Überraschung bei Preisverleihung
Kritik an Bayernwerk und Staatsregierung: Dicht & Ergreifend lehnen Kulturpreis ab

17.11.2023 | Stand 17.11.2023, 22:15 Uhr |

Die drei Mitglieder von „Dicht & Ergreifend“ mit Fischerhut und kurzer Hose, flankiert von Laudator Dr. Florian Sochatzy (links) und Moderatorin Nina Sonnenberg. − Foto: Screenshot Youtube

Große Überraschung beim Kulturpreis Bayern: Die niederbayerische Rapper-Gruppe „Dicht & Ergreifend“ hat ihren Preis abgelehnt und ihren Unmut gegenüber dem Veranstalter „Bayernwerk“ und der Bayerischen Staatsregierung zum Ausdruck gebracht.





„Milliardenschwerer Energiekonzern, Bayerische Staatsregierung, Dicht & Ergreifend heute also gemeinsam in einem Raum.“ Die Worte von Laudator Dr. Florian Sochatzy bei der Verleihung in München am Donnerstagabend könnte man als den Beginn eines Witzes verstehen. Doch das waren sie nicht. Denn wer die Band „Dicht & Ergreifend“ genauer verfolgt, dem schwante schon zu diesem Zeitpunkt, dass etwas nicht stimmen konnte. Und so war es auch.



Rede sei nicht zugelassen worden



Die Musiker – DJ Spliff, Fabian Frischmann alias Lef Dutti und Michael Huber alias George Urkwell – nahmen ihren mit 5000 Euro dotierten Preis in der Kategorie Kunst nicht an. Als Grund gaben sie an: Eine von ihnen vorbereitete Rede sei nicht zugelassen worden. Daraufhin hätten Dicht & ergreifend den Kulturpreis direkt vor Ort „für den guten Zweck“ versteigern wollen. Auch das sei ihnen von den Veranstaltern untersagt worden.



Die Band habe sich daraufhin eine Alternative überlegt und noch während der Verleihung ein Video auf „youtube“ veröffentlicht. In dem laut eigener Aussage am Vortag gedrehten Film ist eine rund neun Minuten lange Rede der Rapper zu sehen, wie sie zu dritt auf der Bühne im leeren Postsaal in Eichendorf (Landkreis Dingolfing-Landau) stehen.



Einerseits weisen die Rapper in dem Video darauf hin, dass sie den „Marketing-Live-Gala-Abend“, wie sie die Verleihung bezeichnen, dazu nutzen wollten, um Geld für ein Hilfsprojekt in Burkina Faso zu sammeln. Andererseits wird schnell klar, welche Intention die Band mit der Ablehnung des Preises verfolgt: „Wir bedanken uns ganz brav bei der Bayernwerk AG, deren Mutterkonzern Eon ihren Gewinn im letzten Geschäftsjahr auf magere 8,1 Milliarden Euro steigern konnte und dadurch in der Lage ist, uns hilfsbedürftige Künstler mit der horrenden Summe von 5000 Euro für herausragende Verdienste im Kulturbereich unter die Arme zu greifen“, sagt Rapper Michael Huber in dem Video.

Deutliche Kritik an Stromkonzern und Staatsregierung



Den Rappern sind also sowohl die Stromkonzerne ein Dorn im Auge, da diese während der Energiekrise ihre Gewinne zum Teil deutlich steigern konnten. Aber auch die Bayerische Staatsregierung wird kritisiert, da sie sich laut Huber nicht an dem Preistopf beteiligt habe. „Auch eine Form von Kunst, die ausgezeichnet werden sollte“, fügt Huber ironisch an.

In ihrem Video ging die Band weiter ins Detail: Die 5000 Euro von Bayernwerk lehnten sie ab, stattdessen werde man 5000 Euro aus der Bandkasse spenden an den Verein WAMO e.V. – Hilfe für Westafrika mit der IBAN DE65 7016 9614 0000 0670 83). Zudem werde man eine privat am 3D-Drucker erstellte Pseudotrophäe für ein weiteres Mindestgebot von 5000 versteigern auf der Internetseite www.hfe5000.org – das stehe für „Humanismus für Einsteiger und 5000 Euro“.

Bayernwerk reagiert gelassen



Das Bayernwerk reagierte auf Anfrage unserer Zeitung gelassen: „Wir gehen entspannt um mit der Situation“, sagte Sprecher Maximilian Zängl. „Wir respektieren die Haltung von Dicht & ergreifend, auch wenn wir nicht alle Inhalte teilen. Und wir werden das Preisgeld, das die Band erhalten hätte, für denselben Zweck spenden.“

Moderatorin Nina Sonnenberg nahm den Preis cool zurück und leitete schnell über zum Auftritt von Kunstminister Blume, der den Ehrenpreis an Karikaturist Dieter Hanitzsch verleiht. Der hat zwar eine spitze Feder, bedankt sich aber artig für die Ehre.

Bayernwerk und Kunstministerium haben für Erfolge in Kultur und Wissenschaft Geldpreise von insgesamt 96.000 Euro vergeben. Geehrt wurden weiter die deutsch-syrische Künstlerin Adidal Abou-Chamat, für Schriftstellerin Rita Falk, den Chefdirigenten der Bamberger Symphoniker Jakub Hrůša sowie für die Künstler und Kunstförderer Michaela und Bruno Wank.

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