Theater-Sanierung
Regensburger Velodrom vor der Zukunftsfrage

19.03.2024 | Stand 19.03.2024, 11:00 Uhr

Das Regensburger Velodrom muss saniert werden. 2029 soll die Theater-Spielstätte wieder eröffnen. Aber über das Projekt gehen die Meinungen auseinander. Foto: Heike Haale

Das Velodrom, Denkmal mit bewegter Vergangenheit und heute Spielstätte des Theaters Regensburg, muss saniert werden. Das steht fest. Über die Fragen, die sich anschließen, gehen die Meinungen weit auseinander. Ein Abend des Architekturkreises Regensburg will Fakten und Haltungen bündeln.

Am Mittwoch (20. März, 19 Uhr) sprechen Vertreter unterschiedlicher Standpunkte im Kulturhaus Degginger: Nikolai Reich vom Architekturbüro gmp (Gerkan Marg und Partner), Regensburgs Planungsreferent Florian Plajer, Matthias Schloderer, der kaufmännische, und Michael Hübner, der technische Leiter des Theaters, sowie Albert Payer, maßgeblicher Architekt bei der Sanierung Ende der 1990er, als aus dem verfallenden, von Bürgern geretteten Haus ein Theater wurde.

Damals kostete der Umbau keine fünf Millionen Mark. Für das aktuelle Projekt werden 50 Millionen Euro kolportiert. Der Freistaat, sicherte Kunstminister Markus Blume zu, würde an die 65, 70 Prozent zahlen.

Meldungen des Publikums erwünscht



„Wir sehen die Sache ergebnisoffen. Wir wollen Transparenz schaffen“, sagt Andreas Eckl, Vorsitzender des Architekturkreises. Ein wohltuender Ansatz für ein komplexes Thema, zu dem konträre Ansichten einzeln öffentlich aufgeschlagen waren. „Aktive Mitwirkung des Publikums ist ausdrücklich erwünscht“, sagt Eckl noch, ein Live-Stream wird eingerichtet.

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Die Mediengruppe fragte vorab Positionen ab. „Das Velodrom ist und soll Spielstätte bleiben. Das müssen wir hinbekommen“, sagt Plajer. „Auch wenn es Zwangspunkte gibt.“ Welterbe, Denkmal, Finanzen, Theater, Publikum: Anforderungen vieler Seiten treffen aufeinander. Generell sagt Plajer: „Jede Zeit hat ihre Formensprache. Architektur muss getrieben sein von der Notwendigkeit. Gerade das Velodrom hat sich immer verändert. Ein Denkmal ohne Nutzung ist in Gefahr, verloren zu gehen.“

Wir brauchen das Velodrom, das hat, glaube ich, jeder verstanden“, sagt Matthias Schloderer. Mit 600 Plätzen ist es die größte Spielstätte, aber eine leistungsfähige Bühnenausstattung fehlt, zu schweigen von den Sicherheitsdefiziten. Das Miteinander von Gestaltungsbeirat und Denkmalschutz sehe er „sehr positiv“. Eine offene, variable Bühnennutzung statt eines Saals mit frontaler Bühne würde er begrüßen. „Über Kosten reden wir noch nicht. Aber in Zeiten, in denen der Musikunterricht an Grundschulen gekürzt wird, ist es umso mehr unsere Verantwortung, Kunst und Kultur an die Menschen zu bringen.“

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Payer meint: Das Theater soll seine Wünsche überdenken. Er hält sie für überzogen. Eine Großbühne mit Obermaschinerie und Eisernem Vorhang, die nach massiven Eingriffen ins Dach verlangt, sei mehr, als das Denkmal vertrage. Der Charme – ein Grund für die Beliebtheit der Spielstätte – ginge verloren. Ein neu eingefügtes Stahltragwerk zur Aufnahme der Techniklasten im Dachraum würde die historischen Eisenbinder zum nutzlosen Accessoire degradieren. Selbst ein so renommiertes Büro wie gmp könnte die Anforderungen des Theaters nicht umsetzen, ohne den Charakter des Velodroms zu zerstören.

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