Regina Müllners Sohn Jayden ist nicht nur rund um die Uhr auf Betreuung angewiesen, sondern benötigt auch spezielle Therapien. Um ihn dort hin fahren zu können, startet die Regensburgerin einen Spendenaufruf.
Nach einigen Minuten Videoanruf wird Jayden quengelig. Während seine Mutter in das Handy spricht, hätte er lieber ihre volle Aufmerksamkeit. „Jayden, Mama erzählt gerade von dir“, versucht Regina Müllner ihren fast zweijährigen Sohn noch etwas hinzuhalten.
Situation wie diese kennen wohl die meisten Eltern von kleinen Kindern. Doch die Lage, in der sich Regina Müllner befindet, ist eine besondere. Statt im eigenen Zuhause sitzt sie mit Jayden im Zimmer einer Reha-Klinik. Und anstatt sich mit Freunden oder Familie zu unterhalten, spricht die 25-Jährige mit unserer Zeitung über die Krankengeschichte ihres Sohnes.
„Jayden ist gesund auf die Welt gekommen. Als er krank geworden ist, war er eineinhalb, konnte reden und laufen“, sagt sie. Heute, einige Monate später, ist das nicht mehr möglich. Das Leben der kleinen Familie hat sich komplett verändert. Wie die Regensburgerin erzählt, hatte sich Jayden im Februar mit dem Coronavirus angesteckt. Bereits geschwächt kam eine Infektion mit dem Respiratorische Synzytial-Virus sowie mit A-Streptokokken hinzu.
Ärzte kämpften um Jaydens Leben
Im Kinderkrankenhaus St. Hedwig und später im Regensburger Uniklinikum kämpften die Ärzte um Jaydens Leben. „Er hatte einen Herzstillstand und musste zehn Minuten lang reanimiert werden“, sagt seine Mutter, „später hat seine Lunge komplett versagt.“ 18 Tage lang lag ihr Kind daraufhin im künstlichen Koma. „Dass diese Infektionen alle zusammenkommen, ist sehr unwahrscheinlich. Deshalb konnte uns auch keiner so wirklich sagen, wie es weitergeht“, sagt sie.
Jayden wacht schließlich wieder auf. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Durch den mit dem Organversagen verbundenen Sauerstoffmangel erlitt der kleine Junge einen Hirnschaden. Hinzu kommen eine neurologische Bewegungsstörung und Epilepsie. „Wie genau seine Prognose aussieht, weiß man nicht. Aber wahrscheinlich wird er ein Pflegefall bleiben“, sagt seine Mutter.
Regina Müllner klingt abgeklärt, als sie über die Ereignisse spricht. So, als hätte sie die Geschichte schon viele Male erzählen müssen. „Am Anfang war ich mit vielem überfordert. Aber das Wichtigste ist für mich, dass Jayden überlebt hat“, sagt sie.
Nach der Reha sollen Therapien Zuhause weitergehen
Zuhause in ihrer Wohnung in Regensburg war Müllner mit ihrem Sohn seit Februar nicht mehr. Seit kurzem befinden sich die beiden nun in der Schön Klinik in Vogtareuth im Landkreis Rosenheim. „Wir haben sehr viel Glück, dass wir hier einen Platz bekommen haben“, sagt sie. Neben zahlreichen Untersuchungen gehören in der Spezialeinrichtung für Kinderneurologie Physiotherapie Logotherapie und Ergotherapie zu ihrem Alltag.
Auch, wenn Jayden noch einige Zeit in der Reha-Klinik bleiben wird, denkt seine Mutter bereits an die Zeit danach. „Ich habe schon ein bisschen Angst, wie es wird, wenn wir wieder nach Hause kommen“, sagt sie. Neben der Verantwortung für ihren Sohn, der so gut wie rund um die Uhr intensive Betreuung benötigt, steht die alleinerziehende Mutter auch vor logistischen Problemen.
„Zuhause braucht Jayden ebenfalls Therapien“, sagt sie. Doch ohne Führerschein und Auto sei der Weg zu Ärzten und Therapeuten nur schwer zu bewältigen. „Mit dem Rollstuhl und den medizinischen Geräten, die da dranhängen, ist Bus fahren nicht so einfach“, erklärt Müllner. Hinzu komme die Angst, dass sich Jayden in den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Infektion einfangen könne oder unterwegs einen epileptischen Anfall bekomme.
Mutter will Geld will Führerschein und kleines Auto sammeln
Die Regensburgerin hat sich deshalb vor einigen Wochen entschlossen, einen Spendenaufruf zu starten, um sich den Führerschein und ein kleines Auto finanzieren zu können. Auf der Online-Plattform GoFundMe erzählt sie aus der Sicht von Jayden. „Wir kämpfen uns durchs Leben. Aber da ich 24/7 betreut werden muss und es sehr schwer ist, passende Pflegekräfte zu finden, kann meine Mama nicht arbeiten“, heißt es auf der Internetseite, die den Titel „Jayden will siegen“ trägt.
Auf die Idee gebracht habe sie eine andere Mama, sagt Müllner. Sie hofft, auf diese Weise Unterstützung zu finden, sodass sie und Jayden nach der Zeit in der Reha-Klinik in Regensburg in einen neuen Alltag starten können. „Ich bin dabei, Hilfsmittel zu beantragen. Wir brauchen zum Beispiel einen Reha-Buggy, eine Stehhilfe und eine Badeliege“, erklärt sie. Spätestens im September will sie mit Jayden Zuhause sein, da dann die Therapien vor Ort beginnen sollen. „Und wenn wir da auf lange Sicht mit dem Auto hinfahren könnten, wäre das toll“, sagt sie.
Spendenaufruf über Online-Plattform
Regina Müllner hat einen Online-Spendenaufruf über die Crowdfunding-Plattform GoFundMe geschalten. Für den Führerschein und ein kleines Auto sollen insgesamt 5000 Euro zusammenkommen.
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