Einzelhandel
Altstadt-Zehner könnte besser laufen

Regensburger Kaufleute bewerten das neue Gutscheinsystem positiv. Mit der Resonanz sind aber noch nicht alle zufrieden.

23.09.2015 | Stand 16.09.2023, 6:58 Uhr
Daniel Geradtz
Über 100 Geschäfte beteiligen sich derzeit am Regensburger Altstadt-Zehner. −Foto: Geradtz

Im Juni ist der „Altstadt-Zehner“ vorgestellt worden. Er ist ein Gutscheinkonzept, mit dem die Regensburger Einzelhändler im Wettbewerb mit den Einkaufszentren in der Peripherie neu aufgestellt haben.

Das System wurde vom Verein „Faszination Altstadt“ ins Leben gerufen, dessen Geschäftsführer Ingo Saar mit der bisherigen Akzeptanz zufrieden ist. „In den ersten Monaten verläuft die Entwicklung planmäßig und deckt sich mit den Erwartungen“, sagt er.

Für Guido Herrmann, Geschäftsführer der Filiale der Galeria Kaufhof am Neupfarrplatz, ist es dagegen „schwer“, eine Einordnung zu treffen. „Wir konnten vorher nicht abschätzen, wie das System einschlägt“, sagt er. Herrmann berichtet jedoch von ausnahmslos guten Erfahrungen und einem „Quantensprung“ gegenüber bisherigen Rabattsystemen.

Zum Anfang des Schuljahres sei der Altstadt-Zehner vermehrt gekauft worden. Auf einen ähnlichen Schub hofft er im Weihnachtsgeschäft. Der Wert von zehn Euro ist seiner Meinung nach ideal, um als Weihnachtsgeschenk unter dem Baum zu liegen.

Er sagt, dass im Regensburger Einzelhandel eine neue Dynamik entfacht und die Anzahl der teilnehmenden Geschäfte erheblich gestiegen sei. Ingo Saar spricht dank der „50 neuen Mitglieder“ gar von einem „explosionsartigen Zuwachs“.

In der Buchhandlung Dombrowsky können die Gutscheine gekauft und eingelöst werden. Bisher liege die Zahl der eingelösten Zehner jedoch über der der gekauften, sagt Beate Widmann aus der Buchhandlung. Auch sie denkt, dass das System bisher gut angenommen werde. „Ich habe allerdings den Eindruck, dass es noch nicht ganz in den Köpfen der Leute angekommen ist“, bemerkt sie. Deshalb gibt sie zu jedem gekauften Gutschein eine Broschüre aus, in dem die teilnehmenden Geschäfte aufgelistet sind.

Laut Widmann ist der Altstadt-Zehner insgesamt eine Belebung des Geschäfts. Denn „der Absatz an unseren eigenen Gutscheinen hat seitdem nicht merkbar abgenommen“, sagt sie.

Aber nicht für alle Branchen ist das Konzept bisher eine lohnende Umsatzsteigerung. „Es sind schon ein paar bei uns eingelöst worden. Aber die Resonanz ist nicht überwältigend“, sagt Birgit Specht, Inhaberin der Königsapotheke. Die Apotheke war bereits an einem der Vorgängersysteme mit einer Stempelkarte angeschlossen, das dann „aber eingeschlafen“ sei. „Durch die Professionalisierung des Vereins haben wir eine neue Chance für ein anderes System gesehen.“ Gleichzeitig räumt Specht aber auch ein, dass ihre Branche vermutlich keine ist, in der typischerweise solche Gutscheine eingelöst werden. Dennoch wollte sie sich anschließen, um einen Gegenpol zu den Einkaufszentren zu bilden.

Neben den lokalen Verkaufsstellen kannder Altstadt-Zehnerauch im Internet bestellt werden. Dort hat man die Wahl zwischen einer kostenpflichtigen Lieferung nach Hause oder einem Abholen in der Geschäftsstelle des Vereins. „Die Zahl der Online-Bestellungen ist derzeit aber nicht weiter erwähnenswert“, sagt Ingo Saar.

Der Altstadt-Zehner bringt nebender Belebung der Altstadteinen weiteren Vorteil mit sich: Unternehmen können ihren Mitarbeitern über das System steuer- und sozialversicherungsfreie Zuwendungen bis zu einem Wert von 44 Euro zukommen lassen. „Das soll sich zu einer zweiten Säule in unserem Modell entwickeln“, sagt Ingo Saar, der diese Möglichkeit in Zukunft intensiver bewerben möchte.