Konzert im Audimax
Universitätsorchester liefert Publikum Symphonie aus Spiellust und Emphase

28.01.2024 | Stand 28.01.2024, 10:08 Uhr
Gerhard Dietel Dr.Dr.

Schönes, aber auch Staunenswertes: Das Universitätsorchester unter Leitung von Arn Goerke lieferte seinem Publikum eine Fülle musikalischer Eindrücke. Foto: altrofoto.de

Temperamentvoll und hellwach: Das Universitätsorchester Regensburg unter Leitung von Arn Goerke überzeugt bei seinem Auftritt im Audimax das Publikum.

Mit den festlichen E-Dur-Eröffnungstakten von Beethovens „Fidelio“-Ouvertüre begrüßt das Universitätsorchester Regensburg am Freitagabend sein Publikum im voll besetzten Audimax, vom ersten Moment hellwach dem ebenso temperamentvollen wie präzisen Dirigat seines Leiters Arn Goerke folgend. Mag sein, dass bei der Interpretation dieser Ouvertüre wie auch später nicht jeder Tonansatz so präzis erfolgt, nicht jeder Übergang in den Instrumenten so geschmeidig gelingt wie bei Profi-Orchestern, doch nie fehlt es den Musizierenden auf dem Podium an Spiellust und Emphase, so dass es am Schluss des Abends stürmischen Beifall für alle Orchestermitglieder gibt.

Wie der Abend in E-Dur begann, so endet er auch, nämlich mit der ersten Sinfonie, die das zweiundzwanzigjährige Jung-Talent Hans Rott 1880 vollendete. Als Werk von ungestümem Jugendüberschwang präsentieren Arn Goerke und das Universitätsorchester Rotts Partitur, als noch in Gärung befindlichen Entwurf zu einer „Neuen Sinfonik“. Man muss bedauern, dass Rott bald darauf in geistige Umnachtung fiel und so früh verstarb, dass aus diesem Gärungsprozess kein gereifter Wein mehr werden konnte. Unvermeidlich stellt der, dem Rotts erst 1989 uraufgeführtes Werk erstmals begegnet, Vergleiche an: Da gibt es ein paar Stellen, die an Rotts Lehrer Anton Bruckner erinnern, und im Finale ausgerechnet einen Anklang an Brahms, der durch sein vernichtendes Urteil über diese „Erste“ wohl zu Rotts tragisch frühem Ende beitrug.

Vor allem aber staunt man immer wieder über Passagen, welche die Tonsprache von Rotts Wiener Studienkollegen Gustav Mahler antizipieren. Wenn Rott im Scherzo zu Ländler-Tönen findet, fühlt man sich fast in den entsprechenden Satz von Mahlers Erster versetzt, und wenig später vernimmt man ein räumlich verteiltes Klangfeld, das wie ein Zitat aus Mahlers (späterer!) „Auferstehungssinfonie“ wirkt. Soll man daraus schließen, dass Mahler das geerntet hat, was Rott säte?

E-Dur zum Dritten: In dieser Tonart steht der tiefsinnige Largo-Mittelsatz von Beethovens drittem Klavierkonzert. Ungemein zart intoniert ihn die Pianistin Janka Hobe, die seit dem Wintersemester 2020/21 als Dozentin für Klavier an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik tätig ist. Sind es noch Rokoko-Schnörkel, die sie fein ziseliert aus den Tasten zaubert, oder schon eine Antizipation romantischer Nocturne-Stimmung, wenn sie Beethovens kleinteilige Ornamentik auch einmal mit einem Sfumato versieht? Nicht weniger gute Figur macht Janka Hobe in den Rahmensätzen des Konzerts: dem zwischen c-Moll-Ernst und pianistischer Spielfreude wechselnden „Allegro con brio“ und dem der Moll-Grundtonart zum Trotz humorvolle Züge entwickelnden Final-Rondo. Kraftvolle Impulse setzt sie, brilliert mit rasantem Laufwerk, findet aber auch empfindsame Töne für die lyrischen Abschnitte des Werks. Ungewohnten Zwischenbeifall gibt es dafür schon nach dem ersten Satz und heftige Akklamationen am Ende.