Musik
André Rieu: Der ewig junge Walzerkönig

Mit Klassik-Evergreens und Humor erobert der Niederländer seine Fans in Regensburg. Die sind begeistert und gehen voll mit.

25.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:20 Uhr
Angelika Lukesch

Immer ein Lächeln auf den Lippen: André Rieu bei seinem Konzert in Regensburg Foto: Jens Niering

Kaum erscheint der niederländische Musiker André Rieu auf der Bühne der Donauarena, drängt sich ein Gedanke auf: Dieser Mann scheint nie älter zu werden! Der mittlerweile 68-jährige Maastrichter, der auf Fotos stets lächelt, scheint sich im Laufe der Jahrzehnte kaum zu verändern. Nach wie vor trägt er seine Haare lang, allein graue Schläfen zeugen davon, dass auch an diesem gut gelaunten und dem Publikum sehr zugeneigten Superstar die Jahre nicht komplett spurlos vorübergehen. Und dann ist da ja auch noch seine Musik, die sowieso alterslos und schön ist.

Rieu begeistert sein Publikum auf der ganzen Welt – und dies schon seit mittlerweile 30 Jahren. Im Januar startete seine Welttournee 2018 in Oberhausen, die ihn in zwanzig deutsche Städte führt. „Wissen Sie, dass ich heuer schon zum 20. Mal in Regensburg gastiere? Ich bin ein glücklicher Mensch“, schmeichelt Rieu, wie immer elegant gekleidet in Frack und Hemd mit Brosche am Hals. Die Zuschauer jubeln, denn das Phänomen André Rieu nutzt sich nicht ab.

Zu Beginn ein markiger Marsch

Der Mann mit der Stradivari beginnt das Konzert in der Donauarena mit einem markigen Marsch, zu dessen Klängen das 60-köpfige Johann-Strauß-Orchester winkend in die Arena einmarschiert und auf der Bühne Platz nimmt. Auf diese Weise kann das Publikum all die Musiker und vor allem auch die schönen Roben der Damen ganz aus der Nähe betrachten und bewundern. Rieu begrüßt gut gelaunt und wie immer auch mit einem Fünkchen Verschmitztheit sein Publikum und fordert die Fans auf, „die Musik zu genießen“. Sein Ensemble, betont Rieu, bestehe aus 13 Nationen. Die ersten drei Sänger, die „Platin Tenors“ mit Gary Bennett aus Tasmanien, Bela Mavrák aus Ungarn und Eric Reddet aus Frankreich lassen ihre gewaltigen Stimmen zum Lied „Granada“ von Augustín Lara erklingen.

Im Laufe der Show werden sie andere wunderschöne Arien vortragen, wie zum Beispiel „Nessun dorma“ aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini. Auch die hochkarätigen Sopranistinnen Jiin Lee, Jao Ling, Donji van Dorn und Anna Majchrzak tragen zum von Rieu zusammengestellten Füllhorn an allseits bekannten und nie verblassenden musikalischen Leckerbissen bei, die an diesem Abend dem Publikum dargeboten werden. Die beiden Chinesinnen entzücken die Fans sogar mit einem Lied aus ihrer Heimat.

Das Publikum wird von Rieu insgesamt erstklassig bedient. Neben einer sehr klugen Auswahl an bekannten Stücken sind auch die exzellenten Musiker und vor allem die Musikerinnen schön anzusehen: Roben im Barock-Stil mit prächtigen Farben, die Herren alle im Frack und Fliege. Das wechselnde Hintergrundbild verströmt einen Rausch an Farben und Impressionen, die die Emotionen, die die Musik verursacht, noch verstärken.

Der „Schlittschuhwalzer“ von Émile Waldteufel erklingt und dessen hell-frostige-lebensvolle Musik nimmt die Fans mit auf eine Eisfläche unter blauem Himmel. Etwas Komik darf bei einer guten Inszenierung aber natürlich nicht fehlen, bei Rieu ist sie sowieso immer mit dabei. Die Blechbläser geben während dieses Walzers vor, Schlittschuh zu laufen und die Aufwärmung durch einen Schnaps gehört dazu. Auch Menschliches trägt zum Erfolg der Show bei. Die Klarinettistin Manou, erzählt Rieu, sei an Brustkrebs erkrankt gewesen, habe ihn aber besiegt. Die Kameradschaft im Orchester, das nun seit dreißig Jahren zusammenspielt, sei groß und der Spaß komme dabei nicht zu kurz. Kein Wunder also, dass auf der Bühne die Champagnergläser kreisen, die Pianistin zu „Tutti frutti“ auf dem Flügel steppt und Manou zusammen mit der Münchner Dudelsackgruppe „Claymore Pipes and Drums“ Dudelsack spielt. Die gute Laune des Orchesters trägt wesentlich zum Erfolg des Musikabends bei. Als der Walzer „An der schönen blauen Donau erklingt, beginnen die ersten Paare zu tanzen.

Zum Ende geht es richtig rund

Der Zugaben-Teil des Konzerts wird dann durch die lautstarken „Zugabe- Zugabe“-Forderungen des Publikums – ein Ritual, das Rieu gleichzeitig mitspielt und inszeniert – zum längsten Teil des ganzen Abends. Hier legen Rieu und sein Orchester noch einmal richtig zu. Der Radetzky-Marsch ist dabei nur der Anfang einer Abfolge von ganz unterschiedlichen Evergreens, bei denen die meisten Fans mitsingen können. Die Zahl der tanzenden Paare steigt sprunghaft. Ein Wechselbad der Genres entzückt die Fans, angefangen bei „Libiamo“ von Giuseppe Verdi, über „Tutti frutti“, der „Nordseeküste“, einem Opern-Potpourri und „Amazing grace“. Die Halle tobt bei „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“.

Der umjubelte Rausschmeißer ist dann Rocco Granatas ewiger Hit „Marina“. Ein hochzufriedenes Publikum verlässt die Donau-Arena, gesättigt von schöner Musik und getragen von dem Gefühl, mehr als das bekommen zu haben, was es erwartet hatte. Anna Michelstetter aus Niederbayern etwa schwärmt: „So wunderschön habe ich es mir vorher gar nicht vorgestellt. André Rieu macht mich einfach einen Abend lang glücklich.“

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