Interview
„Als Frauen müssen wir ein Vorbild sein“

Lisa Maria Potthoff („Grießnockerlaffäre“) über Tipps, schauspielerisches Fremdgehen und Menschen aus der Margarinewerbung.

03.08.2017 | Stand 03.08.2017, 9:18 Uhr

Die Geschichten rund um den eigenbrötlerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer begeistern zahlreiche Fans – und die wissen: Zum Franz gehört Lisa Maria Potthoff alias Susi. Foto: dpa

Erst vor ein paar Tagen lief „Schweinskopf al dente“ im Fernsehen, „Grießnockerlaffäre“ steht in den (Kino-)Startlöchern und in den Buchhandlungen liegt „Weißwurstconnection“ oben auf. Die Geschichten, verfilmt oder in Romanform, rund um den eigenbrötlerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer begeistern nach wie vor zahlreiche Fans – und die wissen: Zum Franz gehört die Susi. Kurz vor Kinostart der vierten Verfilmung – „Grießnockerlaffäre“ startet am 3. August in den bayerischen Kinos – trafen wir uns mit der Schauspielerin Lisa Maria Potthoff, die seit dem ersten Film als Susi an der Seite von Franz Eberhofer, gespielt von Sebastian Bezzel, ist, und deshalb die Eigenheiten des niederbayerischen Kult-Ermittlers ganz besonders kennt.

Susi und Franz, das ist ja wahrlich eine „Never-ending-Story“ und Susi bringt ihn einfach nicht dazu, sie zu heiraten. Was würden Sie als Lisa einer Freundin wie Susi raten?

Hm, sehr schwierig. Ratschläge sind ja auch Schläge. Ich glaube, der Franz ist einfach eine ganz harte Nuss. Und Susi macht das eigentlich gar nicht so schlecht, indem sie ihn immer wieder herausfordert. Es gab beispielsweise den Italiener, mit dem Susi zwischenzeitlich zusammen war. Da hat der Franz gemerkt, dass er seine Susi zurückhaben will. Aber trotzdem sind sie jetzt noch nicht wirklich weiter. Von daher ist es tatsächlich schwierig, einen guten Ratschlag zu geben. Entweder sie hält es aus, denn sie wird ihn nicht ändern können. Frauen versuchen ja gerne, Männer zu verändern. Aber das wird sie nicht schaffen. Sie kann sich also nur überlegen, ob es so für sie in Ordnung ist – oder sie sucht sich einen Anderen. Das wäre wahrscheinlich mein Ratschlag als Freundin ... und dann wird sie eh’ bei ihm bleiben, und dann wird eh’ alles beim Alten sein und deswegen ist es schon der vierte Film, wo es wieder genauso läuft.(lacht)

Die Figur des Franz Eberhofer ist kauzig, machohaft, ein wenig chauvinistisch. Warum ist er trotzdem so beliebt?

Bei den Frauen oder allgemein?

Eigentlich wird er ja von Frauen und von Männern verehrt oder geschätzt...

Ja, das stimmt. Er hat so eine gewisse Unnahbarkeit, man kann ihn nicht einfangen. Das findet ja auch der Rudi Birkenberger, sein Freund. Der rennt ihm auch ständig hinterher. Der Franz ist eine autarke Persönlichkeit und das hat einen gewissen Reiz für andere. Das sage ich auch meiner Tochter immer wieder, wenn sie verzweifelt einer Freundin nachläuft, weil die nicht mehr mit ihr redet. Dann sage ich zu ihr: „Mach dich rar!“ Und dieses Sich-rar-machen kann der Franz ziemlich gut. Das ist für viele recht spannend.

Würden Sie mit so einem Typ Mann klarkommen?

Nein(schmunzelt), aber ich spiele es sehr gerne. Es wäre aber nicht mein Mann.

Was schätzen Sie an Ihrer Rolle? Welche Charaktereigenschaften mögen Sie besonders an Susi?

Die Susi hat – ich sage das mal so direkt – etwas Tussiges. Aber tief drinnen ist sie eine ganz warmherzige Frau. Sie steht zu ihrem Franz, sie bekocht ihn, sie hat eine sehr liebevolle Seite, die unter der Fassade der „Dorfschönheit“ steckt. Das finde ich sehr liebreizend an ihr.

Sie spielen die Rolle nun zum vierten Mal. Hat man an sich selbst Ansprüche, die Rolle noch einmal zu verbessern, noch einmal mehr rauszuholen? Gibt es da überhaupt Möglichkeiten?

Da muss man vorsichtig sein. Wenn die schauspielerische Eitelkeit durchkommt, täte auch die Regie gut daran, einzugreifen. Denn hier geht es eben nicht um deine Eitelkeit als Schauspielerin und dass du noch mehr herausholen willst. Dann kann es nämlich passieren, dass man seine Figur verrät. Die Susi ist die Susi. So wurde die Figur angelegt und so soll sie auch bleiben. Natürlich machen auch diese Figuren eine Entwicklung, es macht auch Spaß, mal nach links oder rechts auszuscheren. Aber wir wollen ihnen schon treu bleiben. Ich versuche, an meine Figur mit aller Bescheidenheit heranzugehen. Sie ist ein Supporting Act, sie ist total wichtig für den Film als Frauenfigur. Aber sie ist die Nebenrolle, nicht mehr und nicht weniger. So sehen wir das alle, deshalb funktionieren wir auch als Ensemble so gut.

Weil Sie gerade Ihre Kollegen erwähnen: Sie kommen alle bereits das vierte Mal zusammen, kennen sich auch privat untereinander, sind befreundet. Sie drehen aber zwischendrin jeder auch seine eigenen Projekte. Wie ist es, wenn man wieder zusammenkommt? Braucht es eine Aufwärmphase oder sind Sie gleich vom ersten Tag an so aufeinander eingestimmt, als wären sie nie woanders gewesen?

Es ist eher Zweiteres. Gerade mit Sebastian(Bezzel, Anm. d. Red.)oder auch Simon(Schwarz, Anm. d. Red.)und Stephan(Zinner, Anm. d. Red.)... naja eigentlich mit allen: Wir verstehen uns einfach so gut, kennen uns tatsächlich auch aus anderen Filmen, dass es wie Heimkommen ist. Ich wurde in letzter Zeit auch darauf angesprochen, weil gerade „Maria Mafiosi“ in den Kinos läuft, dass sei ja ein Film ohne Sebastian Bezzel – abgesehen davon habe ich schon mehrere Filme ohne Sebastian gedreht –, aber hier in Bayern kennt man uns eben hauptsächlich aus den Eberhofer-Filmen. Meine Antwort darauf ist dann: Bei uns ist es wie in einer guten Ehe. Man geht mal fremd, dann kommt man wieder heim und stellt fest: Daheim ist es doch am schönsten. Der Sebastian darf also fremdgehen und mit anderen Frauen drehen, aber dann kommt er wieder zu seiner Lisa.(lacht). So sehe ich das, gegessen wird daheim!

In „Maria Mafiosi“ durften Sie mit Schwangerenbauch und weiten Polizeihemden vor die Kamera. Als Susi haben sie enge Jeans und knappe, sexy Shirts und Blusen an. Inwieweit sieht man sich da selbstkritisch, ob man auch gut in Form ist? Machen Sie sich darüber Gedanken?

Ja schon. Momentan ist es so, dass ich für einen Film im Frühjahr mit einem Kampftraining angefangen habe. Dadurch bin ich jetzt ein wenig drahtiger und muskulöser als sonst. Wir beginnen aber im Herbst mit den Dreharbeiten für den nächsten Eberhofer-Krimi. Und da muss ich für die Rolle der Susi eher wieder drei, vier Kilo draufbekommen. Denn die Susi ist ein bisschen draller, als ich gerade bin. Natürlich ist die Susi in Form, aber sie hat schon Rundungen und die Jeans ist vielleicht eine Nummer zu eng. Ich denke allerdings, dass ich das bis Herbst schon wieder hinbekomme(schmunzelt).

Gerade bei uns in Bayern werden die Heimatkrimis immer beliebter. „Maria Mafiosi“ lockt momentan viele Zuschauer in die Kinos und auch „Grießnockerlaffäre“ wird sehnsüchtig erwartet. Was ist das Geheimnis der Heimatkrimis?

Ich kann nur mutmaßen. Was mir an Bayern oder an den Bayern so gefällt, ist, dass sie ihre Schauspieler so lieben. Es ist – im positivsten Sinne – ein Patriotismus da. Die Bayern lieben ihre eigenen Geschichten, sie wollen die Geschichten aus ihrem eigenen Umfeld erzählt bekommen, wollen neben dem ganzen „Hollywood-Scheiß“ auch etwas anderes sehen. Und dabei meine ich Hollywood-Scheiß nicht respektlos. Denn diese Filme sind auch sehenswert – nur eben anders. Hinzu kommt – und das gefällt mir besonders – die Bayern können über sich lachen. Gerade unsere Eberhofer-Filme sind extrem schwarzhumorig. Es sind keine glattgezeichneten Protagonisten, sondern kauzige, eigene, nicht stromlinienförmige Charaktere. Dass der Bayer sich selbst so mag und sich selbst auch gerne so sieht, sich darüber amüsiert, das finde ich großartig.

Zu den Eberhofer-Geschichten gehört auch eine große Fan-Gemeinde, die in Foren oder wenn Sie auf Kinotour sind, viele Fragen stellen und gerne diskutieren. Können Sie sich an eine besondere Frage erinnern?

Spontan kann ich mich an nichts Einprägsames erinnern. Das ist ja meistens so, wenn man sich an etwas Besonderes erinnern soll. Aber zu der Fan-Gemeinde kann ich etwas sagen. Ich bekomme zwar nicht alles mit, weil ich in Berlin lebe. Aber ich weiß, dass sich zahlreiche Fans als Komparsen bewerben, weil sie bei den Filmen mitspielen wollen. Das merkt man auch beim Drehen, für sie ist es ein Herzenswunsch und sie sind mit Leidenschaft dabei. Da habe ich schon ganz andere Komparsen erlebt, die eher dastehen nach dem Motto „Oh Gott, wie lange noch, ich hoffe, ich bekomme bald mein Geld und kann wieder nach Hause“. Und auch wenn ich während der Dreharbeiten durch den Ort laufe, heißt es „Oh schau mal, die Susi, die Susi ist da!“

Da gibt es dann quasi keine Lisa Maria Potthoff, da bleiben Sie die Susi?

Ja! Und das ist auch total ok!

In einem Interview haben Sie mal gesagt, „Bei mir soll es so laufen wie bei der Familie in der Margarine-Werbung“. Damals waren Sie schwanger und haben darauf angespielt, dass Sie Familie und Beruf locker unter einen Hut bringen – so wäre das zumindest Ihr Wunsch. Das ist jetzt ein paar Jahre her. Wie hat sich denn Ihr Wunsch entwickelt? Funktioniert das Familienleben als zweifache Mutter parallel zur Schauspielerei?

Oh, sowas habe ich mal gesagt?(lacht). Aber ja, es funktioniert tatsächlich. Es muss auch funktionieren, weil ich möchte berufstätig sein. Es funktioniert aber manchmal auch nur mit Kompromissen. Und es kommt genauso vor, dass wir abends total erschöpft ins Bett fallen, mein Kind am Telefon ist, weint und sagt „Mama, ich vermisse dich“. Was ich damit sagen will, es ist nicht die perfekte Margarine-Werbung. Das sage ich auch ganz bewusst, das ist mir wichtig und ich finde, wir müssen dahingehend ein Vorbild sein, als Frauen in der Öffentlichkeit. Ich will nicht, dass man liest „Perfektes Leben: Beruf und Familie für Lisa Maria Potthoff überhaupt kein Problem“. So ist es eben nicht, wir kriegen auch ganz viel nicht hin. Aber damit muss man umgehen. Dann ist die Margarine halt teilweise ranzig. Bei mir ist es so: Ich drehe circa vier Filme im Jahr, da bin ich vier, fünf Monate weg, aber natürlich nicht am Stück. Also sehen mich meine Kinder schon recht viel. Ich würde aber niemals sagen, dass mein Leben anstrengender ist als das einer Mutter mit einer 40-Stunden-Woche, die das Kind zur Kita bringt, nach Hause hetzt und schnell noch einen Berg Wäsche macht. Die Frau ist zwar immer in München oder Freising oder Würzburg, hat nicht die Airberlin-Silber-Karte so wie ich, weil ich ständig hin- und herfliegen muss, aber sie muss genauso hantieren und organisieren.

Jetzt steht erstmal die Premiere für „Grießnockerlaffäre“ an. Aber was kommt als Nächstes. Können Sie schon etwas über neue Projekte verraten, vielleicht ein neuer Eberhofer-Krimi?

Ja, da steht der fünfte an. Im September beginnen wir mit den Dreharbeiten zu „Sauerkrautkoma“. Und gerade drehe ich in München den Zweiteiler „Bier Royal“ mit Gisela Schneeberger und mir in den Hauptrollen. Es geht um eine Bier-Dynastie. Deren Patriarch stirbt und es geht um die Zuteilung des Erbes. Gisela Schneeberger spielt meine Stiefmutter und wir streiten uns um den Nachlass. Eine Münchner High-Society-Geschichte – wieder mit viel schwarzem Humor.

Der Text ist eine Leseprobe aus der Sonntagszeitung, die die Mittelbayerische exklusiv für ePaper-Kunden auf den Markt gebracht hat. Ein Angebot für ein Testabo der Sonntagszeitung finden Siein unserem Aboshop.