Fussball
21-Jähriger mausert sich zu Bayern-Jäger

Julian Kügel aus Pförring sitzt dem FCB II mit Eichstätt in Regionalliga im Nacken. Nach Knie-OP will er wieder angreifen.

17.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr

Julian Kügel (2. v. l.) aus Pförring kickte für den TV Aiglsbach. Jetzt ist der 21-Jährige mit dem VfB Eichstätt Regionalliga-Zweiter hinter dem FC Bayern II. Foto: Kahler

Der Mann warf Manchester United aus der Champions-League-Vorrunde und stand gegen den FC Chelsea im Europa-League-Halbfinale. Markus Steinhöfer, der diese Erfolge mit dem FC Basel in 2012 und 2013 erreichte, ist der namhafteste Teamkollege von Julian Kügel beim VfB Eichstätt. Aber es ist kein Ensemble der „Stars“ um den 21-jährigen Pförringer Kügel. Dennoch liegt Eichstätt mit dem FC Bayern II gleichauf an der Spitze der Regionalliga Bayern. Der junge Fußballer steht an der Schwelle zum Profi-Fußball. „Aber die Dritte Liga ist für unseren Verein wirtschaftlich nicht drinnen.“

„Julian kann in jedem Spiel den Unterschied ausmachen.“Peter Gaydarov

Vor gut einem Jahr noch kickte Kügel mit dem TV Aiglsbach in der Bezirksliga. „Er kann mit seiner Geradlinigkeit und Schnelligkeit in jedem Moment den Unterschied ausmachen“, sagt sein damaliger Trainer Peter Gaydarov. Insgesamt vier Jahre (zwei Spielzeiten beim SV Manching, zwei in Aiglsbach) hatte der Coach, der ebenzum U19-Bundesliga-Team des 1. FC Nürnbergging, den Youngster unter seinen Fittichen. „Julian hat eine unglaubliche Entwicklung genommen. Er ist auf und neben dem Platz für jede Mannschaft eine Bereicherung.“

Sechs Tore gegen die Löwen

Dem Pförringer ist es ganz recht, wenn andere über ihn sprechen. „Über mich selbst etwas zu sagen, fällt mir nicht leicht“, sagt Kügel. „Peter hat auf mich bei den Herren vertraut, als ich noch A-Jugendlicher war.“ Was er kann, war schon vorher offensichtlich. Mit sechs Jahren begann er beim TSV Pförring – als Elfjähriger holte ihn der TSV 1860 München. „Wir hatten ein Testspiel gegen den jüngeren Jahrgang der Löwen und haben 7:6 gewonnen. Ich erzielte sechs Tore“, schildert Kügel. Umgehend wurde er zu einem Probetraining eingeladen und überzeugte.

Die Fahrerei nach München war für den jungen Buben aber zu viel. „Ich musste viermal in der Woche zum Training bei den 60ern. Ich habe viel mitgenommen von den Löwen, aber nach einem Jahr war die Zeit schon wieder vorbei.“ Es folgte aber mit 13 Jahren eine weitere bekannte Station: FC Ingolstadt. Bis zur U17 spielte er bei den Schanzern. „Dann wurde ich aussortiert.“ Kügel ging zum SV Manching unter Coach Peter Gaydarov.

Die Kniescheibe rutscht seitlich raus

Das Trainer-Spieler-Duo kam 2015 nach Aiglsbach und schaffte 2017 den Aufstieg. „Es waren sehr erfolgreiche Jahre, wir haben auch den SSV Jahn aus dem Pokal gekegelt“, erinnert Gaydarov. Das Landesliga-Jahr mit dem TV machte Kügel nicht mehr mit. „Ich hatte das Angebot von Eichstätt. Und vierte Liga war eine super Perspektive.“ Trotzdem sei es ihm „sehr schwer gefallen“, Aiglsbach zu verlassen. Zu seinen Ex-Kollegen hält der 21-jährige Mittelfeldmann nach wie vor Kontakt, mit Peter Gaydarov tauscht er sich häufig aus.

Im ersten Halbjahr saß Kügel beim damaligen Regionalliga-Neuling oft auf der Bank. „Genau das hat mich angestachelt, noch härter zu arbeiten.“ Mittlerweile zählt er zum Stammpersonal. „Aber wir haben auf der linken und rechten Außenbahn vier gute Spieler. Den Platz im Team musst du dir verdienen.“ In der laufenden Spielzeit steht der Pförringer bei 17 Partien und drei Toren. In Lauerstellung hinter dem FC Bayern II, der allerdings zwei Spiele weniger aufweist, könnte es für den Werkstoffprüfer nicht besser stehen.

Eingriff in Bad Griesbach

Doch Julian Kügel hat eine Problemzone: seine Knie. „Die Kniescheibe ist zu instabil. Sie rutscht seitlich raus.“ Bereits vor vier Jahren ließ er sich im linken Knie operieren. „Seitdem ist es gut.“ Heuer am 17. November beim Spiel in Pipinsried hüpfte das rechte Knie raus. „Es tat höllisch weh.“

„Bayern trainiert zweimal täglich, wir dreimal in der Woche.“Julian Kügel

Bei einem Spezialisten in Bad Griesbach erfolgte vergangenen Dienstag der Eingriff. Abgenutzte Gelenksteile und ein Teil des Meniskus wurden entfernt, eine Sehne aus dem Oberschenkel als Stabilisator ans Knie transplantiert. „Der Arzt hat etwas mehr gemacht als vorgesehen. Deshalb muss ich erst sehen, wie das mit dem Heilungsprozess verläuft.“

Ginge es nach Kügel, möchte er in drei Monaten wieder ins Lauftraining einsteigen. Druck macht er sich keinen. „Mit Eichstätt war das Saisonziel der Klassenerhalt, da darf nichts passieren.“ Trotz Rang zwei sei der Aufstieg unrealistisch, vor allem aus finanziellen Gründen. Im Vergleich zur Bayern-Reserve sei es „eine andere Welt. Die meisten unserer Spieler arbeiten oder studieren, wir trainieren dreimal in der Woche. Die Bayern stehen täglich zweimal auf dem Platz.“

Was seine Truppe auszeichne, seien „der Zusammenhalt und die tollen Charaktere“, so der 1,92-Meter-Hüne, der mit einer Profi-Zukunft (noch) nicht liebäugelt. „Ich will nächstes Jahr den Techniker in meinem Job machen. Die vierte Liga ist eine gute Liga.“ Er hat sie über Aiglsbach („Vielleicht kehre ich irgendwann zurück“) erreicht, andere standen zuvor gegen ManU und Chelsea auf dem Platz.

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