Fast ein Staatsgeheimnis hat Nürnberg bislang aus dem historischen Turm über dem Volksbad gemacht. Nun soll doch der Versuch gewagt werden, das Bauwerk wieder in seiner alten Pracht über dem Jugendstilbad zu errichten.
Lange Zeit haben selbst die Spitzen im Rathaus nur hinter vorgehaltener Hand von dem Für und Wider einer Wiederherstellung des markanten Wahrzeichens gesprochen. Zu groß ist offensichtlich die Angst gewesen, dass eine Diskussion um die mögliche Turm-Rekonstruktion neue Fragen nach klammen Kassen und hohen Kosten rund um das Gesamtprojekt der millionenschweren Sanierung des Volksbades im Nürnberger Stadtteil Gostenhof zwischen Plärrer und Frankenschnellweg auslösen könnte.
Spendenaktion soll Geld zum Wiederaufbau einbringen
Über eine Spendenaktion soll nun das nötige „Kleingeld“ aufgetrieben werden, um den historischen Turm wiederaufzubauen. Allerdings wird der Wiederaufbau mit über 1,5 Millionen Euro wohl nicht ganz billig. Vor dem Hintergrund der gewaltigen Kosten hatte der zuständige Bürgermeister Christian Vogel (SPD) zuvor hinter den Kulissen sondiert, unter welchen Umständen ein Wiederaufbau womöglich doch in Frage kommen könnte.
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Zur Erinnerung: Im Rahmen der offiziellen Sanierungspläne des Volksbades ist der ehemalige Uhrenturm bislang immer überhaupt nicht enthalten gewesen. Lediglich „Hardcore-Fans“ des Volksbades, wie der Vorsitzende der Altstadtfreunde, Karl-Heinz Enderle, haben immer wieder den Finger in die Volksbad-Wunde gelegt und moniert, dass der ehemalige Turm bei der geplanten Frischzellenkur unter den Teppich gekehrt werde.
Dabei ist der historische Turm auf alten Aufnahmen nicht zu übersehen gewesen. Erst bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde das Volksbad so schwer getroffen, dass die Stadt dabei auch den alten Wasserturm verloren hat. Im Rahmen des Wiederaufbaus hatte Nürnberg seinerzeit auf die Wiederrichtung des Wahrzeichens über dem Volksbad verzichtet. Technisch waren die ursprünglichen Wassertanks aus der Entstehungszeit kurz nach der Jahrhundertwende wohl schon damals nicht mehr nötig gewesen. Bis heute erinnert nur noch ein relativ kleiner Stumpf an die vergangene Turmpracht.
Volksbad-Sanierung wird rund 55 Millionen Euro teuer
Jetzt ist offiziell die Kehrtwende in der Turm-Politik erfolgt und Nürnberg scheint sich nicht mehr zu scheuen, die Bürger um relativ viel Geld für den Wiederaufbau des Turmes zu bitten – wohl damit das Volksbad nach der rund insgesamt 55 Millionen Euro teuren Sanierung am Ende nicht ohne „seinen“ Turm dasteht.
Unter der Überschrift „Treibs auf die Spitze“ will die Stadt jetzt Bürger und Firmen um Spenden bitten. Rund 1,7 Millionen Euro sind immerhin nötig, um den technisch machbaren Wiederaufbau des Turms realisieren zu können. „Der weithin sichtbare Turm wäre natürlich das i-Tüpfelchen für das neue Volksbad“, sagte Bügermeister Vogel bei der Vorstellung der Spendenaktion. „Deswegen hoffe ich, dass uns alle Fans des Volksbads unterstützen, damit wir im Sommer den Turm bauen können“, betonte Vogel. Konkret sollen Fans des Volksbades beispielsweise Patenschaften für die Turmuhr übernehmen können.
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Oberbürgermeister Marcus König (CSU) schwärmte von dem Volksbad als Herzensanliegen der Stadt. „Die Nürnberger wollen ‚ihr‘ Volksbad wiederhaben. Und das bekommen sie in jedem Fall. Der Turm würde es komplett machen“, sagte König und betonte: „Jeder Euro zählt und bringt uns näher ans Ziel.“
Wie viel am Ende die Stadt noch „on top“ auf die Spendensumme drauflegen kann oder muss, hat König wohl bewusst offen gelassen. Jetzt hängt es in erster Linie von der Spendenbereitschaft der volksbad-verrückten Nürnberger ab, ob der Turm tatsächlich wiederaufgebaut werden kann.
Volksbad-Turm: Hier können Bürger spenden
Sanierung:Rund 55 Millionen Euro soll die Komplettsanierung des maroden Jugendstilbades kostet. Davon trägt der Freistaat Bayern rund 18 Millionen Euro. Darin ist nicht der Wiederaufbau des alten Uhrenturms erhalten.
Spenden:Auf der Internetseite treibsaufdiespitze.de bittet die Stadt Nürnberg um Spenden für den Wiederaufbau des alten Turms. Beispielsweise können Patenschaften für einzelne Teile des Turms wie etwa die Turmuhr übernommen werden.
