Schreiben kursiert im Internet
Fürst-Anselm-Allee ist nebenan: Regensburger Schule sensibilisiert Eltern per Brief

31.01.2024 | Stand 31.01.2024, 19:48 Uhr

„Die Englischen“ sind eine reine Mädchenschule am westlichen Rand der Regensburger Altstadt. Foto: Philip Hell

Mit einer „eindringlichen Bitte“ hat sich Schulleiter Hans Lindner am Dienstag an die Eltern der „Englischen“ gewandt. Sein Anliegen: „Schulwegsicherheit“. Schnell kursierte der Elternbrief aus Regensburg im Internet, sehr zum Ärgernis von Lindner.



Die St. Marien Mädchenschule ist direkt neben der Fürst-Anselm-Allee gelegen, wo sich kürzlich am helllichten Tag ein Sexualdelikt ereignet haben soll.

Der MZ liegt der Elternbrief vor. „Weisen Sie ihre Tochter darauf hin, dass sowohl die Fürst-Anselm-Allee als auch die Bahnhofsgegend trotz erhöhter Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst auch tagsüber Kriminalitätsschwerpunkte sind“, schrieb Lindner. Bei Dunkelheit sollten Schülerinnen die Allee in jedem Fall meiden, rief der Schulleiter den Eltern mit seinem Schreiben ins Gedächtnis. „Unabhängig von der Tageszeit sollten Ihre Töchter den Schulweg am besten in Gruppen antreten“, lautete Lindners Rat.

St. Marien-Schulen in Regensburg: „Rein präventiver Brief“

Er wolle weder Panik verbreiten noch sei es zu Vorfällen mit Schülerinnen gekommen, sagt Lindner im Gespräch mit der MZ. „Das war ein rein präventiver Brief “, erklärt der Schulleiter. Er habe ihn geschrieben, um „aus gegebenem Anlass“ für das Thema Schulwegsicherheit zu sensibilisieren.

Vor knapp zwei Wochen soll eine 27-Jährige unweit der Schule an der Fürst-Anselm-Allee vergewaltigt worden sein. Wenige Tage später wurde ein weiteres Sexualdelikt im Bahnhofsumfeld angezeigt. In beiden Fällen ermittelt die Kriminalpolizei.

Rund 1200 Mädchen besuchen die Mädchenschule in der Helenenstraße. „In den 17Jahren, in denen ich hier Schulleiter bin, ist noch nie etwas passiert“, stellt Lindner mit Blick auf seine Schülerinnen klar. Sicherheit sei immer ein Thema, nicht nur jetzt. Die Schule sei rund um die Uhr videoüberwacht. Auch Selbstverteidigungskurse biete man an. Dazu gebe es Präventionsbesuche der Polizei. Die aktuellen Sexualdelikte im Bahnhofsumfeld habe man „in einer sensiblen Form“ im Unterricht thematisiert, sagt der Schulleiter.

Zum Ärger des Schulleiters: Regensburger Elternbrief landet im Internet

Seinen Elternbrief hat Lindner auch mit Blick auf den Unterstufenball geschrieben, der am Mittwoch stattfand. Den Eltern hatte er vorab erklärt: Wie in den vergangenen Jahren würden während der Veranstaltung verstärkt Streifenfahrzeuge und Polizeikräfte im Umfeld der Schule eingesetzt. Er bat in seinem Elternbrief darum, die Schülerinnen nach Ende des Balls persönlich abzuholen.

Dass sein Schreiben im Internet gelandet ist, beunruhigt den Schulleiter. Mehrere Personen hatten gestern ein Bild davon auf X geteilt oder daraus zitiert. Auch rechte Kreise nutzen den Brief laut Lindner für ihre Zwecke. Das werde man keinesfalls tolerieren. Einen Satz wiederholt Lindner im Gespräch mit der MZ deshalb immer wieder. „Es ist nie was passiert – und das soll so bleiben.“