Konzert in Regensburg
Chorphilharmonie begeistert: Brahms Botschaft trifft ins Herz des Publikums

25.03.2024 | Stand 25.03.2024, 18:32 Uhr
Gerhard Dietel Dr.Dr.

Voll Wucht, aber auch Trost spendend: Die Chorphilharmonie unter Leitung von Horst Frohn bot ein besonderes Requiem. Foto: Lex

Die Chorphilharmonie unter Leitung von Horst Frohn überzeugt bei Konzert in Regensburg mit dem „Deutschem Requiem“.

„Denn wir haben hie keine bleibende Statt“: Von der Endlichkeit des menschlichen Lebens ist immer wieder die Rede im „Deutschen Requiem“, das Johannes Brahms in den 1860er Jahren komponierte. Daher finden Aufführungen des Werks heutzutage meist gegen Ende des Kirchenjahres im November statt. Dass Horst Frohn und die von ihm geleitete „Chorphilharmonie“ es nun zu Beginn der Karwoche erklingen ließen, hat jedoch ebenfalls seine Berechtigung.

Zwar fehlt in der Textgrundlage des Werks, den von Brahms selbst zusammengestellten Ausschnitten aus der Bibel, jeglicher Bezug zum Passionsgeschehen, doch immerhin: Seine Uraufführung erlebte das „Deutsche Requiem“ am Karfreitag des Jahres 1868 im Bremer Dom.

Das zahlreiche Publikum in der Regensburger Kirche Herz Jesu zeigte sich von der Botschaft des Werks wie von seiner Interpretation beeindruckt. Der lange anhaltende Beifall am Schluss galt gleichermaßen allen Beteiligten: Horst Frohn als umsichtigem Dirigenten, dem intensiv musizierenden Orchester der Chorphilharmonie, den stets hellwach agierenden Sängerinnen und Sängern des Chores sowie den beiden Vokalsolisten. Seymur Karimov (Bass) ließ mit kraftvollen Tönen sein „Herr lehre doch mich“ zur eindringlichen Mahnung werden, während Gesche Geiers Sopran in „Ihr habt nun Traurigkeit“ hell leuchtend, wenn auch etwas vibratoreich Trost spendete.

Doch auf weiten Strecken wird Brahms’ Vertonung allein von Chor und Orchester getragen, welche der Komponist erst einmal getrennt einführt: Mit dunklen Streicherfarben legt das Orchester im Anfangssatz die Grundstimmung fest, bevor sich der Chor im A cappella-Satz mit dem „Selig sind, die da Leid tragen“ zu Wort meldet. Perfekt wachsen dann Instrumental- und Vokalpart zusammen, in den kleinen dynamischen Abstufungen wunderbar ausgefeilt bis hin zum Verklingen in den letzten Takten mit himmelwärts strebenden Harfentönen.

Trost steht hier wie in den folgenden Sätzen im Vordergrund, und nur selten einmal kommt das „Deutsche „Requiem“ der Schreckensbotschaft eines „Dies irae“ des traditionellen lateinischsprachigen Requiemtexts nahe wie im zweiten Satz. Dessen marsch- oder eher sarabandenartiges „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ lässt Horst Frohn zwar noch recht gezügelt beginnen, doch bald, angetrieben von der Pauke, niederschmetternde Wucht entfalten. Klanglich ebenso überwältigend, wenn auch als inhaltlicher Gegenpol fällt die große Orgelpunktfuge „Der Gerechten Seelen“ am Ende des dritten Satzes aus. Besonders hier können die Sängerinnen und Sänger des Chors zeigen, dass sie nicht nur klangschön oder klangstark auftreten können, sondern auch die Herausforderungen des polyphonen Satzes meistern. Brahms’ spiegelsymmetrisch angelegte Partitur führt aber nach solchen Klanggipfeln zurück zur Ruhe. „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben“ ist die Botschaft des Finales, das Chor und Orchester ganz friedlich im Pianissimo verklingen lassen