Prickelnde Eisbären-Duelle
Ein Regensburger Eishockeyspieler steckt mitten in den sächsischen Turbulenzen

25.01.2024 | Stand 26.01.2024, 11:25 Uhr

Teil des Dresdner Überlebenskampfs ist mit Yannick Drews auch ein Regensburger (in Weiß). Foto: Imago/Eibner

Sie hält und hält und hält, die Serie der Eisbären Regensburg in der zweiten Eishockey-Liga – schon zehn Siege lang. Das sorgt für die kaum fassbare Konstellation, dass Spitzenreiter Kassel Huskies am Sonntag (17 Uhr) in einer wohl ausverkauften Donau-Arena beim Tabellenzweiten gastieren wird – ganz egal, wie das Match auswärts am Freitag (19.30 Uhr) bei Dresdens Eislöwen ausgeht.



„Es ist für alle geil, dass es so ein Spiel gibt“, sagt auch Trainer Kaltenhauser über das Sonntagsspiel, das gleichzeitig den Auftakt einer Serie von drei Eisbären-Heimspielen am Stück ist, die am Dienstag und Freitag (2. Februar) fortgesetzt wird.

Die Dresden-Aufgabe ist eine der prickelndsten Aufgaben, die die DEL2 zurzeit zu bieten hat. In ihrer Tabellennot – die Sachsen sind immer noch Vorletzter der Tabelle, allerdings nur sechs Punkte hinter Platz zehn (und 22 hinter Regensburg) – haben die Dresdner munter dazuverpflichtet. Namhafter ging es dabei kaum: Mit Niklas Sundblad kam vor fünf Partien bereits der dritte Trainer der Saison, mit Travis Turnbull (37) ein Haudegen mit zehn Jahren DEL-Vergangenheit, mit Torwart Danny aus den Birken ein silberner Olympiaheld von 2018. Vor allem das Duo Sundblad/Turnbull weiß, wovon es spricht und erlebte eine ähnliche Situation schon einmal: In Ingolstädter Diensten stürmte man gemeinsam 2014 zur deutschen Meisterschaft – nach Platz neun in der Vorrunde!

Anstrengendes Training

Mittendrin in den sächsischen Turbulenzen ist mit Yannick Drews ein Regensburger. Der 26-Jährige stürmt im dritten Jahr für Dresden. „Der Trainer ist einer, der viel Energie in die Kabine bringt. Er ist der richtige Mann für die Situation – auch weil er einer ist, der uns in den Hintern tritt“, sagt er über seine Erfahrungen. „Und von der Situation damals in Ingolstadt hat er uns beim allerersten Meeting schon erzählt – und wir arbeiten dafür aber auch. Das Training am Dienstag etwa war eines der drei anstrengendsten meiner Karriere.“

Dass Dresden so in die Bredouille kam, ging für Drews schon in der Vorbereitung mit ihren fast ausschließlichen Niederlagen (u.a. auch zwei gegen die Eisbären) los. „Ich hatte damals schon den Gedanken, dass man den Schalter nicht einfach so umlegen kann. Und nach den ersten Siegen zu Anfang haben wir nie zu unserem Spiel gefunden. Alle blieben unter der Leistung, die sie bringen können. Wir waren alle nicht gut genug“, übt Drews Selbstkritik.

Gerade erst gelangen unter Sundblad erstmals seit der Startphase auch wieder zwei Siege hintereinander. Und auch die 2:3-Niederlage im letzten Spiel gegen Crimmitschau am Sonntag passte ins Bild. „Wir hatten 32:13 Schüsse, alleine 16:3 im letzten Drittel. Wir haben viele gute Spiele gemacht – und es doch geschafft, zu verlieren.“

Die Angst der Playdowns

Dennoch ist Drews „guter Dinge, dass wir das hinkriegen. Wenn wir zumindest die Pre-Playoffs erreichen, dann ist alles möglich.“ Die Playdowns will schließlich jeder vermeiden, auch Yannick Drews. „Das zweifelhafte Vergnügen hatte ich in Tölz schon mal. Da kommt dann auch noch Angst dazu.“

Dass sein Jugendklub EVR eine solch gute Rolle spielen könnte, hatte auch Yannick Drews nicht auf dem Schirm. „Dass die Eisbären Qualität haben, war absehbar – auch mit den eingedeutschten Spielern. Ein Hammond zum Beispiel ist nicht auffällig, aber sehr unangenehm. Ich dachte schon, dass sie nicht ganz hinten sind, aber nicht, dass sie so erfolgreich wären. Aber wenn ich mich schon für eine andere Mannschaft freuen muss, dann für Regensburg.“ Und vielleicht trifft man sich ja sogar in den Playoffs nochmal? „Da nehme ich jeden Gegner. Hauptsache, Playoffs. Aber das wäre cool.“

Derweil sieht auch Max Kaltenhauser, der weiter auf Tomas Schwamberger verzichten muss, die Indizien. „Ich bin kein Tiefstapler. Wir hoffen auf eine schöne Tabelle am Ende. Aber wir sind erst durch, wenn wir durch sind. Und spielen auch dann mit vollem Fokus.“ Das Motto bleibt: „Never too high, never too low.“ Nie zu hoch, nie zu tief: Diese Denkweise war stets eines der Erfolgsgeheimnisse.

Eisbären-Infos

Formcheck: Die Eisbären sind in den letzten 5, 10 und 15 Spielen der DEL 2 das Team mit der besten Ausbeute. Dresden steht im Ranking der letzten fünf Partien mit sieben Punkten bei drei Siegen immerhin auf Rang sechs.

Verteidigertore: In der Allzeitwertung der Verteidigertore hat Jakob Weber mit jetzt 56 Treffern Horst Hans und Jan Schinköthe eingeholt. Vor ihm liegen nur noch Thomas Maier (59), Martin Pielmaier (60) und Martin Ancicka (113).

Spielejubiläum: Wenn Jakob Weber alle Spiele mitmachen kann, steht zudem das 300.Spiel des 28-Jährigen im Eisbären-Trikot vor der Tür – zehn Partien fehlen noch. Geht alles glatt, wäre es am 23. Februar in Kaufbeuren soweit.

Zuschauer: Am Sonntag gegen Kassel übertreffen die Eisbären im 21. Heimspiel die Marke von 75000 Zuschauern. Am Donnerstagmittag waren nur noch 200 verfügbar. Die 100000er-Marke wird wohl in der K.o.-Runde geknackt.

Rekord: Die Eisbären-Begeisterung schlägt sich auch in den Hörerzahlen der Auswärtsspiele nieder. Mit 4100 meldete Eisradio aus Selb eine neue Bestmarke. „Das ist Rekord, seit es Eisradio gibt“, sagt Armin Wolf, der mit Jan-Mirco Linse für die Übertragungen zuständig ist.