Divis-Ersatz im Anflug
Bietigheim könnte das i-Tüpfelchen aufs Eisbärenjahr werden

30.12.2023 | Stand 30.12.2023, 7:00 Uhr

Auch Torwart Jonas Neffin wurde nach dem neuerlichen Heimsieg gegen Meister Ravensburg besonders gefeiert. Foto: Christian Brüssel

Zuhause haben die Eisbären Regensburg den Jahresschlusspunkt in der zweiten Eishockey-Liga schon mal eindrucksvoll gesetzt. Den amtierenden Meister aus Ravensburg im zweiten Heimspiel am Donnerstagabend zum zweiten Mal, nach dem 7:5 diesmal 5:4, besiegt zu haben, ist nicht das, was zur Kragenweite gehört. Jetzt gilt es am Samstagabend ab 19.30 Uhr in Bietigheim vielleicht eins draufzusetzen.

Dabei führt die Reise zu einem DEL-2-Schlusslicht, das kein Schlusslicht sein dürfte, weil es sich immerhin um den DEL-Absteiger handelt, der aber nach massivem Umbruch noch immer an seinem Fehlstart in die Saison knabbert und nach kurzem Aufbäumen mit jetzt wieder vier Punkten Rückstand auf den Vorletzten Dresden 2023 auch als Tabellen-Vierzehnter beenden wird.

Elf Punkte mehr als 22/23?

Aus Regensburger Sicht ist dabei in dieser so superengen Liga stets zu berücksichtigen, dass der Tabellenneunte im Vergleich zu allen Teams ein Spiel weniger aufweist – gegenüber dem unmittelbaren Verfolger Freiburg sind es sogar zwei Spiele. Wie gut die ersten 30 der 52 Hauptrundenspiele liefen, zeigt eine Hochrechnung: Bliebe es nämlich beim bisherigen Punkteschnitt von 1,52 (in dieser Wertung ist man derzeit übrigens sogar Siebter), käme man am Ende auf satte 79 Punkte. Zur Erinnerung: Das wären elf Zähler mehr als 2022/23, als man als Zehnter den Playdowns entrann.

Freilich können die Eisbären mit Trainer Max Kaltenhauser derlei Prognosen so gar nicht leiden. „Wir rechnen nicht, Hauptsache es reicht“, sagt er. Schon das neuerliche Ravensburg-Spektakel vom Donnerstagabend zeigte ja, wie schnell die Rechnungen sich wenden können. Mit maximaler Effizienz drehten die Eisbären eine Partie, in der man genauso gut klar im Rückstand hätte liegen können, und wussten diesmal trotz des Gegners Ausgleich nach einer Regensburger Drei-Tore-Führung den entscheidenden Schlag zu setzen.

Kaltenhauser, der den Sieg wie das 4:9 in Kassel nur krank am Fernsehschirm verfolgen konnte und das Zepter für zwei Spiele an seinen Co-Trainer Jan Suran übergab, in Bietigheim aber wieder dabeisein will, „wenn ich keinen Rückfall kriege“, formulierte seine Eindrücke so: „Am Fernseher habe ich sogar mehr gesehen als sonst, weil ich mich rein aufs Zuschauen konzentrierte und vieles mitgeschrieben habe. Und in der Pause habe ich mit Jan telefoniert – ohne zu viel zu sagen, weil er ja seine eigenen Dinge sieht“, berichtet Max Kaltenhauser, der zudem „leise“ zuschaute: „Im Nebenzimmer hat ja meine Tochter geschlafen. Ein bisschen mehr Puls als ein normaler Zuschauer hatte ich schon.“

Im Gegensatz zu Kaltenhauser wird Tomas Schwamberger weiter fehlen. „Auf alle Fälle noch ein, zwei Wochen“, sagt Kaltenhauser. Auch die vierte Kontingentstelle des verletzten Richard Divis bleibt zumindest am Samstag weiter unbesetzt. Ersatz aber scheint kurz vor dem Anflug. „All das tut uns natürlich weh. Umso mehr muss man der Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie weiter ihre Spiele gewinnt.“ Und Tiefschläge wie die neun Gegentreffer von Kassel verdaut. „Wir haben aber auch immer das Los gezogen, dass wir auf die treffen, wenn sie nach Niederlagen sauer sind. Wir waren nicht besonders gut, aber da kommst du halt nicht mehr hin. Das war wie früher bei uns in der Oberliga.“

Platz drei der Fantabelle

Überhaupt ist fast nichts mehr so wie eine Liga tiefer. Das gilt vor allem auch für die Zuschauerzahl, die nach den 3752 gegen Ravensburg bei jetzt 3610 im Schnitt liegt – DEL-2-Rang drei hinter Krefeld (4765) und Rosenheim (3849). „Davon sind rund 1850 im Schnitt Tageskarten“, klamüsert Eisbären-Geschäftsführer Christian Sommerer die Zahl auseinander. „Dauerkarten haben wir jetzt 1615 verkauft. Dazu kommen pro Spiel im Schnitt 180 Freikarten und Tickets für Ehrenamtliche, die alle einen Platz zugewiesen bekommen müssen.“ Wie es ausschaue, „toppen wir unseren Schnitt von 3401 diese Saison nochmal.“

Das Ziel ist definiert: „In zwei, drei Jahren, wenn wir die Liga halten und uns etablieren, wollen wir eine Vier vorne dran haben. Das müsste die Region hergeben. Man sieht ja auch, wie die Leute geradezu nach der DEL2 gieren. Es ist schön zu sehen, wie positiv wir in Region und Stadt wahrgenommen werden.“ Die Bilanz des Kalenderjahrs ist gelungen: „Auch die internen Ziele haben wir erreicht.“ Trotzdem bleibt Sommerer demütig: „Es gilt erstmal, die Klasse zu sichern und die Saison gut fertigzuspielen. Denn unser Apparat ist ja auch größer und es hängen Arbeitsplätze dran.“ Ein i-Tüpfelchen in Bietigheim würde das Jahr perfekt abrunden.

Ehrung und Fan-Aufruf: Erstes Spiel 2024 wirft Schatten voraus

Start: Das erste Eisbären-Heimspiel 2024 am Dienstag (20 Uhr) gegen die Starbulls Rosenheim, für das auch bereits wieder über 3000 Tickets verkauft sind, wirft bereits seine Schatten voraus.

Verabschiedung: Insofern wird der Rahmen würdig werden, wenn Jonas Leserer offiziell verabschiedet wird. Der Torwart spielte nie für einen anderen Klub und in seinen 192 Spielen alle möglichen Rollen vom „Spieler der Saison“ 2010 bis zum Mann für alle Fälle als Nummer drei der vergangenen Jahre. „Die Suche nach einem Nachfolger hat gezeigt, wie wertvoll so jemand ist“, sagt Geschäftsführer Christian Sommerer. Die Zeremonie, in der Leserers Trikot unter das Hallendach gezogen wird, soll nach dem Aufwärmen bereits um 19.40 Uhr über die Bühne gehen.

PC-Sammlung: Dazu bietet das Rosenheim-Spiel ein weiteres Beispiel für den sozialen Einsatz, der den Eisbären so wichtig ist. „Zusammenhalt ist das, was die Eisbären auszeichnet“, sagt Peter Holmgren, der Leiter der Standortentwicklung, und ruft die Fans auf, alte Laptops, Notebooks (nicht älter als zwölf Jahre), Tablets, Drucker (nicht älter als acht Jahre und keine Tintenstrahldrucker) und Zubehör mitzubringen und an den Ständen am Eingang West und Nord (Dauerkarten) abzugeben. In Zusammenarbeit mit dem Computerspende e.V. um Vorstand Johannes Hundshammer werden diese dann aufgefrischt „und an Menschen weitergegeben, die nicht in der Lage sind, sich ein modernes Gerät zu kaufen. Wir wollen sie unterstützen, dass sie eine faire Chance haben“, sagt Holmgren und lobt Belohnung aus. „Jeder, der spendet, bekommt einen Essens- und einen Getränkegutschein für die Fanzone.“

cw