Cham/Chammünster
Als Schieder der Merkel an der Wahlurne half

Eine Politikerin oder ein Politiker zum Anfassen für Schüler – das ist das Ziel des Europatags der Europäischen Union.

21.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:27 Uhr
Holder Hierl
Die 4. Klasse hatte sich mit Klassenlehrerin Daniela Smola (r. ) auf den Besuch der Bundestagsabgeordneten Marianne Schieder (l.) gut vorbereitet. −Foto: Holder Hierl

Sie will damit Schülern den Blick auf die Politik und die Menschen öffnen, die die Politik gestalten. „Ich mach’s, weil’s interessant ist und mir Spaß macht“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete (MdB) Marianne Schieder am Donnerstag den Schülern der 4. Klasse der Grundschule Chammünster.

Sie hatten sich über Wochen auf den Besuch vorbereitet, berichtete Klassenlehrerin Daniela Smola im Pausenhof der Schule am Kräuterbeet. Daniele Smola erzählte dann, dass sie sich an das Thema Politik von ganz unten herangetastet hätten, von der Kommunalebene über den Bezirk, das Land und den Bund bis hinauf zur EU. Marianne Schieder erzählte voller Freude über das Interesse der Schüler aus ihrem Abgeordnetenalltag und auch ihrem Privatleben. So sahen die Schüler, dass da im Bundestag ganz normale Leute die Politik bestimmen. „Auch wenn es da Abgeordnete gibt, die nur wenig Bezug zu den Bürgern haben“, wie Schieder auch bemerkte.

Etwa die Hälfte des Jahres sei sie in Berlin, erzählte Schieder. Dort habe sie ein Büro, aber auch je eines in Wernberg-Köblitz und Cham zur Betreuung ihres Wahlkreises. „In Berlin geht der Arbeitstag um 8 Uhr los und kann am Mittwoch oder Donnerstag, wenn Ausschuss- oder Plenarsitzungen sind, schon bis Mitternacht dauern.“ Die längste Sitzung habe sie mal von halb acht in der Frühe bis um 2 Uhr am nächsten Morgen gehabt.

Und was macht denn da so viel Spaß, dass man sich das antut? „Ma is a Menge Zeit mit Leuten z’amm.“ Ob sie denn schon mal die Merkel gesprochen habe? „Ja freilich. Die ist ja auch Bundestagsabgeordnete“, erklärte Schieder und erzählte eine Anekdote: Bei einer namentlichen Abstimmung sei sie, Schieder, an der Stimmzettelurne gestanden und die Kanzlerin habe ihren Zettel einfach nicht durch den Schlitz gebracht. „Scheij eischmeißn!“, habe sie da gemahnt, aber die Kanzlerin habe nur fragend geschaut. „Gerade hineinwerfen!“, übersetzte Schieder darauf ins Hochdeutsche.

Ja, es waren solche G’schichterl, die die Fragestunde im Pausenhof der Minstacher Grundschule auflockerten. Und wie wird man PolitikerIn? „Die Parteien suchen Leute, die sich in der Öffentlichkeit engagieren“, erklärte Schieder. Und sie sei damals in der Katholischen Landjugend aktiv gewesen, sei nach dem Jurastudium als Landesgeschäftsführerin des Verbandes tätig gewesen, und da haben sie die SPD-Verantwortlichen im Wahlkreis gefragt, ob sie sich als Bundestagskandidatin aufstellen lassen würde. Und sie wurde gleich gewählt und sitzt seitdem im Bundestag als Vertreterin des Wahlkreises Schwandorf-Cham.

Noch vieles wollten die Schüler wissen, und die Abgeordnete plauderte mit Begeisterung und bekam dafür eine Orchidee von der Klasse geschenkt, die sich wieder ganz artig von der Politikerin verabschiedete. (chi)