Familienchronik ab 1636
Kleines Häusl am Straßenrand: Laubmer Schmid-Anwesen in Hohenwarth mit langer Geschichte

26.04.2024 | Stand 26.04.2024, 5:00 Uhr

Das Laubmer-Schmid-Häusl (im Vordergrund der Backofen) an der Staatsstraße bei Gotzendorf steht unter Denkmalschutz. Foto: Pletl

Wer ist wohl der Eigentümer dieses alten Häuschens? Warum steht es so verlassen und einsam da? Ob ihm wohl der Abriss droht? Diese Fragen drängen sich wohl vielen Autofahrern auf, die aus Bad Kötzting und von Grafenwiesen kommend in Richtung Hohenwarth auf der Staatsstraße unterwegs sind und linker Hand das sogenannte Laubmer-Häusl vor dem Hohenwarther Ortsteil Gotzendorf sehen.

Ein Gespräch unserer Zeitung mit den Eigentümern, der Familie Schmid/Zoglauer in Gotzendorf, kann einige der Fragen beantworten. Die Familie hat alle Dokumente wie etwa Urkunden zurückgreifend bis in das Jahr 1636 sorgfältig und in einem einwandfreien Zustand aufbewahrt. Zum Teil sind urschriftliche Unterlagen noch in altdeutscher Schrift verfasst.

Zu dem Foto, so wie das Holzhäuschen heute im Wiesengrund dasteht, ist zu sagen, dass es schon sehr lange unter Denkmalschutz steht und Veränderungen staatlicherseits nicht zugelassen werden.

Die Familien Schmid/Zoglauer gaben auf die Fragen unserer Zeitung gerne Auskunft. Die Namensgebung und Schreibweise des landwirtschaftlichen Hofes in Gotzendorf wechselte öfter von Laubmer-Schmid in Lamer Hof, Laumer Hof, Laubmayer oder Laubmeier. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.

Als Austragshaus gebaut

Das Anwesen wurde als Austragshaus – so sagte man früher zu einem zweiten Unterkunftsort – neben dem Haupthaus, meist bestimmt für die ältere Generation und in der Regel von zwei bis drei Personen benutzt. Die Familie Laubmer/Schmid wird erstmalig 1636 urkundlich erwähnt. Das Ausnahmshaus wurde 1836 erbaut und diente als Wohnhaus für den Austragsbauern. Dazu existierten ein Stall und ein Schuppen, in dem fünf bis sechs Rinder gehalten wurden. Früher waren auch ein hölzerner Grand und ein Waschhaus vorhanden.

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Der Hof gehört heute zum eigentlichen landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Zoglauer/Schmid in Gotzendorf. Ein Backofen beim Laubmer-Haus zeugt davon, dass viel Brot für den Eigenbedarf gebacken wurde. Wie Josef Schmid berichtet, wurde die Familie Schmid erstmalig im Jahre 1701 als Eigentümer urkundlich erwähnt. In der Kirche in Hohenwarth existiert ein Fenster, das die Schmids stifteten. 1956 wurde ein neuer Dachstuhl ins Ausnahme-Häusl eingebaut. Wie Josef Schmid weiter informierte, ranken sich viele Geschichten um das kleine Häu-serl.

Schlafplatz des Räuber Heigl

So soll zum Beispiel sogar der Räuber Heigl mit seiner Geliebten, der „roten Resi“ im Gebäude genächtigt haben. Der Opa Alois Schmid war der Letzte der Familie, der im Haus wohnte.

Um das Gebäude wurden die Schuppen zwischenzeitlich weggeräumt und immer wieder hergerichtet. Wie Kathrin Zoglauer, Josefine und Josef Schmid übereinstimmend berichten, wird das Gebäude immer wieder von grobem Vandalismus heimgesucht.



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Josef Schmid erwähnte, dass ihm schon viele Leute gerne das Haus abgekauft hätten. Wie er sagt, bringe er einen Verkauf aber nicht übers Herz und möchte das Anwesen vorerst erhalten.

Was in Zukunft damit geschieht, konnten die Familien Zoglauer/Schmid noch nicht sagen. Es wäre schade, dieses geschichtliche Kleinod zu verlieren.

Kleine Chronologie



Familien-Bestand: Im Jahre 1636 beginnen die Pfarrmatrikel Kötzting mit einer Aufzählung der damals (nach dem Schwedenkrieg) vorhandenen Familien.

In Gotzendorf erscheint ein Andre Laubmer und seine Hausfrau Anna. In der Familienchronik sind die Jahreszahlen der Familie von 1636 bis 1920 vollständig aufgelistet.
1636: erstmals urkundliche Erwähnung der Familie Laubmer
1701: Wolfgang Schmid aus Rimbach tritt urkundlich in Erscheinung.
1836: In diesem Jahr wurde das Laubmer-Häusl erbaut.

1846:
wurde der Schmidt-Bräu von Kötzting gekauft
Heute: Die Tochter von Josef und Josefine Schmid, Kathrin, hat Thomas Zoglauer geheiratet. Somit ist der Name nun zur Schmid-Dynastie hinzugekommen.

khp