Prozess um Häftlingsmord
Angeklagter tot in JVA Amberg entdeckt

Konstantin F. stand wegen einer Messerstecherei in der JVA Straubing vor Gericht. Nun wurde er tot in seiner Zelle gefunden.

13.03.2012 | Stand 16.09.2023, 21:04 Uhr
Martin Anton

Regensburg.Seit mehr als vier Monaten läuft der „Russen-Mafia“-Prozess bereits. Es geht um den Mord an einem Häftling der JVA Straubing. Seit Dienstag ist der Hauptangeklagte tot. Um 6.25 Uhr wurde Konstantin F., der seit November in Regensburg vor dem Schwurgericht stand, leblos in seiner Zelle in der JVA Amberg aufgefunden. Birgit Eisvogel, Sprecherin des Landgerichts Regensburg, bestätigte den Tod des 45-Jährigen. Laut Eisvogel gibt es keine Hinweise auf Fremdverschulden. Der Angeklagte hatte sich vermutlich erhängt. Genaueres soll eine Obduktion in der Gerichtsmedizin am Mittwoch ergeben.

Bereits am Montag hatte Konstantin F. für Schlagzeilen gesorgt. Während des Prozesses am Landgericht Regensburg war der 45-Jährige im Gerichtssaal zusammengebrochen und mit Verdacht auf einen Herzanfall in die Uniklinik Regensburg gebracht worden. Die behandelnden Ärzte stellten jedoch, wie der Anwalt des Angeklagten, Matthias Klose, auf MZ-Nachfrage erklärte, keinen Grund fest, ihn stationär zu behandeln. Daher kam der Angeklagte am Abend zurück in die JVA Amberg. Dort starb er in der Nacht von Montag auf Dienstag.

War der Zusammenbruch simuliert?

Regierungsdirektor Peter Möbius, stellvertretender Anstaltsleiter der Amberger JVA erklärte, der Häftling sei „immer sehr höflich und neutral“ gewesen. Es habe keinerlei Hinweise auf eine Suizidgefahr gegeben. Der Zusammenbruch vor Gericht, so seine Vermutung, sei vielleicht „simuliert gewesen, um eine Flucht zu versuchen“. Über die wahren Hintergründe kann nur spekuliert werden.

Der Anwalt des Verstorbenen sagte, die Nachricht vom Tod seines Mandanten hätte ihn völlig überrascht. Konstantin F., der bereits wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt war, sei stets „nett, höflich und gefasst“ gewesen. „Ihm war klar, dass dieser Prozess für ihn nicht gut ausgehen würde“, sagte Klose. Konstantin F. war vorgeworfen worden, im Oktober 2008 bei einer Messerstecherei in einer Zelle des Straubinger Hochsicherheitsgefängnisses einen Mitgefangenen getötet zu haben. Bei der Bluttat starb ein Häftling durch einen Messerstich, ein weiterer wurde durch Stichwaffen schwer verletzt. Ein Machtkampf in der Hierarchie der russischstämmigen Gefangenen soll ein Auslöser für die schreckliche Tat gewesen sein. Da die sogenannte „Russen-Mafia“ hinter den Vorgängen vermutet wird, findet der Prozess seit November unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Mit dem Tod des Hauptangeklagten wird das Verfahren gegen ihn eingestellt werden. Der Prozess gegen seine drei Mitangeklagten, denen Mord und Mordversuch an Häftlingen, beziehungsweise Beihilfe dazu zur Last gelegt wird, wird voraussichtlich fortgesetzt, erklärte die Landgerichts-Sprecherin.