Ultracycling
Extremradler Rainer Steinberger ist fit für die Ultracycling-Weltmeisterschaft

Nach gesundheitlichen Problemen fühlt sich der Pösinger Extremradler fit für die Saison

23.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:45 Uhr
Thomas Mühlbauer

Rainer Steinberger ist wieder fit und plant die Teilnahme an drei großen Rennen. Foto: Thomas Mühlbauer

Wenn die Tage wieder länger werden und die Temperaturen wärmer, dann startet auch die Saison von Ultracyclingfahrer Rainer Steinberger so richtig. Doch der Start in die Saison 2023 verlief für den Pösinger diesmal alles andere als optimal.

Aufgrund gesundheitlicher Probleme schraubte der Athlet sein Trainingspensum im Januar, Februar und März deutlich zurück. So waren keine harten und langen Einheiten möglich. Aus diesem Grund fiel auch das erste geplante Rennen in Italien ins Wasser. „Schweren Herzens habe ich das Rennen abgesagt, es wäre in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum gewesen.“ Im Nachgang war dies für den Pösinger die richtige Entscheidung, zu der ihm seine Familie geraten hatte. Auch der Mentaltrainer aus Österreich empfahl diesen Schritt. Nach der Absage bleiben von den vier geplanten Wettkämpfen für 2023 nur noch drei übrig. Diese haben es aber in sich. Daher passt es für den zweifachen Familienvater optimal, dass die Form im Mai langsam ansteigt und er seine gesundheitlichen Probleme überwunden hat.

Zum ersten Mal schnuppert Steinberger am 26. und 27. Mai Rennluft, wenn er beim „Race across Germany“ an den Start geht. Die Strecke führt von der West- zur Ostseite des Landes.

Steinberger plant Soloritt von West nach Ost



Zurückzulegen sind für Steinberger 800 Kilometer und 7800 Höhenmeter von Aachen nach Görlitz. Das Rennen kennt Steinberger. Er stellte 2019 den Streckenrekord aufgestellt, der immer noch Bestand hat. Dennoch betritt er bei diesem Rennen Neuland: Zum ersten Mal wird er die 800 Kilometer ohne ein Begleitteam hinter sich in Angriff nehmen. Den Reiz beschreibt er darin: „Ich möchte mich einfach ein bisschen breiter aufstellen, denn es wird immer schwieriger Rennen zu finden, die man mit Begleitteam fahren kann.“

An seinem Rad hat er einen Radcomputer angebracht, der ihm den Weg zeigen wird und der 45 Stunden Akkulaufzeit hat. Das will Steinberger nicht ausreizen: „Ich peile so 27 bis 28 Stunden Fahrzeit an.“ Alle Utensilien, die man für das Rennen braucht, führt der Pösinger nicht im Begleitfahrzeug mit, sondern in einem Rucksack mit sich. Sollte auf der Strecke etwas passieren, dient das Notfallhandy zur Kontaktaufnahme. Das Personal im Begleitfahrzeug steht nicht zur Verfügung. Nur knapp sechs Wochen nach dem Race across Germany wartet mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Ultracycling das Saisonhighlight auf Steinberger.

WM in Polen ist das Saisonhighlight



Am 15. Juli ist der Pösinger erstmals beim „Race around Poland“ dabei. Mit Start in Warschau führt der Kurs 3600 Kilometer im Uhrzeigersinn an der Landesgrenze entlang. Nach neun bis zehn Tagen und 30845 zurückgelegten Höhenmetern möchte er den Startort wieder erreichen. Begleitet wird er von einem Begleitteam, bestehend aus Unternehmern, Pressesprechern und dem Pösinger Bürgermeister Michael Reith. „Die Vorbereitung für das Rennen war durch meine körperlichen Probleme Anfang des Jahres zu keiner Zeit gefährdet“, informiert der Pösinger Ultracycler.

Zum vierten Mal wird das Rennen ausgetragen. Drei Faktoren machen für Steineberger den besonderen Reiz in diesem Jahr aus: Mit dem Rennen wird der Weltmeister im Ultracycling gesucht, das entsprechend gut besetzte Teilnehmerfeld und auch die Landschaft Polens würden anziehend wirken. „Ich wollte in diesem Jahr auch ein Rennen fahren, wo man Grenzen verschieben muss.“ Nachdem er vergangenes Jahr in Amerika verletzungsbedingt aussteigen musste, ist das Rennen um Polen die längste Distanz die der Pösinger bislang jemals gefahren ist. „Das ist eine andere Hausnummer als Österreich, da muss man auch von der Strategie anders rangehen.“ Zum Abschluss der Saison ist für September noch ein drittes Rennen geplant, aber es ist noch nicht fix, wo das sein wird. Das Race across America steht heuer definitiv nicht auf dem Programm. Möglicherweise rückt es im kommenden Wettkampfzyklus wieder in den Fokus: „Für 2024 ist es auf jeden Fall noch nicht gestrichen, wir werden das im Herbst wieder beraten“, so Steinberger.

Das Race around Poland

hat es in sich

Besonders die Startliste hat Steinberger beim „Race around Poland“ auch gereizt. Aktuell sind 21 Fahrer registriert, die die 3600 Kilometer mit einem Begleitteam in Angriff nehmen. Dabei trifft der Pösinger auch wieder auf die Schweizerin Nicole Reist, die ihm in Amerika bis zu seinem schweren Sturz als einzige auf den Fersen bleiben konnte. Wie schwer das Rennen rund um Polen ist, zeigt auch die Anzahl der Teilnehmer, die 2022 ins Ziel kamen: Lediglich drei Fahrer bewerkstelligten den 3600 Kilometer langen Rundkurs. Die übrigen Starter stiegen während des Rennens aus. Der Sieger Jarosław Kedziorek brauchte im letzten Jahr neun Tage und 20 Stunden, ehe er im Ziel war.