Festspiel
Amberger Hochzeit anno 1474 ist lebendig

Ritter, Edelleute, Bürger, Mägde in authentischen Gewändern feierten mit dem historischen Paar ein rauschendes Brunnenfest.

06.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:20 Uhr
Gerd Spies

Das Volk in Amberg jubelt dem Hochzeitspaar zu. Fotos: age

Von der Georgskirche, dem sakralen Ort, in dem sich der spätere Kurfürst Philipp mit Margarete von Bayern-Landshut vermählte, bis zum Marktplatz reichte derFestzug mit dem Hochzeitspaar. Mehr als einhundert Ritter, Edelleute, Bürger und Mägde in ihren historischen Gewändern begleitete das Hochzeitspaar, das hoch zu Ross zum Marktplatz ritt. „Cantus Ferrum“, der Amberger „Verein für erlebte Geschichte“ ließ die Ereignisse von 1474 wiederaufleben.

Hauptmann „Jörg von Leuchtenberg“ alias Jörg Pickelmann ließ auf dem Marktplatz vor vielen Zuschauern die mit Kettenhemd, Helm und Hellebarden ausgerüstete Bürgerschaft vor dem König und dem Brautpaar aufmarschieren, um die Wehrhaftigkeit zu demonstrieren. „St. Georg – bitt’ für uns, Für Philipp – die Pfalz, treu Pfälzisch – guert („gebührt“) Amberg“. So lautete der Treueschwur des Volkes 1474 gegenüber dem Kurfürsten, so hallte es auch an diesem Samstag über den Marktplatz.

Goldtaler regneten vom Balkon

Viele Amberger Bürger, aber auch viele Touristen ließen sich dieses von „Cantus Ferrum“ inszenierte Spektakel nicht entgehen. Nach dem Gruß des Hochzeitspaares vom Balkon des Rathauses gab es auch für die Kinder eine süße Belohnung – hunderte Goldtaler aus Schokolade „regnete“ es vom Balkon auf den Festplatz. Anschließend zog der Tross zum Maxplatz, dem Ort des Brunnenfestes an diesem Wochenende.

MZ-Redakteurin Michaela Fichtner war beim historischen Zug durch die Amberger Altstadt mit der Videokamera dabei. Sehen Sie selbst:

Aus nah und fern zog das 9.Brunnenfest von „Cantus Ferrum“eine ganz besondere Spezies zum Maxplatz an. Zunftmeister, Feuerspucker, Schaukämpfer aus dem 15. Jahrhundert gaben sich dort ein Stelldichein. Viele historische Gruppen und Händler, nicht nur aus der Umgebung Ambergs, sondern einfach nur „Fußvolk“ in historischem Gewand, verwandelten an diesem Wochenende Amberg in ein mittelalterliches Lager. Übernachtet wurde in Zelten mit teilweise üppiger Ausstattung, wie sie früher nur adelige Ritter, wenn sie auf Turnieren unterwegs waren, nutzten.

Natürlich war das Ritterturnier die Attraktion für Groß und Klein. Unter den teilnehmenden Kontrahenten wurden die Duelle ausgelost. Als Sieger ging jeweils derjenige hervor, der unter den strengen Augen des Kampfgerichts die meisten Treffer erzielte. Im mit Spannung erwarteten ersten Gefecht des Tages ließ Ritter „Franz Holmeier zu Schrobenhausen“ seinem Gegner „Ben zu Solka“ keine Chance.

Böllerschüsse aus vollem Rohr

Auch die „Amberger Feuerwache“, sonst im Wingershofer Tor zu Hause, war mit ihren Geschützen vertreten. Mit „Höllerland“ und der „Schwarzen Barbara“ jagten sie 250 Gramm bzw. 100 Gramm Schwarzpulver als Böllerschüsse in die Luft. Ihr größtes Geschütz, „Die Hölzerne“, Kaliber 98 mm, stand nur als Schaustück bereit.

Aus Niederbayern war eine ganze Truppe angereist, die sich dem Sticken und Weben verschrieben hat. „Landgraf de Mutina“ heißt diese Gesellschaft, deren Damen das Sticken oder das „Fingerweben“ perfekt beherrschen. Und wer sein Messer oder sein Schwert schleifen lassen wollte, für den wartete gleich am Stand nebenan der Scherenschleifer, extra aus Mittelfranken angereist.

Natürlich macht so ein Brunnenfest auch hungrig. Unter der Leitung des fürstlichen Chefkochs, der im bürgerlichen Leben auf den Namen Heinz Brandl hört, wurde für die zahlreichen Ehrengäste ein fünfgängiges Menü zubereitet, das sicher auch Pfalzgraf Philipp und seiner holden Margarete von Bayern-Landshut gemundet hätte: Griebenschmalz auf Schnittlauchbrot, dazu Leberspätzlesuppe als Vorspeise, glacierte Entenbrust bzw. mit Honig eingestrichener Parmaschinken als Hauptspeise, alles zubereitet „original“ wie vor 500 Jahren. Den vielen Helfern von „Cantus Ferrum“ ist es an diesem Wochenende wieder eindrucksvoll gelungen, Geschichte erlebbar zu machen.

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