Stadtentwicklung
260 neue Hotelzimmer auf einen Schlag

Am Stobäusplatz wuchsen zwei Häuser in die Höhe. Altstadt-Hoteliers und Experten betrachten den Markt als gesättigt.

29.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:03 Uhr
Norbert Lösch

So soll das Hotel-Ensemble an der Weißenburgstraße einmal aussehen. Jetzt wurde Richtfest im Rohbau gefeiert. Animation: PSP Weltner Louvieaux Architekten

Die einen feiern, die anderen betrachten die Entwicklung mit Argusaugen: Mit den beiden neuen Hotels auf dem Stobäusplatz wächst das Angebot der Regensburger Herbergen auf einen Schlag um rund 260 Zimmer. Am Donnerstag feierte der Bauherr, die AP Investhotel Regensburg mit Sitz in Berlin, Richtfest für die zwei Häuser. Im Frühjahr 2019 sollen die Koffer der ersten Gäste durch die Foyers rollen.

Hinter dem Bauherrn steckt kein deutscher Konzern, sondern das Unternehmen des französischen Hotelbetreibers und Investors Yvon Houbé, der wiederum seit Jahrzehnten Franchisepartner der international agierenden Accor-Hotelgruppe ist. Die AP Investhotel verwirklicht in Regensburg ein Doppelkonzept: zwei Hotels für unterschiedliche Ansprüche, ein Drei-Sterne-Haus der Ibis-Kette mit 135 Zimmern und ein Vier-Sterne-Haus von Novotel mit 124 Zimmern. Sie bilden einen markanten Riegel an der Südostecke des Grundstücks an der Weißenburgstraße. Im Novotel wird später auch ein vollwertiges Restaurant mit Freisitzen untergebracht sein.

Deutsch-französisches Projekt

Gut ein Jahr nach dem verzögerten Baubeginn stehen die beiden Hotels im Rohbau, und Dachdeckermeister Josef Lankes aus Cham durfte den Richtspruch aufsagen. Als Generalunternehmer beim Bau fungiert der französische Konzern Rabot Dutilleul, unterstützt von 20 Subunternehmen auch aus dem ostbayerischen Raum und 200 Arbeitern. Sie zogen nicht nur die beiden bis zu sechgeschossigen Gebäude hoch, sondern bauten zunächst eine gemeinsame Tiefgarage mit insgesamt 160 Stellplätzen.

Investor Yvon Houbé ist offenbar von der Stärke des Standorts überzeugt. Die beiden Stobäusplatz-Hotels sind nicht die Ersten der Accor-Gruppe, die in Regensburg auch Häuser der Marken Mercure, Ibis, Ibis Styles und Ibis Budget betreibt. Branchenkenner gehen davon aus, dass – wie in anderen Städten auch – jedes Haus teilweise sein eigenes Klientel mitbringt, indem es etwa durch Mitgliedskarten, Treueprogramme oder Großkunden-Kontingente Gäste an sich bindet.

„Wir verlangen keinen Artenschutz, aber doch Fingerspitzengefühl, damit die Großen nicht die Kleinen verdrängen.“Matthias Artmeier vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband

An die Stärke des Standorts und ein weiteres Entwicklungspotenzial im Tourismus glauben auch die Stadt, die 2016 eine Hotelbedarfsanalyse erstellt hat, und die bereits etablierte Hotellerie. Während die Stadtentwickler mittlerweile dazu übergangen sind, Investoren für Hotelneubauten nicht mehr aktiv zu umwerben, sehen alteingesessene Beherbergungsbetriebe die Entwicklung mit immer neuen Häusern respektabler Größenordnungen skeptisch.

Dabei scheuen sie nicht unbedingt die daraus erwachsende Konkurrenz. „Entwicklungen und Veränderungen sind unabdingbar. Die Weichen für die Stadtentwicklung im Tourismus sind schon lange gestellt worden. Ob wir als Hotelverein das jetzt gut oder schlecht finden, ist dahingestellt“, sagt etwa Kathrin Fuchshuber, Sprecherin des Vereins „Hotels in Regensburg“, der 38 Häuser vertritt.

Die Auslastungsquote stagniert

Die Wachstumschancen für den Markt sieht der Zusammenschluss der Hotels mit eigenem Buchungsportal allerdings nicht durch die rosarote Brille. Denn die aktuelle Auslastungsquote von rund 44 Prozent stagniert – München hat satte 75 Prozent. „Um die Quote in Regensburg auch nur halten zu können, bräuchten wir angesichts der neu gebauten und noch geplanten Häuser nach unseren Berechnungen 225000 Übernachtungen mehr pro Jahr“, sagt Fuchshuber.

Schützenhilfe bekommt sie von Matthias Artmeier vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. „Wir sehen keinen weiteren Bedarf für Hotels in Regensburg, zumal die Parahotellerie bereits auf geschätzt 50000 Übernachtungen im Jahr angewachsen ist.“ Sein Verband habe mittelständische Betriebe im Blick, nicht die Konzerne. Artmeier: „Wir verlangen keinen Artenschutz, aber doch Fingerspitzengefühl, damit die Großen nicht die Kleinen verdrängen.“

Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone:https://www.mittelbayerische.de/whatsapp