Kultur
Mephisto in Regensburg, Kommissarin im Fernsehen: Adele Neuhauser wird 65

16.01.2024 | Stand 19.01.2024, 11:53 Uhr

Vor der Filmkarriere spielte sie Theater: Adele Neuhauser war auch einige Jahre in Regensburg engagiert. Foto: Sommer, dpa

Die Schauspielerin, seit Jahren eine der beliebtesten Ermittlerinnen im „Tatort“, ist dem Regensburger Publikum bis heute als „Mephisto“ im Gedächtnis. 2024 steht viel an, was sie freut.



In der Schulter zwickt es noch etwas. „Aber ich bin zufrieden mit den Fortschritten“, sagt Adele Neuhauser. Die „Tatort“-Kommissarin war im Juni 2023 beim Dreh zu einer Film-Komödie mit dem Rad gestürzt und hatte sich die Schulter gebrochen. Eine Platte mit neun Schrauben im Oberarm war die Folge. Das Missgeschick soll aber den heutigen 65. Geburtstag nicht überschatten. Zumal 2024 beruflich unter günstigen Vorzeichen steht: „Es verspricht sehr viel Arbeit, was mich freut“, sagt die Schauspielerin mit österreichisch-griechischen Wurzeln.

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Allein drei neue „Tatort“-Folgen aus Wien werden 2024 gedreht. Mit Harald Krassnitzer (Oberstleutnant Moritz Eisner) ermittelt Neuhauser alias Majorin Bibi Fellner unter anderem im rechtsextremen Milieu. „Der Rechtsruck und die manchmal nicht fassbare Unzufriedenheit sind Themen, die mich nicht kalt lassen“, sagt Neuhauser. Das Ermittler-Duo hat bei der Themenwahl einigen Einfluss. „Wir wollen Stoffe, die relevant sind.“ Korruption, Massentierhaltung, Mafia-Clans in Großstädten, Gewalt gegen Frauen – Eisner und Fellner sind in viele Milieus eingetaucht. Das Duo ist in mehr als zehn Jahren eines der besonders beliebten Teams der „Tatort“-Reihe geworden. Die Chemie zwischen beiden stimmt. „Großer Respekt, großes Vertrauen, eine schöne Freundschaft“, charakterisiert Neuhauser ihre Beziehung.

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Die Schauspielerin hat in ihrer Karriere deutlich ruppigere Zeiten erlebt. Die Berufung fühlte sie dabei früh. „Mit sechs Jahren wusste ich, dass ich Schauspielerin werden möchte“, erinnert sie sich. Mögliche Weichen in andere Richtungen, etwa zu Ballett, hatten Verletzungen früh blockiert. Mit 16 Jahren habe sie sich zum Entsetzen der Eltern von der Schule abgemeldet und sei prompt im Max-Reinhardt-Seminar an der Aufnahmeprüfung gescheitert. Eine andere Schauspielschule musste zur Lehrstätte werden. „Es war ein holpriger Einstieg in den Beruf“, sagt Neuhauser.

Auch privat waren ihre frühen Jahre extrem schwierig. In ihrer Autobiographie „Ich war mein größter Feind“ (2017) erzählt Neuhauser von Depressionen und Suizidversuchen.

Die ersten Engagements hatte sie auf deutschen Bühnen, in Münster, Essen, Mainz und Regensburg. Dem Regensburger Publikum ist bis heute besonders ihre Darstellung von Mephisto in der Kult gewordenen Regensburger Faust-Inszenierung von Michael Bleiziffer in Erinnerung, oder ihre Rolle als Maria Callas in „Meisterklasse“. Neuhauser kehrt immer wieder mal zurück auf die Bühne am Regensburger Bismarckplatz, wie 2023, als sie mit dem Trio Edi Nulz um ihren Sohn, den Jazzmusiker Julian Pajzs, „Mythos“ von Stephen Fry als musikalische Lesung präsentierte.

20 Jahre lang spielte Neuhauser klassische Rollen. 2005 ging sie nach Österreich zurück. Nach vielen TV-Gastrollen wurde das Fernsehen ihre neue Heimat. Der Durchbruch gelang ihr als Hobby-Detektivin Julie Zirbner in der ORF-Landkrimi-Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“. Dann kam ein Anruf: Wollen Sie mit Harald Krassnitzer im „Tatort“ spielen? Ein Nein kam nicht in Frage, sagt Neuhauser, zumal ihre Agentin kommentierte: „Adele, das ist der Ritterschlag.“

Den Wechsel zum Fernsehen hat die Künstlerin nie bereut. „Ich liebe die Kamera. Sie ist die Verlängerung des Herzens und des Hirns des Publikums“, sagt Adele Neuhauser. „Man muss sehr präzise sein – und ich mag Präzision.“

dpa