Zwei angezeigte Vergewaltigungen in der Altstadt sind seit Tagen das Gesprächsthema in Regensburg und weit darüber hinaus. Jetzt gibt es eine unerwartete Wende: Gegen die Frau, die am 19. Januar im Fürst-Anselm-Park vergewaltigt worden sein will, wird wegen des Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Sie hat in ihren Aussagen gelogen und das auch eingeräumt. Das bestätigte Polizeisprecher Claus Feldmeier auf Nachfrage.
Die 27-Jährige gab an, zwei arabisch aussehende Männer hätten sie an jenem Freitag im Bereich des Schwammerls angesprochen und dann verfolgt. Am Obelisk im Fürst-Anselm-Park sei sie in ein Gebüsch gezerrt und vergewaltigt worden. Die Ermittler hatten nach MZ-Informationen jedoch früh Zweifel an den Angaben der Frau. Erst Tage später, nach einer zweiten Vernehmung samt Tatortbegehung mit der Frau, war das Polizeipräsidium Oberpfalz mit einem Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit gegangen.
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Angebliche Vergewaltigung: Es haben sich kaum Zeugen gemeldet
Geschehen sein soll der Übergriff am helllichten Tag. Gemeldet hatten sich trotz der Tatzeit gegen 14.30 Uhr aber nur wenige Zeugen. Und deren Angaben widersprachen dem, was die 27-Jährige bei der Polizei ausgesagt hatte. Demnach habe beispielsweise ein Zeuge ermittelt werden können, der sich zum Zeitpunkt der vermeintlichen Tat in der Nähe des Tatortes aufgehalten hat. „Der hat nichts von dem beobachtet, was die Frau behauptet“, so Feldmeier.
Zudem: Am Tatort und im Umfeld gesicherte Spuren, vor allem aber die Auswertung der Videoüberwachung im Bahnhofsumfeld nährten laut Angaben der Polizei weitere, erhebliche Zweifel. „Das wurde alles akribisch ausgewertet“, betonte Feldmeier. Auf diesen Videoaufnahmen hätten die beiden mutmaßlichen Täter nach Überzeugung der Ermittlern eigentlich zu sehen sein müssen – waren sie allerdings nicht. Und: Teile der Kleidung mit möglichen Tat- und Täterspuren soll die 27-Jährige vor der Anzeige wohl entsorgt haben, hieß es.
Bahnhof und das Umfeld sind ein „Brennpunkt“ der Kriminalität
Seit Monaten wird die Sicherheitslage rund um den Regensburger Hauptbahnhof intensiv diskutiert. Diebstähle, offener Drogenhandel, Gewalt und Sexualdelikte – das Tor zur Stadt und das Diskothekenviertel wurden als „Brennpunkte“ markiert. Nicht zuletzt, nachdem ein sprunghafter Anstieg von Straftaten durch die immer selben Täter offenkundig wurde. Die beiden Sexualdelikte befeuerten die Diskussion aufs Neue.
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Welche Folgen könnten die Ermittlungen für die Frau haben? Laut Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren, wenn eine Straftat vorgetäuscht wird. Je schwerer das vorgetäuschte Delikt, desto höher falle die Strafe im Regelfall aus, sagte Rauscher der MZ am Freitag. Dabei komme es unteranderem darauf an, wie groß der Umfang der polizeilichen Ermittlungen war, die durch die Vortäuschung ausgelöst wurden.
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Auch die Frage, ob die vorgetäuschte Straftat zu einer erheblichen Verunsicherung in der Bevölkerung geführt habe, spiele eine Rolle, so Rauscher weiter. Besonders der zweite Aspekt spiele im konkreten Fall eine große Rolle, auch weil der Fall der angeblichen Vergewaltigung zu einem größeren Medien-Echo geführt habe.
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