liga gefordert sind im Minimum 15000. Auch die Infrastruktur der Arena lässt zu wünschen übrig. Frühestens im Jahr 2027 sollen der Umbau und die Modernisierung abgeschlossen sein. Münster wäre damit bei einem Aufstieg auf eine Ausnahmegenehmigung der DFL angewiesen – oder müsste vorübergehend umziehen.

Münster hat „nichts zu verlieren“

Sportlich jedoch ist aktuell alles im Lot. „Wir können nur noch gewinnen und gar nichts verlieren", sagte Sascha Hildmann nach dem 1:0-Sieg zuletzt gegen Dynamo Dresden mit Blick auf den möglichen Aufstieg. Der Preußen-Coach fügte hinzu: „Wir sind ein demütiger Aufsteiger, haben schon tolle Spiele gezeigt. Diese Leichtigkeit macht uns vielleicht so stark."

Voraussichtliche Aufstellungen



Münster – SSV Jahn (Sa., 14 Uhr)

SC Preußen Münster:
Schulze Niehues – D. Schad, Scherder, Koulis, Böckle – Bouchama, Mrowca, Bazzoli, M. Lorenz – Grodowski, Batmaz

Es fehlt: Ghindovean (2. Mannschaft)

SSV Jahn Regensburg: Gebhardt – Saller, Ballas (Ziegele), L. Breunig, Schönfelder – Geipl, Bulic – Faber, Viet, Kother – Ganaus

Es fehlen: Hottmann (Kreuzbandverletzung), Tallig (Kreuz- und Innenbandverletzung)

Bilanz: 9 Drittliga-Begegnungen, 5 Jahn-Siege, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen