Lam/Lohberg
Abschied vom Ehepaar Geiger

Selten kommt es vor, dass bei langjährigen Ehepaaren beide Partner kurz hintereinander sterben.

28.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:30 Uhr
Maria Frisch
Anna und Johann Geiger (†) −Foto: Maria Frisch

Bei Anna und Johann Geiger aus Neuschrenkenthal, zuletzt im Procurand Pflegestift, war das nach 66 Jahren Ehe der Fall. Aufgrund der wenigen Tage zwischen ihrem Tod wurden ihre Urnen am Freitag gemeinsam beigesetzt. Das Requiem, das Bianca Lederer musikalisch begleitete, zelebrierte Pfarrer Ambros Trummer.

Kennengelernt haben sich Anna Utz und Johann Geiger bei der Arbeit. Johann Geiger war bei Annas Onkel Rossknecht auf der „Bäckermühl“ in Eschlkam, einer Einöde, die neuerdings am Ufer des Drachensees liegt. Und da hat es irgendwann gefunkt. Die kleine Landwirtschaft, die Johann Geiger aus Schrenkenthal bis ins hohe Rentenalter zusammen mit seiner Frau betrieb, bestimmte fast das ganze Leben über den Tagesablauf. Die Arbeit auf dem „Sachl“ im Wechsel der Jahreszeiten war nicht nur Zubrot, sondern machte den beiden auch Freude und war wahrscheinlich ein gewisser Jungbrunnen. Erst vor 13 Jahren haben sie die Stallarbeit an den Nagel gehängt.

1926 schlug die Geburtsstunde von Johann Geiger auf der Gaberlsäge in der Nachbargemeinde als jüngster von sechs Buben, die kurz darauf Halbwaisen wurden, weil die Mutter noch im Wochenbett starb. Bei den Großeltern aufgewachsen, wurde der Junge schon in der Schulzeit mit der Arbeit in der Landwirtschaft vertraut. Den Kinderschuhen entwachsen, suchte er als Hütbub und Knecht sein Auskommen. Ein Jahr musste er dem Kriegsgeschehen opfern, das ihm auch noch eine Verwundung einbrachte. Wegen der Granatsplitter im Hals konnte er länger nicht sprechen. Die KuSk würdigte den treuen Kameraden auf dem Friedhof wegen seiner langjährigen Mitgliedschaft, die Anlass mehrerer Auszeichnungen war. Außerdem gehörte er viele Jahre der MMC an.

Anna Utz war als ältestes von sechs Geschwistern „Miterzieherin“ und musste sich um vieles kümmern, wenn die Eltern auf Feldern und Wiesen werkelten. Nach der Schulzeit in Eschlkam wurde sie wieder im Haushalt auf dem elterlichen Hof eingespannt. Ihre 1955 zunächst in Lohberg standesamtlich und dann in Altötting kirchlich geschlossene Ehe bereicherten zwei Buben. In Neuschrenkenthal bewirtschaftete das junge Paar fortan das elterliche Anwesen. Nebenbei arbeitete Johann Geiger bis ins Rentenalter als Säger bei einem heimischen Industriebetrieb. 1986 trat er in den Ruhestand ein. Seine Tätigkeit als Nebenerwerbslandwirt behielt er noch lange bei. Die Großeltern hielten auch stets die fünf Enkel und den einen Urenkel auf Trab. Ein herber Schicksalsschlag war der frühe Tod von Schwiegertochter Franziska, die 2005 mit 40 Jahren einer schweren Krankheit erlag. Als die körperlichen Kräfte nachließen, zog Anna Geiger und später ihr Ehemann ins Procurand Pflegestift Lam um. Pfarrer Trummer brachte beiden die Krankenkommunion. Der Lamer Frauenbund geleitete die Urne ihres verstorbenen Mitglieds zur letzten Ruhestätte. (kfl)