Pilgern
50 000 Schritte jeden Tag – bis Santiago

Hermann Bierl lässt die Besucher beim Waldmünchner Museumsverein „mitleiden“ bei seiner Wanderung auf dem Jakobsweg.

19.11.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Karl Heinz Schröpfer (Mitte) dankte Hermann Bierl (re.) für den Vortrag und Willi Senft für die „Technik“. −Foto: wim

Immer wieder gelingt es Karlheinz Schröpfer, dem Vorsitzenden des Museumsvereins, für die Hutscha-Abende interessante Themen zu finden. Das Café Bacherl ist regelmäßig voll besetzt.

Für diesen Monat war es Schröpfer gelungen, das Vereinsmitglied Hermann Bierl zu bewegen, noch einmal exklusiv für den Museumsverein von seiner Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg zu berichten.

Und das alles in Glutzhitze

Mit wunderbaren Aufnahmen, die zum einen die abwechslungsreiche Landschaft zeigten, zum anderen aber auch die Anstrengungen dokumentierten, die mit dem gewaltigen Vorhaben verbunden waren, gestaltete Bierl einen interessanten und eindrucksvollen Abend, der die Zuschauer im wahrsten Sinn des Wortes mitwandern und teilweise mitleiden ließ. Die Anteilnahme war groß, wenn wieder einmal Bilder von durchaus kargen Herbergen oder gewaltigen Höhen, die in Gluthitze zu bewältigen waren, gezeigt wurden. Die gemütlichen Runden am Abend, wo bei einem Glas Bier oder Wein gemeinsam mit anderen Pilgern die Erlebnisse aufgearbeitet wurden, waren deshalb ein wohlverdienter Tagesabschluss.

31 Tage Fußmarsch

Manch einer mochte kaum glauben, welche Leistung dieses Vorhaben bedeutete, das als Beendigung des Berufslebens gedacht war. 31 Tage Fußmarsch, fast 800 Kilometer, täglich im Durchschnitt 25 bis 40 Kilometer in sechs bis acht Stunden, 30 000 bis 50 000 Schritte bei Temperaturen von 30 bis 40 Grad, vier bis fünf Liter lebensnotwendiges Wasser, das mitgenommen oder unterwegs gefunden werden musste, dies alles hatte die fünfköpfige Pilgergruppe zu bewältigen. Die kurz und knackig vorgebrachten Fakten sorgten immer wieder für die entsprechende Anteilnahme bei den Gästen.

Auf dem Weg vom französischen Grenzort St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostela wurden die Jakobspilger aber mit vielfältigen Eindrücken durch wechselnde Landschaften und romantische Ortschaften und Kontakte mit anderen Pilgern immer wieder entschädigt.

Highlights, wie zum Beispiel der Wohnort eines „Aussteigers“, sorgten für angemessene Heiterkeit. Die vielen Kirchen, die auf dem Weg lagen, beeindruckten die Pilger immer wieder – sei es durch ihre Schlichtheit oder teilweise auch durch ihre Größe.

Aber es hat was gebracht

„Es hat viel für Körper, Geist und Seele gebracht“ – mit dieser Zusammenfassung beendete Bierl seinen Vortrag. Und wie beim Museumsverein üblich, bedankte sich „Chef“ Karlheinz Schröpfer sowohl bei Hermann Bierl als auch Willi Senft, der für die Technik verantwortlich war, mit „Naturalien in flüssiger Form“. (wim)