Politik
Abschied mit Tränen – vor lauter Lachen

In seiner zwölfjährigen Amtszeit als Landrat hat Herbert Mirbeth aus Wörth viel bewegt und erlebt. Mit Weggefährten und Freunden feiert er eine Party.

01.05.2014 | Stand 16.09.2023, 7:15 Uhr
Angelika Lukesch

Landrat Herbert Mirbeth übergibt den Schlüssel für das Landratsamt an seine Nachfolgerin Tanja Schweiger. Otto Gascher fungiert als Zeuge. Fotos: Lukesch

Genau so hatte sich Herbert Mirbeth seinen Abschied als Landrat vorgestellt. „Es gibt keinen Festakt, es gibt keine Grußworte und es geht nicht steif zu. Ich will, dass es ein lustiger Abend wird“, hatte er bereits im Vorfeld angekündigt. Nur zu Beginn durfte es auch ein bisschen besinnlich werden. Die Gäste – Freunde, Weggefährten, Bürgermeister und Kreisräte (ausscheidende oder amtierende), Kollegen und Mitarbeiter – versammelten sich mit Neutraublings Bürgermeister Heinz Kiechle in der Schlosskapelle in Wörth an der Donau und gedachten der verstorbenen Bürgermeister und Kreisräte.

Kreisrätin und Bundestagsabgeordnete a.D. Maria Eichhorn sprach über „Arbeit für die Gemeinschaft in christlicher Verantwortung“. Es sei bedauerlich, dass immer weniger Menschen bereit wären, Verantwortung zu übernehmen. „Es ist das Wesen der sozialen Marktwirtschaft, eines der Grundprinzipien unseres Staates, die Balance zwischen Gewinnstreben und Verantwortung der Gemeinschaft für den einzelnen zu finden. Es geht um eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht und die Stärkung des Zusammenhalts“, sagte Eichhorn. Gott sei Dank gebe es jedoch noch Menschen, die etwas bewegen wollen. Leider werde dieses Engagement heutzutage oft infrage gestellt. Weil man selbst nicht bereit sei, sich für das Gemeinwohl zu engagieren, traue man anderen nicht zu, dass sie sich aus Idealismus und Verantwortungsbewusstsein für einen Verein, eine Partei oder dergleichen zur Verfügung stellten. Arbeit für das Gemeinwohl könne dem Leben jedoch Sinn und Erfüllung geben, sagte Eichhorn.

Nach der Besinnung in der Kapelle strömten die Menschen in den Schlosskeller, um den Wunsch Mirbeths nach einem „geselligen und unterhaltsamen Abend“ mit Genuss zu erfüllen. Es gab ein großes Hallo, als sich die rund 250 Gäste an den weißgedeckten Biertischen einrichteten. „Griaß di“, „Servus“, „Wie geht’s na?“ war allenthalben zu hören, jeder kannte jeden und die Mischung von aktiven und nicht mehr aktiven Politikern, Familienmitgliedern, Ehrenamtlern und Angestellten aus dem Landratsamt ergab eine höchst lebendige Mixtur.

Auch die Jugend war vertreten: Herbert Mirbeths Enkel Anton marschierte mit der Breze in der Hand mal zum Opa, mal zur Mama Andrea Mirbeth, mal zur Oma Marga Mirbeth. Die vielen Gäste schaute er sich ganz genau an und besonders interessiert lauschte er der heiteren Musik der Kapelle „Z’Wiad“, die die Stimmung in den Schlosskellergewölben noch um ein paar Grad steigen ließ.

Gastgeber Herbert Mirbeth bewegte sich bestens gelaunt im Zentrum der Feier, plauschte mit seinem alten Freund, dem ebenfalls aus dem Amt geschiedenen Landrat Alfred Reisinger aus Straubing, mit dem Landtagsabgeordneten a. D. Georg Stahl aus Pirk bei Weiden, mit seinem „treuen Weggefährten und guten Freund“ (O-Ton Mirbeth) Otto Gascher, saß dann wieder bei seiner Familie, die vollständig versammelt war, schüttelte zahllose Hände und fühlte sich augenscheinlich richtig wohl. Auch seine Nachfolgerin Tanja Schweiger besuchte die Abschiedsparty ihres Vorgängers und mischte sich unters Volk. Nachdem sie sie bereits am Mittwochvormittag inoffiziell in Empfang genommen hatte, wurden ihr die Schlüssel des Landratsamtes am Abend im Schlosskeller hochoffiziell überreicht. Die richtigen Worte des Abschieds für Mirbeth fand sein langjähriger Weggefährte, Stellvertreter und sehr guter Freund, Otto Gascher. Humorvoll spielte er auf Erlebnisse mit seinem Freund Herbert an, „die ich aber hier nicht erzählen will“. Sehr zur Belustigung der Gäste verriet er aber dann doch die eine oder andere Anekdote. Vor allem jedoch lobte er seinen Freund: „Das Stückchen Erde, den Landkreis Regensburg, hast Du weiter gebracht! Es war immer schön!“ An Tanja Schweiger gewandt stellte Gascher fest: „Sie übernehmen einen Hof, der bestens geführt ist!“

Herbert Mirbeth selbst hielt nur eine kurze Rede, lobte noch einmal ganz besonders die Ehrenamtler, deren Würdigung ihm immer sehr Herzen gelegen sei. Lachend erklärte er, dass er seinen langjährigen Fahrer heute von einem Fahrer habe abholen lassen, damit jener selbst auch einmal in den Genuss eines Chauffeurs komme und auf der Abschiedsfeier Bier trinken dürfe. Die Gruppe „Mischka“ (Stefan Mirbeth, Klaus Schmidmeister, Wolfgang Kamm) eroberte die Bühne mit dem fiktiven Kommunalpolitiker Dr. Kleinrock, der sich mit einem gesten- und mimenreichen Auftritt, einer völlig verwaschenen Sprechweise und dennoch verständlich über die Entwicklungen in der Regensburger Landkreisführung echauffierte. Zu den Klängen von „The lion sleeps tonight“ sangen die Gäste aufgeteilt in Männer und Frauen zum Refrain „Der Landrat hört heit aaf!“. Kreisrat Joseph Karl moderierte den Abend sehr launig und erklärte: „Der Landrat in Bayern ist für fast alles zuständig und er muss niemanden fragen außer Gott… und die Regierung am Emmeramsplatz!“ Die Geschwister Reisinger derbleckten mit ihren G’stanzln so manchen anwesenden Kommunalpolitiker und sangen den scheidenden Landrat mit dem Wunsch nach „einem Rucksack voll G’sundheit“ in den Austrag hinaus. Kabarettist Jürgen Kirner, Chef der Couplet AG, las den Politikern noch einmal die Leviten.