Polizei bittet um Videos und Fotos
Nach Stoß von Steinerner Brücke – Opfer (20) konnte Klinik in Regensburg verlassen

18.10.2023 | Stand 19.10.2023, 12:19 Uhr

Nach der Vorführung beim Ermittlungsrichter brachten die Beamten den 28-Jährige in die Psychiatrie. Das Opfer des Vorfalls, ein 20-jähriger Syrer, hat die Klinik zwischenzeitlich verlassen. Foto: Philip Hell

Nach Angriff auf der Steinernen Brücke gehen die Ermittler erneut mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Gegen den 28-jährigen Verdächtigen wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Es gibt einen neuen Zeugenaufruf.



Der 20-Jährige, der am Freitag von der Steinernen Brücke gestoßen wurde, hat die Klinik verlassen. Die Suche nach dem Motiv der Tat läuft unterdessen mit Hochdruck weiter. Jetzt hat die Polizei ein Medienportal freigeschaltet, wo Videos, Fotos oder Audioaufnahmen hochgeladen werden können. Die Kripo bittet zudem weiter um Zeugenhinweise; auch zur Zugfahrt des Mannes von Amberg nach Regensburg am Freitagvormittag.

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Der junge Syrer soll am Freitag, gegen 12.15 Uhr, aus dem Hinterhalt angegriffen und völlig unvermittelt von der Brücke gestoßen worden sein. Das ergaben MZ-Recherchen. Augenzeugen bestätigten demnach, dass es zwischen den Männern keinen Streit gab. Das Opfer habe ruhig dagestanden und per Video telefoniert – dessen Mutter musste die Attacke offenbar live am Telefon mithören.

Der junge Mann stürzte nach dem Stoß auf einen der Pfeiler und nicht in die an dieser Stelle besonders gefährlichen Strudel der Donau. Mit einer Drehleiter musste der 20-Jährige von der Feuerwehr geborgen werden – die Rettungsaktion zog sich gut 20 Minuten hin. Der Syrer wurde beim Sturz schwer verletzt, Lebensgefahr bestand laut einer Auskunft der Polizei aber zu keiner Zeit.

Schwer verletzter Syrer aus dem Krankenhaus entlassen



Vier Tage wurde er in einer Klinik behandelt. Erst dann gaben die Ärzte grünes Licht – er konnte das Krankenhaus am Dienstag verlassen, wie Polizeisprecherin Corinna Wild auf Nachfrage bestätigte. Die Ermittlungen liefen weiter „in alle Richtungen“. Bereits am Montag hatte Wild bestätigt, dass auch Fremdenhass als mögliches Motiv geprüft werde. Der Tatverdächtige hatte laut Zeugen unmittelbar nach der Tat seinen rechten Arm zum Hitlergruß in die Höhe gerissen.

Bereits im März 2022 war wegen ganz ähnlicher Vorwürfe gegen den 28-Jährigen ermittelt worden (die MZ berichtete): In der Landshuter Innenstadt hatte er den Hitlergruß gezeigt und selbstgemalte SS-Runen auf seinem Rucksack. Aufgefallen war er damals als psychotisch – ganz ähnlich wie im aktuellen Fall: Bei der Polizei soll sich der 28-Jährige selbst als gottgleich bezeichnet und den Brücken-Stoß sogar zugegeben haben.

Erste Erkenntnisse: Vieles spricht für eine Tat im Wahn



Gegen den Mann, der in einem Zimmer in Amberg lebt, wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Nach aktueller Einschätzung spricht jedoch vieles eher für ein psychotisches Erleben, also eine Tat im Wahn, wie Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher sagte. Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts in Regensburg hatte daher am Samstag statt U-Haft die Unterbringung des 28-Jähriges in die Psychiatrie angeordnet.

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Um Licht ins Dunkel zu bringen, erneuerte die Polizei am Mittwoch ihren Zeugenaufruf. Wer am Freitag etwas beobachtet und sich noch nicht gemeldet hat, kann sich mit der Kripo Regensburg unter Telefon (0941)5062888 oder jeder anderen Polizeiinspektion in Verbindung setzen, hieß es. Die Ermittler bitten vor allem um Video-, Audio sowie Fotoaufnahmen vom Freitag, insbesondere in der Zeit von 11.30 bis 12.30 Uhr im Bereich der Steinernen Brücke.

Das Upload-Portal der Polizei ist unter https://medienupload-portal04.polizei.bayern.de/ zu erreichen.

Der tatverdächtige Mann reiste laut neuesten Polizeiangaben am Freitagvormittag mit dem Zug aus Amberg an. Auch dazu wären Beobachtungen laut den Ermittlern möglicherweise relevant.