Pläne für neues Areal
Historischer Tag für Flossenbürg: Steinbruch wird Teil der KZ-Gedenkstätte

27.03.2024 | Stand 27.03.2024, 11:12 Uhr

Wo jetzt noch Bagger stehen, dürfen bald Besucher hin – für Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit ein großer Gewinn. Foto: Schröpf

Noch rumoren Baufahrzeuge an der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg. Spätestens nach dem Osterwochenende soll es aber stiller werden. Denn der Pachtvertrag für den angrenzenden Steinbruch endet. Der Leiter der Gedenkstätte, Jörg Skriebeleit, verrät, was hier Besucher bald erwartet.



Denn der Betreiber des unmittelbar angrenzenden Steinbruchs Wurmstein muss bis Ende des Monats das Gelände räumen. Dann läuft der Pachtvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten aus. Der Granit wird zwar dann nicht mehr abgebaut, ein zentrales Thema für Flossenbürg wird er aber bleiben.

Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte, sagt: „Ohne diesen Granit gäbe es kein KZ in Flossenbürg“. Denn Tausende KZ-Häftlinge mussten hier das Gestein in Zwangsarbeit für die Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt) abbauen. Später mussten sie in Werkhallen auf dem Steinbruchgelände für das Rüstungsunternehmen Messerschmitt Flugzeugteile herstellen.



Für Skriebeleit gehört der Steinbruch deswegen zum deutschen Kulturerbe – wenn auch einem negativen, wie er sagt. Deswegen sollen Besucher möglichst bald das noch gepachtete Gebiet betreten können. Eine Führung über das Gelände ist auch am vorletzten Aprilwochenende zum 79. Jahrestag der Befreiung des KZ geplant.

Den Pioniergeist wecken



Für die Arbeit der Gedenkstätte habe das Steinbruchareal einen großen historischen Wert. „Hier befinden sich unglaublich viele bauliche Spuren“, sagt Skriebeleit. Was genau ihn und sein Team erwartet, wird sich spätestens nächste Woche zeigen. Eines steht bereits fest: „Es soll ein unfertiges Denkmal bleiben.“

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Man wolle bewusst auf Gestaltung verzichten. Stattdessen sollen Besucher sich selbst Gedanken machen. „Vor allem bei Schulklassen merkt man, sie wollen etwas entdecken“, sagt Skriebeleit. Dieser Pioniergeist soll mit dem Steinbruch geweckt werden.

Ab 2025 wird auch gebaut. Denn dann laufen die Pachtverträge für die Gebäude aus. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des SS-Granitbetriebs soll ein Memory Lab entstehen. Hier sollen Besucher sich experimentell mit NS-Verbrechen beschäftigen.

Architekturwettbewerb soll folgen



Anstoß dazu sollen auch NS-Spuren geben wie etwa das Fresko im ehemaligen Gefolgschaftssaal. Auch der gegenwärtige Umgang damit soll hier neue Impulse bekommen. Unterstützung bei der Erforschung und Gestaltung bekommt die Gedenkstätte von der Universität Regensburg und der Ostbayerischen Technischen Hochschule, wie Skriebeleit verrät.

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Die veranschlagten 8,6 Millionen Euro für die Sanierung teilen sich Freistaat und Bund. Die Finanzierung ist damit gesichert. Ab April sollen bereits die Ausschreibungen beginnen. Auch einen Architekturwettbewerb kündigt Skriebeleit an.

Es wird sich also noch einiges tun in den kommenden Jahren. Zu sehen gibt es aber jetzt schon etwas. „Der Pächter hat im Steinbruch schon im Vorfeld historische Wege freigelegt“, sagt Skriebeleit.