Anderes Konzept in Regensburg
„Es kostet ein Lächeln“– In der TeilBar wird nicht gekauft, sondern verschenkt

20.12.2023 | Stand 19.01.2024, 16:15 Uhr

Vera Götz (l.) und Verena Ahrweiler sortieren die abgegebenen Sachen. Foto: Runa Romatowski

Von Runa Romatowski

Das Konzept der TeilBar ist einfach. Jeder ist willkommen und darf alles, was ihm oder ihr gefällt, mitnehmen. Solange es nicht mehr als fünf Teile sind. Genauso sind alle eingeladen, etwas, das sie nicht mehr brauchen können, hier abzugeben. So erklärt es Mitarbeiterin Vera Ahrweiler.



Es ginge darum, ein Gegenpol zur Wegwerf- und Konsumgesellschaft zu sein. Statt Dinge einfach wegzuwerfen oder im Keller einzumotten, können sie hierher gebracht werden und jemand anderem eine Freude bereiten.

In der TeilBar herrscht geschäftiges Treiben. Ahrweiler und Verena Götz , auch ehrenamtliche Mitarbeiterin, laufen zwischen den Kleiderständern herum und sortieren die Kleidung. Gerade ist eine Frau vorbeigekommen und hat ein paar Sachen mitgebracht. Auch sie selbst bringen immer wieder mit, was sie nicht mehr gebrauchen können. Ein junges Mädchen nimmt sich ein Paar Ballerinas aus dem Schuhregal am Ladenende und kommt damit nach vorne. Ahrweiler erklärt ihr das Konzept der TeilBar: Die Schuhe müssen nicht bezahlt werden, sondern dürfen einfach mitgenommen werden. Sie lacht: „Ich sage immer, es kostet ein Lächeln und wenn derjenige nicht lächeln will, ist das auch okay.“

Es geht um Bedürfnisse

Am Tisch neben dem Eingang steht Ahrweiler und ordnet die abgegebenen Sachen. „Es geht um Bedürfnisse und nicht um Bedarf. Wer etwas haben möchte, darf das dann eben auch nehmen und es geht vor allem einfach darum, dass Produkte die ein Mensch vielleicht nicht mehr gebrauchen kann, dem anderen gerade in seinem Leben fehlen.“ erzählt sie.

Das Publikum ist bunt gemischt, viele Menschen kommen, weil sie Kleidung oder eine warme Winterjacke brauchen und sich diese nicht leisten können. Andere Kunden kommen aus Nachhaltigkeitsgründen oder einfach nur, weil sie gerade am Laden vorbeispazieren. „Es gibt manche Leute, die regelmäßig vorbeikommen, weil sie das Konzept schon kennen. Es gibt aber auch genug Leute, die zufällig, wenn die in der Stadt unterwegs sind, sehen, dass der Laden offen hat“ meint Götz. Manchmal muss sie das Konzept erst erklären, viele würden dann überrascht reagieren. Sie findet es schön zu sehen, dass die TeilBar so vielen Menschen eine Freude bereitet.

Lesen Sie auch: „Kleines Weihnachtswunder“: Eine Krippe wie ein Findelkind

Auf selbstgemalten Schildern im Laden wird darauf hingewiesen, bitte nicht mehr als fünf Teile mitzunehmen. Die Fünf-Teile-Regel besteht, damit man das Konzept nicht ausnutzt und vorher darüber nachdenkt, ob man die Sachen auch wirklich gebrauchen kann. Die Mitarbeiterinnen erzählen, dass manche Personen jedes Mal wieder an die Regel erinnert werden müssen. Ausschließen, dass jemand sich trotzdem bereichert, könne man natürlich nie. Die Beiden vermuten, dass der ein oder andere Gegenstand aus der TeilBar schon über Kleinanzeigen verkauft wurde. Sie sind sich einig, dass der positive Mehrwert trotzdem überwiegt: „Es ist schon richtig cool, wenn Leute bei uns etwas finden und dann begeistert sind, weil sie genau das gesucht haben oder auch, wenn sie beim nächsten Mal wiederkommen und dann die Sachen auch wirklich tragen.“ erklärt Frau Ahrweiler.

Weihnachtliches ist begehrt

An der Wand rechts neben dem Eingang hängt eine Pinnwand mit den schönsten Geschichten zu den abgegebenen und mitgenommen Gegenständen. Götz erzählt, es sei toll, dass man Hintergründe zu den Gegenständen erfahren würde und merke, wie wichtig es den Menschen ist, dass ihr Gegenstand noch ein weiteres Leben geschenkt bekommt. Geschichten von einem Schlafsack, der schon treuer Begleiter auf Reisen durch Island und Nepal war oder die erste Weihnachtdekoration aus der Studentenzeit lassen sich an der Pinnwand finden.

Auch in den ordentlich beschrifteten Regalen gibt es einen kleinen weihnachtlichen Abschnitt. Eine Plätzchenform, ein Teelicht und eine große Tüte voll mit Christbaumkugeln, die sofort einen neuen Besitzer finden. Die beiden sind sich sicher, dass definitiv ein paar der hier mitgenommen Sachen unterm Weihnachtsbaum landen werden. Ahrweiler erzählt, sie selbst verschenke auch immer gerne Sachen von hier.

Vergangenes Jahr hatte jemand kurz vor Weihnachten Barbiehäuser mitgebracht, die Freude bei den Eltern sei riesig gewesen, weil sie das perfekte Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder gefunden hätten.

Die Teilbar



Der Verein: Die Teilbar ist eine Initiative, die unter dem Dach des Vereins Transition umgesetzt wird. Der Verein hat seinen Sitz in der Keplerstraße, wo auch die Räumlichkeiten der Teilbar sind.

Das Ziel: Hier können Kleidungsstücke, Küchengeräte, Bücher, Haushaltsgeräte und alles anderen, was ein neues Leben bei jemand anderem verdient hat, weitergegeben werde. Wer will, kann in Ruhe in all den tollen Dingen stöbern, die von anderen Menschen abgegeben wurden und ein neues Zuhause suchen. Geöffnet ist die Teilbar wieder ab 10. Januar 2024. Weitere Infos gibt es unter www.transition-regensburg.de.


Dieser Text entstand im Rahmen des Praxisseminars der Mediengruppe Bayern an der Universität Passau.